Sehr werther und verehrter Freund
Durch den Uberbringer dieses den Herrn Mahler Grahl aus Berlin benutze ich die gute Gelegenheit Sie zu begrüßen, und mündliche Nachrichten mehr, von uns in weiter Entfernung zukommen zu lassen, daß es nemlich mit der Gesundheit gut geht, und mit den Arbeiten ebenso, und keinen sehnlicheren Wunsch hege als in einem Jahr wie ich mit Gewißheit hoffe Sie wieder im schönen Rom zu umarmen, um einige Monathe miteinander vergnügt zu leben, wie es sonst soviele Jahre nach einander geschah.
Zugleich empfehle ich Ihnen den Uberbringer, daß Sie sich seiner als Freund und leitender Lehrer annehmen mögen, auch zu verhüten daß er nicht in die Hände der leidigen Nazarener gerathen möge, in diese incurable schlechte Mahlerschule, sondern daß er wo möglich nach alter Weise das Rechte thue, um etwas ordentliches zu lernen, und seine Zeit gut zu benutzen, wie Sie es an mir selbst und anderen erwiesen haben.
Nun leben Sie wohl und behalten mich lieb. Alle Welt hier grüßt Sie aufs herzlichste,
Ihr
Berlin 6. Octobr. 1821 | aufrichtiger Freund |
Chr. Rauch