Rom 28 März 1854
Lieber Thiele
Lange ist es mein Vorsatz gewesen an Dich zu schreiben und wie Deine Tochter mit Wilde am 12 d. von hier reiste, versprach ich beiden es zu thun. Obgleich ich sie beide am Morgen noch in ihrer Wohnung noch besucht wollte ich am Thor ihr einen Blumenstrauch auf dem Weg geben, jedoch noch kaum auf dem Piazza del Popolo angekommen, wollte [sic] beide Wagen davon und ich hatte das Nachsehen,
Am 11 d. habe ich noch einen Brief Deiner Tochter mit den meinen, für Dich auf die Post gebracht, so daß Du ihre Abreise mit der Familie Knuth erfahren hast. Sowohl Wilde als Frau versprachen gleich nach ihrer Ankunft in Florenz zu schreiben; ich sendete ihnen 3 Briefe, von diesen waren zwei von Deiner Hand nach, jedoch weder sie noch Knuth, ließen etwas von sich hören. Es befiel mich eine gränzenlose Angst, was ihnen widerfahren sein konnte
Am 25, sendete ich an Wilde den letzten der drei Briefe, den legte ich in einem [sic] meiner guten Freunde ein, mit der Bitte, diesen selber zu übergeben und ihnen mit Rath und That zur Seite zu stehen, kurz alles für sie zu thun und mir umgehens Nachricht zu geben. Du glaubst es nicht, wie herunter Wilde nach der Krankheit war, eine solche Schwäche bei einem so kräftigen Mann hat wohl nie Jemand gesehen u der Dr Maggiorani, war gar nicht mit der Abreise einverstanden, allso [sic] meine Angst vergrößerte sich mit jedem Tag, bis so eben schreibt mir Graf Knuth unterm 26 d. daß er alle Briefe mit Einlagen (für Wilde) richtig empfangen (auch er meinte, es würden nach seiner Abreise keine Briefe mehr für ihn kommen, ganz wie Wilde) er wollte in wenig [sic] Tage, über Bologna, Venezia Wien in einem Zug nach Kop. wo Du ihm [sic] bald sehen wirst. Hier seine Worte zum Trost: „Unsere Reise mit Wildes war sehr glücklich u angenehm indem seine Kräfte über Erwartung zunahmen, so daß er u seine Frau schon nach ganz kurzem Aufenthalt von hier weiter nach Pisa gingen“. Den ersten Brief hatte er ihm gegeben den 2ten nach Pisa nachgeschickt, wo er hoffte daß er ihm zugekommen sei. Gott sei Dank es war mal wieder meine Angst, die mich so schwarz hat sehen lassen, jedoch die Gottlosen, hätten doch mal schreiben können. Von Campana u Canina viele Grüße, mit beiden haben sie bekannt werden sollen, wie ich Dir schrieb jedoch, erst das Unwohlsein Deiner Tochter dann die Krankheit Wilde hat es vereitelt. Sigr Marchese Campana hat sich mit einer Engländerin verheirathet und macht ein angenehmes Haus, er hat sich ein Palast gekauft u seine Sammlung sehr vermehrt. Er bedauert es wirklich die Bekanntschaft Deiner Tochter nicht gemacht zu haben u daß sie seine eturischen [sic] Goldsachen nicht zu sehen bekommen hat.
Nun auch der Grund warum ich schreibe, nemlich ein Römer wünscht Dein Werk über Thorvaldsen mit seinen Werken in Kupferstichen zu erhalten, will aber vorher wissen, ob eine französische Ausgabe zu haben ist, wonicht so nimmt er die deutsche und wie wohl alle Theile Text u Kupfer kosten? Dies bitte ich mir zu schreiben und nun konnte ich schließen, jedoch es ist noch weißes Papier und noch einige Augenblick [sic] zur Post u willst noch etwas von unsern Künstlern, hören Graf Knuth hat bei Holbeck u Borch zwei Statuen, kleine, bestellt bei Hammer zwei Gemälde, so auch E. Meyer, Læssoe u Thöming, letzterer ist leider noch immer nicht hergestellt. Auch bei Muhle einige Conchylien. Graf Moltke bei Holbeck, Læssoe eine große Landschaft. Bei Muhle zwei Conchylien, so wie eine Büste bei einem Italiäner. Auch er hat Acquarellen bei Meyer genommen, so auch Gf Scheel u Baron Juel Rysensteen u Cap. Stampe. Bissen der mit seinem Sohn nach Neapel abgereist ist, hat die Büste von Knuth modelirt. E. Meyer geht es körperlich nicht gut, jedoch geistig ist er oben auf. Kolberg bekomme ich selten zu sehen. Alle diese Bestellungen kommen mir auf dem Hals und obgleich ich es gerne thue, so habe ich danach keinen Dank daran, jedoch Du kennst dieses u die lieben Künstler, besser als ich.
Bissen hat mir noch nicht geschrieben, weiß nicht ob er schon von Neapel fort ist. Er geht von dort zu Wasser nach Livorno, Florenz über Genua Paris nach Kop. Ich weiß nicht mal gewiß ob er von Cararra schreiben wird. Deinen Brief wegen Thorv. Museum hat er beantwortet. Ich benutze heute die Gelegenheit dieses in einen Brief an Collin einzulegen und schließe mit der Bitte, Deine gute Frau zu grüßen so auch Deine Kinder, wovon deine Tochter mir hat erzählen müssen. Auch grüße Tanta fama, Gamst so wie alle Bekannte. Meine Wirthin erkundigt sich oft nach Euch u hat mit Wilde gesprochen u als Driter [sic] Rath gegeben, sie hat jetzt 4 Knaben u ein Mädchen allso zahlreiche Familie. Ricci geht es gut u ich gehe oft zu ihm, er hat zwei Töchter u einen Sohn alle wirklich hübsch u nun Addio Dein
I. Bravo.