Rom 14 April 1848.
Lieber Thiele
Du wirst denken, wohl aus den Augen, wohl aus den Sinn und doch ist dem nicht so. Oft, oft habe ich an Dich an Deine Familie und an alle Freunde, nicht allein gedacht auch einen Brief für Dich angefangen doch jetzt nachdem ich ihm nachgelesen, schmeekt [sic] es nicht mehr, Alles hat sich seitdem verändert, Gott und wie gräulich verändert. Wozu wird dieses Treiben führen, werden sich alle Banden der menschlichen Gesellschaft lösen, sollen wir alle Gräuel des finsteren Mittelalters erneuert sehen? Ach der schönen Tage wo ich so glücklich in Deinem Hause war, selbst wie ich Dich in Carlsbad, spärter [sic] in Hamburg und zuletzt in Kopenhagen traf wer hätte damals gedacht daß nach wenigen Monden die ganze Welt sich umgestalten werde. Wenn ich auch im geringsten nicht muthloß bin und sogar hoffe aus all dem Uebel entsteht am Ende doch etwas Gutes, so ist der Augenblick doch schlimm.
Lieber Freund, erlaube daß ich einige Worte des Dankes dir sage, welche in dem begonnen [sic] Brief standen, für alle die Liebe und Freundschaft währende meines Aufenthalt in Kop. Auch Deiner guten Frau gilt solcher Dank, ja ich weiß diese Freundschaft zu schätzen, sie thut jedem fühlenden Menschen wohl. Grüße auch den guten Gamst und Hr. u Frau Lund – Freund Bissen, wird dir vermuthlich schon gesagt haben, daß ich in der Kiste von Treschow, worin der Merkur von Thorv. in Gips eingepackt ist, in Carrara für Dich eine Tischplatte von Marmor, von Pavonaretto, habe mit einpacken lassen die Du so gut seyn willst als eine kleine Erinnerung anzunehmen. Ferner habe ich mein Versprechen gegen Deine Frau gelößt, nemlich, die Prinzessin oder eigentlich die Landgräfin ist am 11 d. von hier abgereist und ich habe der Hofdame, Fräulein Huygens ein Paquet unter Deiner Adresse mitgegeben, hierin findest Du für Deine Frau einen römischen Shawl, eine ditto Schürze und drei Halstücher für deine Söhne. Ferner findest Du in diesem Paquet, an meiner Schwester, Dronnigtvergade [sic] 242. 3 Sal, ein Päckchen, ein ditto für Prof. Abrahms, ein ditto an Procurator Brock und ein ditto für Kriegsrath Hyllested, sey so gut und laß diesen allen ihre Sachen zukommen, indessen grüße diese wenn Du sie zufällig siehst und verkünde ihnen daß sie diese Sachen zu erwarten haben. Solltest Du Fräulein v. Rosen zufällig treffen so sey so gut und sag ihr daß ich den für sie gekauften Shawl dem Fräulein v. Huygens mitgegeben. Da ich nun mal im Zuge bin, so sey ferner so freundlich und sage Etatsrath Thomsen, daß ich der Frau Landgräfin jenes türkisches Gefäß, worüber ich ihm unter 8 d. schrieb für ihn mitgegeben und daß er sich bei I. Könichl. Hoheit bei ihrer Rückkunft melde.
Durch das beifolgende Schreiben an die Akademie, wist Du ersehen daß ich für Kolberg zwei Kisten geschickt, in der großen Kiste ist außer seinen Arbeiten, eine Kiste mit Bücher für Goldschmidt, ein Pack Bücher für Moldenhauer, ein ditto für Listow, 2 etrurische Schädel für Prof Eschrich, welche ich ihm bei meiner Anwesenheit versprach und woran der eine von ganz besonderer Schönheit ist und gewiß ein Schmuck der Sammlung seyn wird. Ferner ist in dieser Kiste noch eine Rolle, enthaltend 1 Exemplar Missale Romanum &c Propagande, neueste vermehrte Ausgabe in 1 Vol, indem die von 1826 bereits vergriffen ist. In der kleineren Kiste ist beigepackt ein Pack Bücher von Kolberg, ein ditto für Kofod Hansen und ein ditto für Winther. Nimm Du Dich der Sachen etwas an, sonst gehen sie verlohren und man fällt über mich her.
Ich bin den Winter über ordentlich angespannt gewesen, denn außer der Landgräfin, waren dieses Mal sehr viele Landsleute hier und dieses ist auch Ursache daß Du keinen Brief erhalten. Die Landgräfin, hat hier sehr gefallen und wie ich nach dem bloßen Umgang urtheilen kann, ist sie eine liebenswürdige Dame. Es war eine traurige Zeit wie die Nachricht von dem Tode des Königs hier eintraf und Du kannst Dir denken wie doppelt traurig für mich und dabei sollte ich der Landgräfin und der Prinzessin noch die Nachricht sagen. Ich habe damals gleich unserm jetzigen König geschrieben und unsere Künstler empfohlen. Dein Brief vom 22 Januar damals wurde von allen Landsleuten mit Gier gelesen. Doch jetzt weiß ich nicht was ich denken soll, Schleswig Holstein in offner Rebellion, Rendsburg in ihre Hände, Hülfe von Preußen und Hannover zugesagt, das Ministerium verändert, so weit sind wir durch die Allg. Zeit. unterrichtet doch seitdem 6 Tage fehlen uns alle weitere Mittheilungen, indem die Posten nicht mehr durch die Lombardei können. Am 9 d. traf die Landgräfin von Neapel kommend, wo sie bis Ostern bleiben wollte, hier ein. Sie hatte mir einige Worte von dort geschrieben u ich hatte ihr ein paar Zeilen u Lassciapassare bis Terracina entgegen geschickt. Auf Erkundigung hatte ich erfahren daß der Weg über Ancona u Triest noch zu passiren sey und so reiste sie am 11 d früh mit Briefe u Empfehlungen dahin ab um sich heute den 14 in Ancona aufs Dampfboot einzuschiffen. Es wäre wohl gut wenn Du dem Landgrafen dieses mittheilte denn wie keine Briefe kommen, so sind die welche ich nach Dännemark sendete schwerlich durch die Lombardei gekommen und der Landgraf ist vielleicht in Sorgen, wenn sie nicht gleich von Wien an ihn schreiben. Es war am 10 d. eine schlimme Scene für mich sowohl ihr als der Prinzessin Auguste alle diese Geschichten zu erzählen indem sie in Neapel noch nichts davon gehört. Ein Brief den ich ihr übergab, ging nur bis zur Deputation der Holsteiner bei ihrer Ankunft in Kop. Wie soll das Ende dieser Begebenheiten werden, werden die Schweden nicht Dännemark zu Hülfe eilen? Doch sagt mir Fogelberg heute daß es in Schweden gleichfalls bedächtig aussieht. Du kennst meine Gesinnungen, ich bleibe meinen Eid getreu, es mag werden wie es will, ich bin dänischer Beamte und als solcher habe ich mich hier ausgesprochen. Ist denn gar kein Mittel vorhanden um es nicht zu dem Aeußersten kommen zu lassen, o! der bösen Zeit; Bürgerkrieg! Ich wollte der Papst hätte etwas besseres angefangen und die Franzosen mit Ludwig Philip an der Spitze die Sache nicht bis zur äußersten Gränze gebracht. Bis her hab ich noch gar nicht davon gedacht wann und wie ich diesen Schreiben abgehen lassen wollte, als in dem Augenblick der Capt. Wichfeld eintritt, (dessen Frau um 11 Dec. v. J. hier starb u wofür ich Grab & & machen lassen mußte) der mit Frau Friis u Tochter von Neapel gekommen u statt bis nach Ostern hier zu bleiben, heute Abend über Civita vecchia nach Genua abreisen will u so wird er dies bis dahin mitnehmen u unser Consul soll es von letzterer Stadt, auf die Post geben. Ich habe an das Ministerium auf diesem Weg bereits früher geschrieben. Es ist ein peinliches Gefühl, wenn man weiß das Vaterland ist in Gefahr u da bleiben alle Nachrichten aus, was man sich für Sorgen und Vorstellungen macht. Die Landsleute kommen einer um den andern um etwas Neues von mir zu hören. Unter unsern Künstler hat sich ein Verein gebildet um eine Geldsammlung zu veranstalten, womit man die dänische Sache unterstützen will. Wenn auch keine Tausende zusammen kommen, so ist das Schärflein doch vom Herzen dem Altar des Vaterlandes geweiht. – Durch Kammerherr v. Blücher habe ich den Auftrag erhalten das Monument für die verstorbene Prinzessin, verbessern und vergrößern zu lassen. Es war des König erster Gedanke wie er Proclamirt war an seine Mutter zu denken. Mit dieser Arbeit bin ich für den Augenblick beschäftigt. Von Meyer viele Grüße, es geht ihm im Ganzen etwas besser seit er seine unsinnige Wasserkur aufgegeben und einen tüchtigen Arzt zu rathe gezogen. Marstrand war so eben bei mir, er grüßt dich recht freundlich. Er hat seine beiden große [sic] Gemälde zur Ausstellung nach Kop. abgeschickt, basta daß sie nur zur rechten Zeit durch die Lombardei gekommen. Selber will er bald fort, nur weiß er noch nicht welchen Weg er nehmen soll u ich hab ihm gerathen die ersten 14 Tagen noch abzuwarthen bis wohin sich die Sachen entschieden haben müssen. Hier selber sieht es traurig aus, alle Freunden [sic] ziehen fort und es ist ein großer Geldmangel, weil alle Welt das baare Geld zurück hält. Der Papst ist im Krieg mit Oesterreich und dennoch bleibt der österreische Botschafter hier. Sonderbare Zeiten
Ich bekomme heute nicht Zeit alle gestellten Fragen zu beantworten worüber Du nächstens mehr erfahren sollst. Doch für heute diese:
1) Miss. Mackenzie hier ihre Inschrift auf ihrem Grabe [indskud i venstre margen] protestantische Kirchhoff bei Monte Testaccio [indskud slut]: Sacred to the memory of Frances Catherine Machenzie of Seaforth, who departed this Life in Rome 24 Febr 1840. Also die Versöhnung mit Thorv. fällt vor seiner Abreise nach Dännemark 1838 und muß deshalb im Winter von 1837 auf 1838 gemacht seyn.
2) Die Restauration von Marc Aurel auf dem Capitol im Jahr 1836 wurde von Thor. selber an Ort u Stelle vorgenommen und betrafen nur kleine schadhafte Stellen, als am Huf des aufgehobenen Vorderbein des Pferdes so wie andere Kleinigkeiten an der Figur selber. Das Pferd selber fand man voll von Schut [sic], welches auf Thor. Rath herausgenommen wurde und durch eiserne Stangen oder Gerippe im Innernes [sic] des Pferdes und der Statue, die Haltbarkeit des ganzen Monument gesichert. Thor. war bei diesen Unternehmen als Prof von S. Luca, so wie als Mitglied der Commission zur Erhaltung der Alterthümer, beschäftigt u thätig.
3) erste Testament
4) der Aufrurh [sic] 1831 beide Punkte nächstens
5) das Basrelief zu Raphael, war eine bloße Idee von Thor. veranlaßt bei der Auffindung der Gabanie im Pantheon und woran ein bestimmt daselbst aufgestellt zu werden.
6) Das Basrelief, das junge Mädchen mit dem Vogel spielend, ist ganz alleine und gehört zu keiner Suite, es soll eine Episode nach der Natursegen und bloß den Doppeltsinn der Italiener (Uccello u Priapo) andeuten.
7) die 14 Basrelief, Musen, Grazien, Apollo u die Mnemosyne, sind Compositionen des Künstler ohne weitere Bestimmung als um ihrer selbst willen geschaffen.
8) Das Basrelief, Genio, 1836 modelirt, war eine Idee zu Schillers Monument aber später bei Seite gestellt, dahingegen das andere Basrelief, Glaube Liebe, Hoffnung, in der selber Form [tegning] ist reine Composition und Thor. hat sich nie bestimmt darüber ausgesprochen.
Jener Brief Albano 12 Juni 1803 unterschrieben von Fra Luigi Tormenti, ist eine Mistification und beweiset nur daß Thor. zur Zeit wo Uhden noch mit der Sigra Maria lebte, schon ein Verhältniß hatte, welches hier noch die elteren Leute sich erinnern. Sie selber war Dienstmädchen bei Zoega, wo Uhden sie sah.
Jetzt lebe wohl, schreibe mir nun recht bald und mache es nicht wie ich, sondern laß mir bald wissen wie Du und die Deinen leben. Wie Deine Stellung ist was aus den Kunstsachen des verstorbenen Königs wird. Wie der neue König sich zu den Künstlern gestellt & &. Grüße alle Bekannte besonders Bissen, den Du sagen kannst, daß seine Sachen noch immer nicht von Carrara angekommen, da das Wetter die Schiffe dort zurück hält. Lebe wohl, Gott erhalte Dich gesund dies wünscht vom ganzen
Herzen Dein Freund I. Bravo
[I venstre margen foroven på anden side:]
Thomsen
[I venstre margen forneden på fjerde side:]
Bissen