Die zur Errichtung
des öffentlichen Monuments
für
Johann Gutenberg
gebildete Commission
Mainz, den 4 Septemb. 1833.
Sr. Hochwohlgeboren
dem Herrn Ritter von
Thorvaldsen in Rom
Welche freudige Überraschung war es der obenbenannten Commission, als zuerst Hr. Heuß uns meldete, er habe in Ew. Hochwohlgeboren Werkstätte die Idee zu Gutenbergs großem Standbilde in Thon modellirt gesehen; wie steigerte sich aber diese Freude, als bald darauf die Zeichnung nach dem Modelle selbst anlangte, und fast zu gleicher Zeit auch der K. Hänövr. Geschäftsträger in Rom Hr. Ritter v. Kestner hier eintraf und uns Kunde gab, mit welcher Theilnahme Ew. Hochwohlgeboren sich bisher mit dieser Idee beschäftigt hätten und immer noch auf denen Vervollkom[n]ung dächten.
Nach unserer Meinung, das heißt aller Mitglieder der Commission ohne Ausnahme, entspricht die gegebene Idee durch Einfachheit, Größe und Würde ganz den Ansprüchen welche man auf dieses Werk machen kann. Der Charakter eines Erfinders in der ruhigen Haltung und mit wenigen aber den sprechendsten Symbolen ist ganz anschaulich gemacht und allgemein erfaßlich. Die gerade herabfallende Bekleidung hebt die schönen kräftigen Formen um so mehr hervor, das Gesicht trägt den Ausdruck des tiefen Ernstes, doch nicht ohne deutsche Gutmüthigkeit. Die zwei Figuren des Fußgestelles machen das Hauptsachlichste der Erfindung, das Anwenden mobiler Buchstaben zur Hervorbringung einer Anzahl Schriften, ganz anschaulich und beide Figuren leben auch in den wenigen Bleistiftzügen. Diese Einfachheit in der Erfindung des ganzen Monuments ist von Ew. Hochwohlgebohren zugleich wohl auch im Verhältniß zu den Mitteln, welche uns zu Gebote stehen, weislich gewählt worden und dadurch um so mehr die Hoffnung zur baldigen Ausführung fester begründet. Für diese edle uneigennützige Förderung unserer Zwecke sagen wir nun zuerst Ew. Hochwohlgebohren unsern innigsten Dank der gewiß der Größe der Wohlthat gleich steht und fügen dann noch die Bitte hinzu, das Angefangene nun auch dadurch zu vollenden und das Werk zu krönen, daß Sie nun das kleine Modell in der bewußten Größe unter Ihren Augen und dem stets lebeneinhauchenden Einflusse Ihres Geistes in Gips bearbeiten lassen und uns über die Wahl des Künstlers sowohl als die materiellen Kosten und das wegen der darüber hingebrachten Zeit billigerweise zu entrichtenden Honorar einige Auskunft zu geben; da wir mit Freuden bereit sind, einen Theil der schon bei der Stadt als Depot angelegten Gelder als Honorar für ein Modell zu verwenden, das unter Ihren Augen entstehend immer Ihren Namen trägt. Und möchte dies Werk noch zu der Zeit ins Leben treten, während welcher Ew. Hochwohlgebohren noch in Rom sind und es vielleicht mit Ihnen vollendet in das deutsche Land kommen, wo sich alles freut den Bildner unseres Gutenbergs besonders am Rhein u. zu Mainz, als einen Mitbürger, wozu ihn dies Werk gestempelt hat, fröhlich zu begrüßen.
Wenn Könige Monumente mit königlichen Kosten errichten und eben dadurch dem Künstler einen großen Theil des Dankes abgetragen zu haben glauben könnten, so sind wir im Falle, den Dank ganz und vollständig abtragen zu müssen, indem die Gabe uns frei von dem hohen Sinne des Gebers dargeboten wurde, und dieser dem großen Todten noch einen Theil von dem Ruhme willig abgiebt, welchen er sich durch des Unsterblichen Darstellung erworben hat. Einer gefälligen Antwort von Ew. Hochwohlgebohren entgegensehend hat die Commission die Ehre mit dankbarstem Gefühle und dem Ausdrucke höchster Achtung und Ergebenheit zu seyn
Eu. Hochwohlgeboren
Namens der Commission
I.B. Pitschaft | Dr. G.C. Braun |
Großh. Obergerichts u Praesident | Professor. |
als Präsident der Commission |