Neapel d 10 Januar 1832.
Lieber hochgeehrter Herr Torwaldsen
So eben erhalte ich einen Brief von meinem Bruder aus Berlin, mit der Einlage, die ich Ihnen hier zuschicke, aus Warschau. Ich wünsche, daß Ihnen das darin Mitgetheilte genügen möge; unterdeßen will ich meinem Bruder auftragen, sich von Zeit zu Zeit über den Fortgang der Arbeit berichten zu laßen, u. werde Ihnen was er mir meldet, alsdann mittheilen.
Ich benutze diese Gelegenheit, Ihnen von mir zu sagen, was Ihnen wohl unser Senff schon erwähnt haben mag, daß ich nämlich wegen mehreren Portraits, die man mir hier zu malen aufgetragen hat, den Winter über nicht nach Rom zurückommen kann. Zur Römischen Ausstellung hätte ich gern ein kleines Bildchen, das ich angefangen habe, fertiggemacht, indeß man treibt mich mit den Portraits (u. es ist eins darunter ganze Figur Lebensgröße) so sehr, daß ich es aufgeben muß. – Es ist übrigens, in Neapel so schön, daß es mich auch ohnedies nicht gereut, einen Winter, statt in Rom in Neapel zuzubringen.
Schön wäre es, wenn Sie, werther Herr Torwaldsen, jene Frühjahr einmal herkämen, und den so lange schon gefaßten Vorsatz in Ausführung brächten; wie herzlich würde ich mich freuen, u. wie schön wäre es, wenn ich im Museum u in Pompeji mit Ihnen, der Sie dieser alten schönen Welt so nah verwandt sind, u. angehören, umhergehen könnte. Ich will Ihnen auch gern, wenn Sie von den schönen zu letzt gefundenen Sachen, die Sie noch nicht gestehen haben, gern copiren, was Sie wollen; aber schieben Sie es nicht länger auf, u kommen Sie zum Frühjahr her!!!
Sie haben andrer[s]eitig wohl schon von dem herrlichen Mosaic gehört, eben so auch wohl von dem Sphinx aus Cararischen Marmor, dieser Letztere würde Sie besonders intereßiren, weil es bemalt ist, u. von einer Bildung, wie bisher noch keins gefunden worden.
Leben Sie wohl! Grüßen Sie gefälligst alle Bekannte u. Freunde von Ihrem Sie herzlich
liebenden u verehrenden
Eduard Magnus