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Es ist unmöglich, alle Einzelheiten dieser reichen und immer wechselnden Composition herzuzählen. Zur Ehre des sinnvollen Künstlers aber muß gesagt werden, daß er nicht nur mit aufmerksamem Auge das Landleben und die Beschäftigungen der Landleute in ihren wichtigsten Verhältnissen aufgefaßt, sondern auch mit einem feinen Blicke das Charakteristische sowohl als das Schöne daran herausgefunden und wiedergegeben habe. Das Costüme schwäbischer Bauern und Weingärtner ist mit genialer Freiheit behandelt, so daß Alles zu einer plastischen Form und zu anziehenden, lebenvollen Gruppen sich rundet, ohne den lokalen Charakter und das nationale Gepräge zu verlieren. Man hat in Thorwaldsen’s und Rauch’s neuesten Werken vielfache Belege für die große Kunst, das moderne Costüme der höheren Stände, den Professorsmantel, die militairische Kleidung, den Predigerrock auf eine dem ästhetischen Gesetze entsprechende Weise zu gebrauchen. Hier sieht man die Männer und Weiber des Landvolkes in der mannigfachsten Abwechslung und doch überall wohlgefällig und schön ihr Costüme beibehalten. Die schwäbische Zipfelkappe legt sich nach Art der phrygischen Mütze; der linnene Rock wird der Tunika ähnlich; die Beinkleider weiten sich faltig und reich. Besonders die weiblichen Gewänder geben sich zu aumuthiger Benützung.
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