[…] Wochen gelegen und ist fast immer ohne Besinnung gewesen. Bei Hopfgarten bin ich noch nicht gewesen, auch habe ich Ihre Grüße bei Thorwaldsen noch nicht bestellt, ich wollte in diesen Tagen zu ihm hingehen. Ich schrieb Ihnen, daß man ihn sehr anfeindete wegen dem Monumente des Papstes und ihm Schuld gab, er hätte die Figuren so klein gehalten, um Kosten zu ersparen, deshalb macht er aus eigenem Antrieb 2 sitzende lebensgroße Engel, einer mit dem Stundenglas, der andere schreibend, sie kommen an die Seiten des päpstlichen Stuhles, er hat jetzt mit unglaublicher Schnelligkeit beide Modelle gemacht, die nun bis die Marmorfiguren vollendet sind während dem ihre Stelle einnehmen werden. Wolff und Wredow danken sehr für Ihren Gruß. Ersterer modellirt einen Krieger, der sich die Beinschienen anbindet, er modellirt sehr schön, und mit außerordentlichem Tackt, Wredow arbeitet oder legt vielmehr an einen bettelnden Knaben, worüber sich noch nichts sagen läßt. Er hat nach langer Zeit seine Büste der Kaiserin Katharina für Walhalla in Thon vollendet, sie ist sehr hübsch geworden. Er ist ein kleiner närrischer Kauz, gewaltiger Politiker, der aber auch an keinen Krieg glaubt, wenn ich etwas vom Gegentheil gehört, geh ich zu ihm und hol mir Trost und dann spricht er mit solcher Energie aus, als hätte er die Kriegswaage in den händen, er hält sich nicht zu uns jungen Leuten, sondern geht nur mit den Alten. Er hat übrigens viel Freundlichkeit und Gefälligkeit zu mir, so wie auch Herr Wolff, der mich neulich in verschiedene Ateliers führte, ich war mit ihm bei Weichert und Gibson und habe mich bei ersterem an der überaus naiven und graziösen Nymphe, die ins Wasser steigt, ergötzt, auch die Tänzerin ist sehr schön nur vermiß ich die ernsten Darstellungen, welche die Skulptur fordert, es werden so viele reine Genrestückchen gemacht, Sachen, die selbst der Maler kaum wählen würde, und – ein Schäfer, ein Jäger pp. ist das höchste, Gegenstände, worin gar keine Idee ausgesprochen ist. Die Italiener wie Barozzi und andere sind noch schlimmer, sie versinken fast in der Weichlichkeit und – eine sich putzende Nymphe, eine Venus mit dem Amor ist die höchste epische Idee für sie. M[? unleserlich] hat für das Monument für Torlonia die Charitas in Gips vollendet. Die Industrie wird schwächer, weil er sich keines Maniquins bedient. Bei Tenerani und Finelli war ich noch nicht. Die runden Figuren sieht man überall leidlich, hübsch, auch schön gemacht, doch von Reliefs kaum einen Begriff. Siebrecht hat Hoffnung die Gruppe Paris u. Helena, die er in Paris gemacht hat, hier in Marmor auszuführen. Iahn hatte neulich eine Skizze aufgebaut, wo er aber nicht wußte, was er aus der Stellung machen sollte, ob eine Psyche oder Hebe, er geht übrigens im hausfarbenen Rock umher und hat das halbe Gesicht in einem ungeheuern Bart stecken, er kommt mir immer in dem weißen Rock mit dem Bart wie ein Eisbär vor. Robert hat ein wunderbar schönes Bild, eine Aerndte in den pontinischen Sümpfen (Figuren halbe Lebensgröße) gemalt, es ist so großartig aufgefaßt und so herrlich gemalt, daß man meint, man sehe ein historisches Bild vor sich.
den 6. Jan. Mathiä arbeitet an seinem Relief, wovon ich Ihnen im letzten Brief schrieb, fleißig, er ist sehr betroffen, daß seine Figur “der Bogenschütze” nicht angekommen, sondern wohl unterwegs zu Grund gegangen ist. Er hoffte durch diese Figur Geld in die Hände zu bekommen, durch welches er sich seines Versprechens zu Ihnen zu entledigen gedachte. Auch seine Pension ist von Berlin noch nicht angekommen. Eben fällt mir eine Unterlassungssünde ein, nämlich Ihnen sowohl Glück zum neuen Jahr als zu Ihrem Geburtstag zu wünschen, Sie nehmen es, als für aufmerksam geschehen an, und wissen ja, daß Niemand Ihnen herzlicher alles Glück wünschen kann als ich. Herr Wolff grüßt bestens und erwartet einen Brief, erst jetzt ist der Stein von Calandrelli fertig geworden, nach dessen Aussage soll es deshalb so lange gedauert haben, weil es so tief gearbeitet war, und er erst nach vielen Nacharbeiten Ab- [...]