[…] ich kann, und es kommt mir doch auch vor, als würde ich eine neue Arbeit wieder mit anderen Augen anfangen, und als würde sie besser werden, als die letzte, also doch ein gutes Zeichen!
Ich bin seit einer Woche aus Neapel zurück und habe dort von Kunst und Natur so viel genossen, als man nur genießen kann. Ich war bis zu den herrlichen Tempeln Paestums, ich war in Amalfi, Sorrent, wo ich im Fremdenbuch der Cocumella mit großer Freude Ihren Namen las, in Capri, dem Vorgebirg Misenum, Pompeji, Vesuv pp. Da überall ist das Paradies der Erde, oder es würde es sein, wenn keine Menschen dort wären, die die niedrigste Brut ist, die mir je vorgekommen. In das Museum bin ich 8 Tage ununterbrochen gegangen, und [habe] mich ordentlich gelabt an den vielen Herrlichkeiten. Besonders haben mich die Bronzen groß und klein und die Statuen, der beiden Balbus angezogen,* nicht so die antiken Gemälde, eine kleine Anzahl extraordinairer ausgenommen, die ich mir auch ein wenig skizzirt habe, sowie auch manche Sachen im Bronzekabinet.
In Rom habe ich mich jetzt nur mit Sehen beschäftigt, einmal ein Museum oder ein antikes Monument oder ein Atelier, noch vieles habe ich gar nicht gesehen, was ich mir aber aufgehoben, nur des Nachmittags mit Muße zu sehen, denn bei dem ununterbrochenen herumstreifen, kommt man zu keiner rechten Ruhe. Thorwaldsen rieth mir, da ich nur bis Ende Februar hier bleiben kann, keine Arbeit anzufangen, er meinte, daß ich die Zeit nur anwenden sollte, alles recht ordentlich zu sehen, zubehalten und zu sammeln; Allerdings würde mir eine noch so unbedeutende Thonarbeit, sollte sie von einigem Nutzen sein, nebst meinem Königsmodell (das aber noch nicht hier ist) in diesen kurzen trüben Tagen leicht 2 Monate wegnehmen, und somit wenig Zeit zum gehörigen Besehen aller Kunstwerke hier übrig bleiben, um aber doch etwas zu thun, nahm ich mir vor, einige Sachen zu zeichnen, vielleicht ein Relief, und die Modelle hier zu benutzen, theils nackte Figuren, theils auch Köpfe, und vielleicht auch mit der Komposition der 4 Figuren am Postament ins Reine zu kommen. Ich hoffe, mit der Ankunft des Modells auch Nachricht zu erhalten, wie und auf welche Weise diese 4 Figuren angebracht werden sollen. Einige Freunde von mir zeichnen des Abends Gewandstudien, wovon immer einer von ihnen, als Modell mit dem Gewand steht, da ich meiner Augen wegen nicht daran theil nehmen will und kann, so kopire ich mir jeden Morgen in kurzer Zeit das Beste und erhalte auf diese weise eine bedeutende Anzahl der schönsten Motive. Rom ist ein Ort, wo sich jeder wünschen muß, bleiben zu können, doch recht gut kann ich mir denken, wie man sich des Fleißigseins entwöhnt, denn überall [ist] etwas Schönes und immer etwas Neues, das einem bei aller Luft zur Arbeit verführt, und so in steter Unruhe erhält. Da ich einmal hier nicht bleiben kann, so freue ich mich außerordentlich auf Berlin und auf meine Arbeit, denn nur in der Unruhe der Arbeit kann man ruhig sein.
Thorwaldsens Studium ist ein großer Genuß, der Christus, mehrere der Apostel, der Alexanderzug, Gruppen aus der Predigt Johannes (jede aber nur für sich betrachtet) sein Ganymed, Hirtenknabe etc. etc. sind von wunderbarer Schönheit, nur seine Reliefs mit christlichen Compositionen ausgenommen, diese können mir durchaus nicht behagen, auch in dem gepriesenen Pferde des Poniatowsky finde ich nicht, was ich erwartete, denn ich habe noch immer die herrlichen Pferde der Balbus vor Augen. Die Aufstellung des päpstlichen Monuments ist bald geschehen, sie macht Thorwaldsen viel Verdruß, weil die Italiäner das ganze Monument zu klein für die Kirche finden. Wagners Reliefs für Walhalla sind in der Composition wunderschön, gern würde ich ihm manche Unschönheiten in den Figuren vergeben, wenn nur nicht alle statt Menschengesichter, [...]