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In der Bildnerey, fürchten wir, steht es mit unsrem Bericht weniger gut, als in den andern Künsten. auch scheinen wir noch nicht einmal die in Europa so allgemein herrschende Vorliebe für diese bewundernswürdige Kunst gefaßt zu haben. Vor fünfzig. Jahren war sie in Europa vielleicht den einzigen Roubiliac in England ausgenommen, so tief gesunken, daß es keine Schande sondern vielmehr ein Vorzug gewesen wäre, keinen Antheil an dem herrschenden Geschmack zu nehmen. Aber in keinem Fach hat die gegenwärtige Generation so ausschließlich die Griechen nachgeahmt, und in keinem ist sie so sehr ihre Nebenbuhlerin geworden, als in diesem. Die Meister haben endlich eingesehen, wie es scheint, daß um den Alten gleichzukommen, man nicht nach irgend einer neuen Form haschen müsse, welche einen Anspruch auf die werthlose Prahlerey fantastischer Originalität begründet, sondern daß man in gleicher Richtung neben ihnen her gehen müsse, so lang und breit die Erfahrung sie als die wahre bezeichnet hat. Die guten Leistungen neuerer Bildhauer sind in der That ganz in griechischem Geschmack; die des Canova weniger als die seines Nebenbuhlers Thorwaldsen, dessen Geschmack demungeachtet nicht jazart als streng ist, und welcher mit einer gewissen nordischen Schwerfälligkeit seiner Formen ermüdet.
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