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Nun zur Betrachtung des Einzelnen, und zuerst zu den Werken der Bildhauerey. Billig haben Thorwaldsen’s Grazien, welche nächster Tage werden aufgestellt werden, den Vorrang. Liebreiz, Natur, und eine kunstvolle Zu sammenstellung verdienen dieser Gruppe bey weitem den Vorrang von Canova’s Grazien; und Amor mit der Lyra, welche sehr sinnreich als Stütze angebracht ist, ist die lieblichste, muthwilligste Knabennatur. Tenerani, ein Carrarese, Thorwalden’s Schüler, hat seine Psyche mit Pandoras Büchse geliefert, und macht seinem Meister eben so viel Ehre, als von der Launitz, ein Kurländer, von welchem ein Merkur, der sich die Flügelschuhe anschnallt, hier ist, und eine ausnehmend ähnliche Büste. Schaller, ein Wiener, hat einen sehr schönen Amorin und eine kleine Venus geliefert. Schadow’s Bassorilievo, die Entführung der Töchter des Leucippes, und das Gefecht der Dioskuren mit Idas und Lynceus ist schon längere Zeit in dem Studio des Künstlers wegen seiner Kraft und Wahrheit bewundert worden. Seine Spinnerin und Sandalenbinderin sind Ihnen aus früheren Berichten bekannt. Von Byström, aus Stockholm, ist eine Bacchantin in wollüstig bewegter Stellung, von Leeb eine Bacchantin und ein Bassorilievo, die Horen und Pegasus, vorhanden. An diesen dürften die Falten etwas an die französische Schule des Künstlers erinnern. Zwey wohlgetroffene Bildnisse des Kardinals Häffelin, eine Koloffallbüste von Haller, in halberhabener Arbeit von Stigelmayer, sind die Erstlinge der vor kurzem eingetroffenen Künstler. Eberhard stellt eine Abnahme vom Kreuze, im Geschmacke der Bildhauer-Arbeiten des 16ten Jahrhunderts, aus. Die Bronze-Arbeiter Hopfgart und Jollage, aus Berlin, haben den Constantinsbogen in vergoldeter Bronze nachgebildet, mit vieler Treue, Sauberkeit und Geschmack. Als Aufsatz auf eine Prunktafel eignet dieses Stück sich ganz vortrefflich.
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