Vor einigen Tagen erhielt ich ganz unerwartet, die für mich so schmerzliche Nachricht daß Euer Erlaucht den Bildhauer Mayer nach Gaybach berufen u. den Bildhauer Bandel die mit der Ausführung eines neuen Model’s deß Siegesmonument’s beauftragen.
Als Euer Erlaucht vor 6 Jahren Italien besuchten, war ich so glüklich Ihre Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, u. ich erhielte die Ehrenvolle Bestellung deß schlafenden Amor’s, u. die schöne Aussicht deß Siegesmonuments u. die Büste deß höchstseligen Königs machen zu dürfen.
Diese Beweise des Vertrauens konnte nur die Folge meiner 10 Jährigen Anstrengung meines unermüdeten Fleißes u. einem 3 jährigen wirken in dem Attelier deß Ritter von Thorwalsen u.dem Rufe den ich mir in Rom zu erwerben so glüklich war, u.der mir vielseitig andere Bestellungen verschaffte zugeschrieben werden.
Welches kränkende Gefühl muß mich nicht in diesem Augenblike niederschlagen, wenn ich drey u. einhalb Jahr nach der Zurükkunft in mein Vaterland junge Leut wie Herr Mayer u. Bandel, welche ich darf es ohne alle Anmaßung sagen, sich weder die Fortschritte, noch Ausbildung eigen machen konnten, die nur die Folge eines langjährigen Studiums ist, mir in diesem Augenblik vorgezogen sehe! Und diese Zurüksetzung wird mir von meinem größten Göner dem tiefsten Kenner u. Einsichtsvollen Manne dem Erlauchten Grafen v. Schönborn zu Theil. Ich brauche Euer Erlaucht nicht zu bemerken welchen nicht zu berechnenden Nachtheil ein solches Ereigniß auf meine ganze künftige Existenz hervorbringt. Drey u. ein halb Jahr bin ich im Besitze dieses Auftrag’s, der Seiner Majestät dem König, allen Künstlern u. dem Publicum bekannt ist, über den ich so vieles mit Euer Erlaucht verhandelte, u. nun werden jüngere in Rom kaum den Namen nach bekannte Männer mir vorgezogen!
Und dieses Schiksal wird mir zu Theil nachdem ich zur Rükreise nach Bayern durch eine Auffor – derung Seiner Mayestät deß Königs an Herrn Wagner in Rom in folgenden Worten veranlaßt wurde, Leeb sagen Sie, daß ich in einem Jahr für Ihn der Arbeit die Fülle hier haben werde.
Noch ist der Zeitpunkt nicht fern, wo der König in Rom in den vortheilhaftesten Äußerungen, mir Vertrauen u. Achtung bezeugte, u. meinem Streben u. wirken volle Gerechtigkeit wiederfahren ließ. Allein konnte ich ahnden als ich auf die Aufforderung in das Vaterland zurükkehrte daß Wagner der mir den Basrelief von 300 Fuß von der Walhalla den der König mir hier bestimmt hatte in Marmor auszuführen entzog, und eben so Ritter v. Klentze statt, mich zu schützen eher meinen Ruf untergraben würde! Zwey ein halb Jahr gegen das schriftliche Versprechen deß Königs, ließ mich Ritter v. Klentze außer einigen unbedeutenden Gypsbüsten im Odeon ganz geschäftlos, während noch Anfänger mit Arbeiten überhäuft wurden. Ohne Unterstützung wäre in zwey ein halb Jahr zu Grunde gegangen, hätten nicht Kenner u. wahre Kunstfreunde mein Talent beßer zu würdigen gewußt. Nur zu bald mußte ich durch hohe Gönner die dem Koenige nahe stehen, dem Obristhofmarschall von Gumpenberg, Sr. Excellenz dem Grafen Carl v. Rechberg Grafen v. Seinsheim, Sr. Excellenz den Graf de Bray u. Baron v. Proff erfahren, daß Herr v. Klenze für mich ungüstig gestimmt sey, u. vorzüglich auf Mayer bedacht wäre, der auch jezt ganz kürzlich 16 kleine Figuren, in den Palast deß Herzog Max von Bayern, erhielt, nachdem doch mein ehrwürdiger Lehrer Ritter von Thorwalsen, bey dem Anblik der zwey Genien im Sockel deß Monuments deß Herzog’s von Leuchtenberg laut u. vor aller Welt erklärte diese zwey Genien im Sokel von Herrn Mayer seyen Biscuit u. reine Conditor arbeiten. Einsichtsvolle Männer u. wahre Kunstfreunde sagten mir, die in meiner Lage so viel trostgewährende Worte – Herr v. Thorwalsen habe erklärt, Leeb ist mir der liebste unter den hier ausübenden plastischen Künstlern!
Entschuldigen Euer Erlaucht nachsichtsvoll diese freymüthigen Äußerungen meiner tiefgekränkten Gefühle, unter allen Ereignißen war für mich keines schmerzlicher, als das Vertrauen eines wahren Protector’s unseres größten Kenners u. Maecenen deß Erlauchten Grafen von Schönborn verloren zu haben. Konnte ich glauben daß ein so hochstehender u. unabhängiger Mann sich nicht seinem tiefen Scharfblik u. Geschmak sondern dem kirchlich unfehlbaren Urtheil eines Ritter v. Klenze hingeben würde?
Diese Überzeugung ist noch schwankend in mir, ich wage noch die Bitte Euer Erlaucht möchten das Vertrauen mit dem Sie mich seit 6 Jahren beglüken mir ferner erhalten, u. all den großen Nachtheiligen von mir entfernen das ich Ihnen hier entwikelt habe
[...]