Hochwohlgeborener
Hochverehrter Herr!
An dem eifrigen Streben, Ihnen bei Ihrem kurzen Aufenthalt in unserer Stadt, Verehrung und Dankbarkeit zu erzeigen, haben auch die städtischen Kollegien Theil genommen.
Denselben, welche vorzugsweise berufen sind, die der Gemeinde erwiesenen guten Dienste zu bemerken, und hervor zu heben, konnte in der Uebung dieser Pflicht Ihr Verdienst, Hochverehrter Herr, nicht verborgen bleiben.
Ihre Leistung in der bildenden Kunst kann von der ganzen gebildeten Welt eine ehrende Anerkennung fordern, der hohe Standpunkt, welchen nach so vielen Jahrhunderten durch Sie die Kunst wieder erreichte, wird, vom Künstler, wie vom Laien, mit Bewunderung betrachtet, und Ihre freundliche und großmüthige Ausstattung unserer Kunst-Anstalt mit Werken Ihrer Meisterhand, die fortan Muster und Ziel der Bestrebungen in diesem Kunstfache seyn werden, verpflichtet alle Württemberger zum Danke gegen Sie; uns aber mahnt noch besonders Schiller’s=Standbild an das, was wir Ihnen schuldig sind.
Bei der Frage auf welche Art und Weise Ihnen Hochverehrter Herr unsere Dankbarkeit am geeignetsten bezeigt werden könne, kamen wir auf die Ansicht, daß der große Künstler, welcher unsere Stadt so herrlich geschmückt, es auch nicht verschmähen werde, derselben als Bürger anzugehören.
In diesem Glauben haben wir, übereinstimmend mit dem Bürger=Ausschuße, beschlossen, Ihnen das Bürgerrecht der Königlichen Haupt- und Residenz-Stadt zu verleihen, und ein Diplom darüber anzubieten.
Wenn wir Sie bitten, solches als einen schwachen Beweis unserer Dankbarkeit wohlwollend anzunehmen, und unserer Stadt die Freude zu gewähren, Sie als unseren Mitbürger verehren zu dürfen: so kann nicht davon die Rede seyn, ob die Ehre welche Sie durch die Annahme des Diploms uns erweisen, größer sey als die, welche wir Ihnen bieten, aber daran werden wir mit Recht erinnern, daß in unsern Tagen, wie die Kunst, so auch das Bürgerthum, von Neuem erwacht, und die Blüthe=Zeit der alten Kunst auch reich gewesen sey an Bürgertugend.
Darum mag wohl heute der Künstler sich befreunden mit dem Bürger, wie das Bürgerthum sich freut der Kunst; darum hoffen wir die Erfüllung unserer Bitte, und wünschen, daß Sie Hochverehrter Herr, noch viele Jahre gesund und glücklich, froh werden mögen Ihrer Werke, Ihres Ruhmes und der Dankbarkeit der Zeitgenossen.
Die wir mit ausgezeichneter Verehrung beharren
Euer Hochwohlgeboren
Stuttgart den 9n Juli 1841. |
ergebenster Stadtrath der Haupt- und Residenz-Stadt G. Gutbrod. Binder. Fr. Ritter. Häcker.[?] Becker.[?] J.[xxxxx]frock. Autenrieth.[?] Brodhag. Helfferich Muntchel.[?] Schmid[?] Kreuser. Unkel Denninger Dann. Pommer ./. |