Thorwaldsen
in
München.
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Lied
gesungen
zum Festmahle im Odeon vor Beleuchtung der Glyptothek
am 4. März 1830.
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Es ward der Kunst ein Tempel aufgerichtet
Hier an dem Isarstrand,
Das Schönste prangt dort, was in Stein gedichtet
Das schöne Griechenland.
Und ein Olymp von Göttern und Heroen
Füllt herrlich dort den Raum
Und reiche Zier umschimmert rings die Hohen,
Wie Gold der Berge Saum. –
Da kommt aus Rom ein stiller Mann gezogen,
Ein Däne groß und gut,
Sein Auge klar wie heit’rer Himmelsbogen,
Sein Wesen milde Glut.
Und wie der Mann dem Tempel naht, so regen
Die Marmorbilder sich
Und treten ihm, belebt, verklärt, entgegen
Und sprechen feyerlich:
“Heil und Willkommen dir im Kreis der Alten!
“Du folgtest unserm Ruf.
“Wir ehren auch die heiligen Gestalten,
“Die deine Hand erschuf.
“Die uns gebildet, waren große Meister,
“Doch größer nicht, als du;
“Bewundernd nicken die verwandten Geister
“Dir Brudergrüße zu.
“Hell Ihm, der diesen Tempel uns errichtet,
“Dem König, der hier thront,
“Den, weil Er groß wie Hellas denkt und dichtet,
“Auch Hellas Kunst belohnt!” –
So tönt ihr Gruß. Wir stehen an den Stufen
Des Tempels im Verein
Und stimmen in das Heil, das jene rufen,
Mit vollem Jubel ein!
Eduard V. Schenk.