Hochwohlgeborner Herr!
Durch meinen Freund Amsler sind Sie vielleicht bereits von den Lage, in die ich durch meine übereilte Zurückberufung gekommen bin im Kenntniß gesetzt worden. Meine Neigung zieht mich nach Rom hin, wo ich so viele Freundschaft und Liebe genossen, und von wo ich mich mit der größten Wehmuht getrennt habe.
Doch wollte ich die Freyheit nehmen Sie vorher um Ihren wohlwollenden Rath zu bitten; ob Sie nähmlich glauben, daß ich in Rom mein Auskommen finden könne. Sollten Sie glauben, daß ich in Rom in meinem Genre meinen Unterhalt in Rom finden würde so bin ich fest entschlossen in Zeit von 3 Wochen Basel zu verlaßen. Glauben Sie es nicht, so wäre ich geneigt nach München zu gehen, welche ich glaube nach Rom die 2te Künstlerstadt ist, wo sich viele Fremde dort versammlen die sich für die Kunst interessieren, und besonders Sr H. den Kronprinz ein großer Verehrer den Kunst ist. Da ich jedoch in diesen Stadt soviel als unbekannt bin, und also Schwierigkeit haben dürfte, Beschäftigung zu erhalten, so wurde mir eine gütige Empfehlung von Ihnen an irgend eine Kunstliebende Person von ungemeinen Wichtigkeit Währung sein. Ich bin bei dem Wohlwollen, das Sie gegen mich [dies] zu hegen die Güte hatten überzeugt, daß Sie eine auf mein Glück so vielen Einfluß habende Bitte mir gütigst gewähren werden. Da ich bis Späthestens 3 Wochen mich nach Rom auf die Reise be
geben müßte, so wäre mir außerordentlich lieb, daß ich bis dorthin wegen Rom Ihre Ansicht hätte.
Der mir von Mi Lord Kinnard bestellte Gegenstand wurde von mir hier ausgefertigt, da ich aber es hier einen Liebhaber dazu fand, so trat ich wegen der Mißlichkeit der Verschickung an denselben gerne ab, und werde wenn ich nach Rom komme von neuem ausfertigen.
Genehmigen Sie die Versicherung ausgezeichneter Hochachtung, mit den ich zu verharren die Ehre habe.
Ihr ganz ergebenster
H. Hess
Baarfüßerplatz
Basel d. 2te. März 1824