Zur Flasche Steinwein 1631gen Jahrgangs
meinen lieben Künstlern nach Rom geschickt
Nehmet freundlich an was ich Euch gebe,
Wenig ist’s, ich hab davon nicht mehr;
Wenn Ihr trinket diesen Saft der Rebe
Denket dessen der sich trennte schwer.
Der Euch nie und nimmer wird vergessen,
Der Euch Lieb’ für Liebe wieder giebt,
Sie besitzen wie er sie besessen
Mögt’ er ewig, wie er selbst Euch liebt.
Trinkt die alten Tropfen von dem Steine,
Ihr Erwecker alter Teutsher Kunst;
Alte Kunst gehört zum alten Weine,
Voller Geist sind beyde, sind kein Dunst.
Auch für Dich ist solcher, großer Däne,
Der bewirkt was unerreichbar schien;
Leben giebst Du jeder Marmorsehne,
Phidias hehre Kunst ist Dir verliehn.
Wie der Wein der Teutshen mit den Jahren
Seine Güte immer mehr bewährt,
So wird Euer Ruhm sich fest bewahren,
Wird im Strom der Zeiten noch vermehrt.
Florenz 6 May 1818 | Ludwig Kronprinz v Bayern |