No. 2172 of 10319
Sender Date Recipient
Franziska Caspers [+]

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Rom

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Poststempel: ROM[A]

16.3.1819 [+]

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Dateringen fremgår af brevet.

Charlotte Thierry [+]

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Hamburg

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Udskrift: Alta Germania Nord / Roma 17 marzo
A Madame / Madame Thierry / née Godeffroy / à / Hambourg.

Abstract

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Rom den 16ten März 1819

Liebe, theure Lotte!

Da Du geliebte Lotte, weisst wie sehr ich Dich liebe, brauche ich nicht erst zu wiederholen, wie enendlich mich Dein lieber Brief freute. Beweise der Liebe von den fernen Freunden ist so das einzige was man in Rom noch bedarf um ganz seelig u glücklich zu leben. Rom ist mir dieses Mal so unaussprechlich lieb u theuer geworden, dass ich noch die Möglichkeit es zu entbehren nicht begreife, es erfüllt mich eine namenlose Sehnsucht wenn ich mich ferne von diesem unaussprechlich tiefgeliebten Orte denke, u doch naht die Zeit unserer Abreise mit starken Schritten heran, den Ende May sollen wir schon in dem abscheulichen Wien seyn – wo man keine edlere Freude kennt als Essen u Trinken. Ich bin ungerecht – aber ich will es seyn – u nie soll mein so sehr geliebtes Rom über eine Nebenbuhlerin zu klagen haben – u macht mich meine Sehnsucht nach Rom unglücklich so will ich unglücklich seyn – u fortfahren es zu lieben. Die Wintermonate sind mir äusserst angenehm vorübergegangen u. nun ist der Frühling da – mit unsäglichen Blüthen. Die grosse Wiese in der Villa Pamphili ist mit Anemonen der herrlichsten Farben ganz bedeckt – ein nördliches Auge erträgt kaum die Farbenpracht, die mannigfaltige Abwechslung dieser Blumen – die Wege sind mit einem veilchen Teppich belegt u auf dem Friedenstempel hörten die Tacetten u Narcissen den ganzen Winter nicht auf blühen. Ein Erinnerungssträuschen werde ich diesem Briefe beilegen. Vorgestern Abend dachte ich sehr viel an Dich. Ich brachte den Abend mit mehreren der hiesigen Künstlern bei meiner Freundin Luise Seidler zu – um halb 10 Uhr beschlossen wir den schönen Vollmond Abend im Colosseum zu verleben. Wir gingen zuerst auf den Quirinal, um die Colossen im Mondenlicht zu sehen. Das sind doch wahre Götterbilder – u unaussprechlich ist ihre Würkung im Mondenlicht. Was soll ich Dir vom Colosseum in dieser magischen Beleuchtung sagen, das Du nicht selbst empfunden – es war ein Abend wie jener, den wir doch zubrachten – u die schöne Erinnerung erhöhte die schöne Gegenwart. Ein Blättchen, auf der obersten Terrasse gepflückt, wird diesem Brief beigelegt, es soll Dir sagen, wie ich Dich liebe, u wie sehr Du mir fehlst. Du meine Lotte hast einen so lebendigen Sinn für alles Schöne u ein richtiges Gefühl für das Gute, dass es ein unaussprechlier Genuss ist, mit Dir in Freundschaft verbunden zu seyn – u in Rom hätte ich Dich gar gerne gesehen.
Sollte uns das Schicksal nicht noch einmal hier vereinen? Wir kommen gewiss nach ein paar Jahren wieder. Sollte es Dir nicht gelingen, Deinen lieben Louis zu einer Reise zu bewegen, die ihm gewiss hohen Genuss bieten würde? Ich will hoffen!
Das Carneval dauert hier nur 8 Tage – u ist deshalb weit lustiger als in Neapel. Am 13ten Feb. wurde um 12 Uhr auf dem Capitol eine Glocken geläutet, dass war das Zeichen dass in diesem Augenblick das Carneval anfing u jeder die Erlaubnis hatte so toll zu seyn als es ihm einfiel. Ich wollte erst gar nichts davon wissen, aber die allgemeine Tollheit riss auch mich mit fort u ich zählte die Stunden bis zur Sonne, die mich auf den Corso führte. Dieser sieht ganz aus wie ein trefflich geschmückter Tanzsaal – aus allen Fenstern hängen bunte Teppige u Tapeten – an den Häusern sind Gerüste für die Zuschauer aufgeschlagen u Stühle zu vermiethen werden mit grossem Geschrei ausgeboten. Bei der Porta del popolo führen die Wagen in den Corso – alle andern Zugänge sind mit wache besetzt – eine Reihe führt hinab, die andere hinauf – zwischen den Wagen treibt sich das lustige Heer der Masken umher – die in der Wahl ihrer Costume ganz ihrem Beutel u ihrem Genie folgen – manche sind so schmutzig, dass sie die Erde verunreinigen würden, wenn sie nieder sinken. Sie machen ihre Spässe mit allen Menschen u sind nie unanständig – auch sind die Wagen zum Theil selbst maskiert und mit Masken angefüllt u wenn auch die Herrschaft in ihrer gewöhnlichen Kleidung fährt, so wird das doch dem Kutscher u Bedienten erlaubt, die sich mit horriblen Farben malen u meist als Frauenzimmer gekleidet sind. Das Werfen mit Confetti wird hier zur Pein – denn man treibt es zu arg – u schüttet einem oft ganze Körbe voll von den Balkons in den Wagen. Die Menschen sehen wie die Müller aus – u der Gips thut den Augen weh. Manche werfen mit feinen Dragée u Blumen – das lässt man sich noch gefallen. Manche Masken tragen auf ihrem Kopfe Vogelbauer mit lebendigen Vögel oder Ratten. Andere tragen ungeheure 2 farbige Perücken u reich gestickte Kleider. Diese heissen gnacqueri[?] – die meisten aber sind die sogenannten Matti. Diese Maske besteht aus weissen Beinkleidern, welche à l’enfant garniert sind – u einem darübergezogenen Männerhemde – ein weisses Tuch wird um Hals u Kopf gewunden. Meistens wählen Mädchen diese Kleidung, am schönsten sind die Gärtner Masken – welche mit einer Maschinen die man Scaline nennt, Blumensträusse in die Fenster u Balcone senden. Immer beschliesst ein Pferderennen die Lust des Tags – das ist aber etwas miserables. Vor dem grossen Obelisk auf Piazza del popolo ist ein Gerüst für die Zuschauer aufgeschlagen – ebenso auf beiden Seiten – auch Logen sind errichtet für die Gesandten u andere Grosse des Landes. Man kommt mit höchtens 7 oder 18 Pferden aus welche mit Rauschgold u kleinen Muscheln behangen sind – am venezianischen Pallast werden sie wieder eingefangen, welches am ersten dort ist hat gewohnen. Am allerunterhaltendsten war der mucoli Abend – am Fasching Dienstag nähmlich – wenn das Pferderennen vorüber ist – fahren alle Wagen wieder in den Corso u in demselben Moment sieht man 1000 u 1000 kleine Lichter vom Anfange des Corso’s bis zum Ende brennen, denn jeder hält ein kleines Wachslicht (Mucoli) in der Hand und der Hauptspass besteht darin dass jeder sucht dem andern sein Licht auszublasen. Es ist wirklich gar zu unterhaltend. Auch die Festiv. u Maskenbälle sind sehr unterhaltend.
Neulich an dem Geburtstage d. Fr. Humboldt veranstalteten ihr Schadow u Thorwaldsen ein Fest. Mehrere Künstler u wir deutsche Mädchen führten ihr ein lustiges Schäferspiel in Costume u maskiert auf – es war am Fasching Dienstag. Thor. Schad. Rössel u alle waren maskiert. Das Zimmer hatten die Wirthe ganz mit Lorbeerguirlanden behangen u Fruchtstücke von Orangen hingen dazwischen – unter einer Lorbeerlaube stand ein wunderschöner Amor der die Laute schlägt, den der herrliche, göttliche Thorwaldsen Fr. v. Humboldt geschenkt hatte. In glühendem Punsche wurden Gesundheiten getrunken u dann getanzt. Denke Dir, auch Thor. tanzte. Lotte, eigentlich hätte ich Dir nur von diesem herrlichen schreiben sollen, der der herrlichste Mensch u das grösste Genie auf Erden ist – aber nie glücklich seyn wird. Er ist mit einer Engländerin versprochen – die er nicht liebt. Ein Zusammenfluss von Umständen, welche zu weitläufig zum Erzälen sind, brachte diese Verbindung zu wege. Sie ist hässlich wie die Nacht – alle Grazien sind von ihr gewichen – er sieht es u fühlt es – aber er ist gebunden. Lotte, Lotte – soll ich Dir noch mehr sagen, er liebt mich u diesem Manne anzugehören wäre Himmelswonne gewesen – es ist zu spät – fürchterliches Wort – zu spät. Er ist unaussprechlich unglücklich u seine Gesundheit geht zu Grunde. Ich erwarte alles für ihn – von einer Reise, die er jetzt unternimmt. Er geht nähmlich im Frühjahr über Wien nach Warschau, wo er grosse Bestellungen annimmt, u geht dann nach Dänemark, ebenfalls um Bestellungen anzunehmen. Seine Braut, Miss Makenzie ist hier – sie besteht darauf, sich vor seiner Abreise mit ihr zu vermählen – er will es durchaus nicht, sondern will sie auf seiner Rückreise aus England abholen. Er schiebt es so weit als möglich hinaus, da er seinem Schicksal nicht entgehen kann. Die M. ist gebildet – gut, reich u von sehr guter Familie – doch damit werden die Forderungen eines liebenden Herzens nicht befriedigt. – Wer weiss, meine Lotte, ob Thor. nicht auf seiner Reise nicht auch nach Hamburg kömmt. Dann wirst Du Glückliche ihn sehen – wie wird er sich freuen, Dir zu begegnen. Mein Schicksal führt mich freudenlos allein durch die Welt – sonderbar spielt das Schicksal mit mir – u zeigt mir immer ein Gut – um es mir zu entreissen. Aus blosser Vernunft kann ich nie heirathen u. wo Herz u Geist zufrieden wäre – da tritt immer ein böser Geist scheidend dazwischen. Ich schäme es mich nicht zu gestehen, dass Thor. einen tiefen Eindruck auf mich gemacht hatte. Ich möchte kein Herz u keinen Sinn für das Schöne u Grosse haben, wenn ich ihn nicht lieben wollte der mir so liebend u freundlich entgegen kam. Wenigens ist das Gefühl, von ihm geliebt zu werden – so unaussprechlich schön u befriedigend, dass ich nicht mehr verlange. In meinen einsamen Stunden werde ich denken er liebt Dich – u kein Schmerz soll die schöne Erinnerung entweihen. Bewahre was ich Dir sage treu in Deinem Herzen – ich freue mich dass Du ihn den herrlichen kennst, denn Du wirst mein Gefühl begreifen u es nicht Schwäche schelten. – Er ist heute bei uns – in einer Stunde werde ich ihn sehn u will ihm von Dir Du liebe sprechen. Deinen Mercur lasse ich Dir zeichnen – Du sollst Dich freuen – auch habe ich Rushschweih von Dir gegrüsst u die prénumeration besorgt. Denke Dir dass ich so arm war, das Geld nicht auslegen zu können, aber die reiche Jeanette gab es gleich her. Morgen erfahre ich auch, was der Mercur kostet. Fr. Seidler, welche ein ausserordentliches Talent hat – u ihn schon einmal für Jemand zeichnete, habe ich den Auftrag gegeben – Ich werde Dir dann schreiben, was alles zusammen macht u Du schreibst gleich nach Wien, dass man es an

[det efterfølgende er skrevet øverst på det første brevarks sider på hovedet i forhold til det foregående:]
die Adresse übergiebt, die ich Dir schreiben würde. Ich lasse es mir einstweilen von jemand anderem geben – denn ich bin ärmer als arm. Jeanette ist jetzt Kammerjungfer bei der Fürstin – sie ist sehr glücklich darüber u grüsst Dich vielmal[s] von Ruschesweih sehr viel liebes u freundliches – er ist ein seelenguter Mensch – wie soll er die Kupferstiche schicken. Doch das schickt sich – sie werden in diesem Jahre kaum fertig werden – Bei Reinholds war ich den ganzen Winter 2 mal – sie wohnen gar zu entfernt u ich weiss nie wie ich hin od. her kommen soll – es thut mir leid denn ich habe sehr lieb – es sind herrliche Menschen. Alle grüssen Dich – ich begegente ihr vor einigen Tagen bei F. v. Schlegel.
Du sagst mir kein Wort von Karl. Ist er nicht in Hamburg. Grüsse den theueren Vater auch u gern alle[?] – auch Deinen Louis, den ich sehr lieb habe.

Alle Seiten meines Papieres sind nun zwar schon voll geschrieben – u doch möchte ich gerne noch manches mit Dir meine Lotte schwatzen – Ich fange also getrost einen neuen Bogen an – Ich muss Dir noch erzälen, wie sehr angenehm u poetisch – neulich am 9ten März mein Namenstag gefeiert wurde. Doch auch profaner sind Namenstage nichts – ihr bemerkt sie kaum. Meine Namenspatronin die hl. Franziska romana liegt hier in einer ihr geweihten Kirche auf dem Forum romanum begraben. Dort ging ich mit meiner theuern Freundin Schlegel zum Abendmal. Im Hause überraschte mich Therese mit einem Blumen[xxxxx] u schönen Geschenken. Den ganzen Vormittag kamen freundliche Gratulanten, meist mit sinnvollen Gecshenken – Zeichnungen, Bücher, Blumen, Bänder. Thorwaldsen liess mir seinen schönen Amor abzeichnen u er selbst hat eine Zeichnung für mich in der Arbeit. Auch schenkt er mir die Gipsabgüsse alle seiner werke, die ich transportieren kann – doch das wird schwer halten. Wir fuhren dann in die Villa Pamphili u genossen die blühende Frühlingspracht – Alles ist im Keimen u unsägliche blüthen dringen hervor – wir brachten 2 Körbe voll der schönsten anemonen nach Hause. Zum The war ich bei Luise Seidler gebeten, die mir alle Menschen versammelt hatte, dir mir lieb u angenehm sind. Der ganze Thetisch war mit Blumen behangen u gleich wurde mir ein blühender Kranz aufs Haupt gesetzt – als der Königin des Festes. Es war eine Lotterie veranstaltet wo Jeder zufällig etwas gewinnen sollte. Nur war es so eingerichtet, dass ich noch alle Geschenke die man für mich hinbrachte gleichsam zufällig gewann. – es fehlt nicht an Sonnetten u anderen Gedichten u es war ein Abend Lotte, wie man ihn nur in Rom zubringen kann. – Die Punschbowle war mit Lorbeer geziert u alles war so poetisch u duftend u geistreich u herzlich – u nie werde ich den schönen Abend vergessen.
Wenn der Kaiser kömmt wird hier eine Ausstellung der neusten Arbeiten unserer lieben deutschen Künstler seyn, die ganz der Kunst leben u mit herrischem Eifer Gegen manche Wiederwärtigkeit die ihnen in den Weg tritt kämpfen. Ihr grösster Feind ist die die Dummheit der Grossen die garnicht verstehen was sie eigentlich wollen – u die so nothwendige Kunstreform als ein Zurückschreiten der Kunst ansetzen. Über diesen Artikel hätte ich so viel zu sagen – dass ich lieber ganz schweige.
Ich habe Dir doch in meinem letzten Brief gesagt, dass Overbec, Veit u Schnorr die Villa des Marchese Massimo al fresco malen. Overbec hat die Geschichte des befreiten Jerusalem von Tasso – die Cartons, welche fertig sind, berechtigen zu den schönsten Erwartungen. Auch hat er jetzt eine Verkündigung in der Arbeit, welche ganz wunderschön ist. Er lebt recht zufrieden mit seiner hübschen geistreichen Frau.
Schnorr, ein von Gott reichbegabter Künstler, hat die Geschichte des Ariosts zu malen. Noch sind die Kartons nicht angefangen, aber die kleinen gefärbten Zeichnungen dazu sind wundervoll. Veit wird mit vielem Genie u festem Geiste die Divina Commedia des Dante darstellen. – Kornelius welchen seine Reise nach münchen von dieser Sache abrief, hatte seine grossen Cartons vortrefflich vollendet. W. Schadow hat mehrere herrliche Bilder vollendet u sein letztes Maria als himmelskönigin, zieht ihm die allgemeine Bewunderung zu – er ist immer melancholisch u findet dass ihm nur eine Frau fehlt, aber auch das Talent sie ordentlich zu suchen. – Rud. Schadow hat grosse Fortschritte in seiner Kunst gemacht, Du kennst die Sandalen Binderin u die Spinnerin – nun hat ein drittes im nähmlichen genre ausgeführt. Ein ganz junges Mädchen, welches ein Taubennest auf dem Schosse e eine Taube in der Hand hält – doch seit 3 Tagen ist er mit dem modelliren einer grossen Gruppe fertig geworden, welche mir ganz vortrefflich zu seyn scheint. – Es ist Achill in colossaler Grösse in dem Momente, wie er die von ihm getödtete Pentesilia, die Amazonenkönigin, gegen die andern Griechen vertheidigt. Er verliebte sich in die sterbende Pentesilia u will nicht dass ihrem schönen Körper Unehre wiederfahre. In der rechten Hand hält er das Schwerdt hoch empor, während die linke das hinsinkende weib hält. Schmerz u Muth stralen aus seinen Zügen, währen der Tod der männlichen Geliebten im Sterben alle weiblichen Reitze wiedergab.
Thorwaldsen hat eine Tänzerin vollendet, die über jeden Begriff schön ist – es ist keine jener Parieserinnen aus Canovas Werkstatt sondern ein ernster Tanz veredelt ihr ganzes Wesen – so könnte auch eine Königin tanzen. Dieser Mensch kann sich nie dem Edeln entäussern wie es ihm liegt – so geht es in Alles über was sein Geist erschafft u seine Hand ausführt. Und welche Bescheidenheit bei so unendlichem Talent – er ist eine seltene Erscheinung u glücklich Alle welche ihm in irgendeiner Beziehung angehören. Ich lese jetzt le Rime Michel Angelo die ich bisher nicht kannte – u da fand ich auch darin etwas was ich auf Thor. Nacht anwenden möchte. Nähmlich Strozzi macht folgende verse – auf die Nacht von Michel Angelo:

La Notte che tu vedi in sì dolci atti
Dormir, fu da un angelo scolpita
In questo sasso, e perchè dorme ha vita:
Destala, se nol credi, e parleratti –
Grato m’è’l sonno, e più l’esser di sasso
Mentre che ‘l danno, e la vergogna dura:
Non veder, non sentir, m’è gran ventura;
Però non mi destar, deh parla basso.


Rösel wollte mit schreiben, aber eben lässt er mir sagen er habe nicht gekonnt. Du habest ein Briefchen u ein Bildchen bei ihm zu Gute – das sollte ich Dir nur sagen. Er ist gar gut, lieb u freundlich. Im Frühjahr kehrt er nach Berlin zurück. – Ich sende Dir hier ein Sträusschen, das Dich freuen soll. Die hellrothe Anemone brach ich auf dem Friedenstempel, die dunkle in der Villa Pamphili – das Frauenhar bei der Grotte der Egeria, das Veilchen in der Rehnbahn des Caracalla, das weisse Blümchen bei der Cäcilia Metella u das grosse quaderartige Blatt bei Mondenschein im Kolosseum. Ich hoffe Du meine Lotte wirst damit wie mit meinem langen Briefe zufrieden seyn – schliesslich werde ich Dir schreiben, wieviel Geld Du mir in Wien anweisen musst u an wen. Ich bleibe hier bis in die ersten Tage des Mays – berechne nach der Zeit, die dieser Brief braucht um zu Dir zu gelangen, ob Du mir noch hier her antworten kannst. Geht es nicht so schicke Deine Antwort nach Wien an Deinen Vetter, ich schicke dann gleich hin wenn ich komme. Schreibst Du hierher so mache folgende Adresse – Signora Pellegrini à l’ambassade D’Autriche à Roma – unten auf das Couvert mache nur ein versch. FC: so ist es am sichersten. Ich erhalte so alle Briefe.
Ich habe Dir nun so viel von mir u meiner Umgebung gesagt, dass ich [papiret mangler] Du werdest mir auch eine weit ausführlichere Beschreibung Deines Lebens [papiret mangler] machen als es bis her geschehen ist. – Ich liebe Deinen Louis weil er Dich glück[lich] macht u recht gerne käme ich einmal zu Euch u lebte glückliche Stunden [papiret mangler] in eurer Nähe. – Mein Verhältniss in der grossen Welt ist u bleibt m[ir] zuwider – obgleich das zur Fürstin sich sehr gebessert hat – sie hat m[ich] jetzt sehr lieb u zeichnet mich aus – doch mein Herz sehnt sich nach stillern Freuden u in eine weniger vornehme Welt. Ich entziehe mich den grösseren Gesellschaften wie u wo ich kann u gehe nur wenn mein Ausbleiben wirkliche Unhöflichkeit wäre. Man kömmt immer armer aus solchen grossen Gesellschaften zurück u das Gift der erstickenden Langenweile schleicht sich in die Brinnerung. Noch weiss ich nicht bestimmt ob wir nach Neapel gehen doch wahrscheinlich – u gewiss suche ich Olympia auf wenn ich den Namen ihres Mannes erfahren kann. Sigmund ist immer in Neapel – Tobie in Mailand – ich sah beide hier. Den Freitag sehe ich abermals den Vatican mit Fackelbeleuchtung u abermal mit Phidias Thorwaldsen.
Lebe wol Du liebe, liebe Lotte – u behalte mich lieb –

17tenMärz 19 Franziska

Der Mercur kömt[?] mich 2 Ducaten. Du hast mir also in Wien 6 Scudo u 2 Ducaten anzuweisen. Dein Vetter soll sie an den Hofsekretair Herrn von Pilat – in den 3 Brüdern auf dem Kohlmarkt geben – Ich werde es [xxxxxxx] schreiben

General Comment

Dette brev blev skænket af efterkommere til Charlotte Thierry til Thorvaldsens Museum i 1975.

Archival Reference
m30A, nr. 92,4
Subjects
Gifts from Thorvaldsen, Artworks · Lottery Games
Persons
Peter von Cornelius · Caroline von Humboldt · Frances Mackenzie · Johann Friedrich Overbeck · Ferdinand Ruscheweyh · Johann Gottlob Samuel Rösel · Rudolf Schadow · Wilhelm Schadow · Dorothea Schlegel · Julius Schnorr von Carolsfeld · Louise Seidler · Bertel Thorvaldsen · Philipp Veit
Works
Last updated 05.07.2019 Print