Mit einer wahrhaftigen Freude empfing ich noch Rückkunft von einer Dienst-und Bade-Reise im August den geehrten Brief Euerer Hochwohlgebor mit dem schönen Werk aller Ihrer Bauausführungen, welcher leider in meiner Abwesenheit von Berlin schon einige Zeit in meiner Wohnung gelegen hatte, weßhalb ich wegen der Verzögerung meiner Antwort dringend um Verzeihung bitten muß. Der Werk habe ich sogleich unserer Academie der Künste übergeben, von der Euere Hochwohlgeborne gewiß bald ein Dankschreiben empfangen werden. Die schönen Projects in diesem Werk riefen in mir die Eindrück zurück, welche ich im vergangenen Jahre auf einer kleinen Reise empfing, als ich mich von Dienstgeschäfften in der Altmark und Vorpommern auf 8 Tage ausspannte und nach Hamburg und Altona reiste. Nicht genug kann ich es schildern wie wohlthätig die schöngelegenen Bauwerke, welche ihre Entstehung und Form Euerer Hochwohlgeborne verdanken, auf mich gewirkt haben; diese reine, ruhige Architectur in Verbindung mit schöner Umgebung und Ferne hat etwas überaus befriedigendes, um so mehr wenn man, wie dort der Fall ist, deutlich zu bemerken im Stande ist, daß diese Werke die ersten waren, die der Gegend eine neue und vortreffliche Richtung in die Kunst vorzeichneten, was uns durch des Genie des Meisters möglich wird. Solche Werke behalten für alle Zeit ihren klassischen Werth. Unser Kronprinz wird große Freude an den Plänen von Christiansburg haben, welche ich ihm bei rechter Gelegenheit mittheilen werde, da er selbst eine Sammlung Königliche Residenzen von Europa in Steindruck edirt, wo diese Gebäude in Grundrisse nach einem Maaßstabe gegeben sind, des Werk schließt sich dem von Percier u Fontaine in Paris an, Sie werden ihm schon erlauten müssen von Ihren Pläner etwas dazu zu benutzen. Meine Sehnsucht war sehr groß als ich in Altona ware nach Copenhagen zu reisen, es war aber im vergangenen Jahr nicht möglich meine Wünsche zu befriedigen weil zu wichtige Arbeiten in Berlin und Potsdam meinen schnelle Rückkehr forderten. Aber die Reise nach Copenhagen ist jetzt von Travemünde aus für uns so erleichtert, daß ich meinen Vorsatz festhalten um mich schon im Voraus unendlich darauf freue Euere Hochwohlgeborne wieder zu sehe und zugleich den Genuß von Ihren herrlichen Werken, den Kirchen, Schlössern p p zu haben. Meine ganze Familie empfielt sich Ihro gütigen Formerung und Ihrer hochgeehrten Fräulein Tochter; in der Zeit wie ich das Glück hatte Sie in Berlin zu sehn litt meine gute Frau von bedeutende Übels von denen sie, Gott sej es gedanckt, jetzt ganz befreit ist, sie ist jetzt noch untröstlich, damals von Ihre werthen Gesellschaft nicht mehr Genuß gehabt zu haben und wünscht dies in ihrer gesunden Tagen vielleicht in Copenhagen nachholen zu können. In der Regel reise ich mit meiner Familie und bin eben jetzt mit daselben vom Bad Gastein im Salzburgssen zurückgekehrt, bei welcher Gelegenheit ich mich mit den Herrlichkeiten von München bekannt gemacht habe, das Capitel über diese Kunstunternahmungen ist sehr lang und wird in mündliche Unterhaltung besser abgemacht, welcher ich mir bis dahin aufspaare, daß ich Euerer Hochwohlgeborn in Copenhagen besuchen kann. Bis dahin bitte ich, unter der besten Grüßen an Ihre werthe Familie, versichert zu sein von den größte Verehrung und Werthschätzung, welche gegen Sie hegt
Ihre
Berlin 19 Aug: 1826. | Ganz ergebener Freund Schinkel |