Wohlgeborner Herr von Thorvaldsen!
Obwohl ich auf den, Ihnen, noch in verfloßenem Jahre zugeschickten Brief keine Antwort erhielt, so läßt mich dennoch Ihre hinlänglich bewiesene Güte und Wohlwollen hoffen, daß Sie sich doch meiner erinnern werden.
Ich beehre mich vom Allem Andere, Sie um Ihre mir höchst werthe Gesundheit zu fragen, und Ihnen bey dem neuen Jahreswechsel meine herzlichsten Wünsche alles Erdenklichen darzubringen. Gott möge Sie uns auch weit entfernten, Sie innig verehrenden Künstlern in kummerloser stetter Gesundheit lange lange erhalten.
Herr Reinhart gab mir auch in verflossenem Jahre zu wissen, daß Sie mein Schreiben erhielten, worin ich unter andere meinen Wunsch äußerte, Ihnen eine Landschaft von Krakauer Gegend aufzuopfern, welche Sie, als Meister aller Vollkommenheit, von einen jungen Künstler, zum Erinnerung annehmen wollen; ich habe die erwähnte Landschaft, mit mehr Fleiß ausgeführt, als jene die Sie schon von mir in Ihrem Sammlung besitzen; durch einen dem hiesigen Großhändlern, könnte ich leicht Gelegenheit finden Ihnen, solche zukommen zu lassen, wenn Sie mich nur gefälligst benachrichtigen wollen, ob Ihnen dieß mein dankbare Opfer angenehm seyn wird, welches mir zur größten Ehre gerechne würde. –
Ich bin so frey, Sie mein hochgeehrter Herr mit einer Bitte zu beläßtigen, und Ihnen meine Angelegenheit in gefällige Erinnerung zu bringen; ich will Sie nähmlich abermahls ersuchen, womit Sie durch Ihren vielen Einfluß erwirken mögen daß mir dem Titel neues Mitglieds dem Akademie dem Bildenden Künste ad S. Lucam und ein diesem entsprechendes Patent zu Theil werde – ein Umstand, we[l]cher meine Aussichten ungemein fördern dürfte – Ich meinerseits werde nicht ein ermüden Fortschritte zu machen und Ihnen die feste Überzeugung zu verschaffen, daß Sie Ihr Vertrauen und Ihre gefällige Protektion nicht an einen Unwürdigen verschenkt haben.
Übrigens kann ich in meiner Stellung als Professor über mein Befinden nicht klagen, indem ich in der neuangenommenen Methode Portraits in Oehl zu mahlen ziemlich beschäftigt bin, und schon so weit gebracht habe, daß ich nebst den Brustbildern, auch mit Händen Kniestücke, manchmahl auch Portraits in ganzen Figuren mit inniger Kühnheit ausführe –
Schade daß ich während meines Aufenthal[t]s in Rom, mich dieser Methode zu widmen nicht wagte, und somit die beste Gelegenheit unterließ, mich auszuzeichnen.
Habe vernommen, daß Ihre Christus Statue für die Gräfin Artur Potocka schon in Wien anlangte, und im Frühjahr in Krakau ankommen wird, wo ich auch hoffe die mir gütigst versprochene in drey Gratien bestehenden Erinnerung hiebey verpackt zu finden; ich will Sie hier ersuchen, womit Sie die Güte hätten mich zur Übernahme dieser Gratien auf dem Parnas – in ein[em] an mich zu richtenden Briefe gefälligst zu bevollmächtigen um so mehr, als der Beamte der besagten Gräfin welcher die Statue, unmittelbar üb[er]nehmen und beym auspacken zugegen seyn wird [eine] großer Liebhaber von derley Sachen ist, und viel[leicht] meine Rechte zu Ihrem mir so theuerem Souvenir verweigern könnte –
Indem ich mir erlaube meine oben erwähnte Bitte zu wegen dem bewußten Patent, nochmals zu wiederhollen und in dieser Hinsicht einem Günstigen Emfolge entgegen zu sehen, erwarte ich sehnsuchtsvoll Ihr gütigen Schreiben und habe die Ehre, die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu erneuern mit dem ich bin ich
Eurem Wohlgebohren
ganz Ergebenster
Diener
Meine Adresse ist: Johann Nepomuck | Glowacki |
Krakau | Professor der Malerey zu |
den 28 Januar 1837 | Krakau |