Verehrtester Herr von Thorwaldsen!
Schon längst hätt ich mir die Freyheit genommen, an Sie zu schreiben, hätt ich nicht gefürchtet, Sie zu belästigen. Doch, ein Ereigniß veranlaßte mich jetzt ganz besonders hiezu. Der König hat mich nämlich plötzlich vor einigen Tagen zum Profeßor der Akademie ernannt, zu einer Zeit, als ich, wie sie schon von Rom aus wißen gar nimmermehr dran dachte. – Ueberhaupt hat sich mein Glücksstern jetzt ein wenig gedreht, und nach meiner Ueberzeugung hab ich dieß größtentheils der Wärme und Freundschaft zu danken mit der Sie, verehrtester Herr von Thorwaldsen sowohl in Allgemeinen als auch besonders gegen den König über mich sprachen, wie derselbe mir gleich bey seiner Rückkunft aus Rom erzählte, und wofür ich Ihnen nie genug dankbar seyn kann. So hab ich jetzt einige Ritterstatuen der alten Wittelsbacher zu modelliren, welche dann von Bronze gegoßen in dem neuen Festsaal aufgestellt werden, was mich sehr zufrieden macht. – Ueberhaupt fühl ich mich jetzt ganz anders, kräftiger tüchtiger, als in Rom damals. – Stiegelmayer wird nun heuer noch, einen dieser Herzoge gießen, und dadurch wird die Sorge des Königs, daß durch zu langes Ausbleiben Ihrer Reiterstatue die Gießerey stille stehen müße, beyseitigt. – Daherdann auch, der König jetzt weniger hierüber unruhig ist, als früher, ich soll e[s] aber nicht sagen. Ueber die dereinstige Aufstellung Ihrer Modelle allhier, werde ich die Ehre haben Ihnen nächstens N[ä]heres zu berichten. Doch ich fürchte überlästig zu werden und will daher lieber schließen. Ich bitte mich der schätzbaren Familie Butti vielmals zu empfehlen und geharre hochachtungsvollst
Dero
München den 15ten Febr 1835.
ergebenster L Schwanthaler.