Lieblingen selbst; und je früher es solches that um so besser. Die kleine bittere Arznei, die es uns zumal in der Jugen[d] gab, stärkt des Mannes Gesundheit; dagegen der Ausgelas[sen] der weder seinen Wünschen, noch seinem Glück ein Ziel weiß eine Nemesis hinter sich hat, die seinen Nacken vielleicht spät aber sodann desto ungewohnter und furchtbarer beuget. Lasset uns also immer, aus Liebe zu unserm Glück, uns [mit] der Göttin versöhnen, die seine Entscheiderin ist. Vor unsern Augen darf sie nicht stehn, damit ihr ernster Blick uns nicht zu sorgsam und muthlos mache; aber unserm Fuße möge sie immer folgen, ja manchmal wollen wir zurükblicken, auf ihre Stirn merken und sie bitten, daß sie uns nicht zu lange nachsehe, am wenigsten uns in der Jugend erzärtle.
An die Nemesis
Ein orphischer Gesang
Nemesis, größte Göttin, du Königin, hör, ich rufe
Dich, die alles schauet, die aller Sterblichen Leben,
Durchblickt, vielverehrte, du Ewige, die der Gerechten
Sich erfreuet allein, und immer die Regel verändert.
Immer ändert das Maas, das das Glück der Sterblichen abmißt.
Mächtige, deren Zaume die Lebenden alle den Nacken
fürchtend beugen, sie alle, die dein entscheidender Spruch
trifft:
denn du kennest alles, und hörest alles und theilest
Recht und Schicksal; auch ist dir keine der Seelen verborgen,
Die, verachtend die Regel des Rechts, muthwillig hinausstürmt.
Komm, o du hocherhebne, du reine, selige Göttin,
Komm, den Geweihelen hold, daß richtige Sinne sie haben
Und beruhig in ihnen feindselige stolze Gedanken,
Ungerechte Begierden, die fern der Regel des Glücks sind.
Zwei Göttinnen
Nemesis und die Hoffnung verehr’ ich auf Einem Alter;
„Hoffe!“ winket mir die; Jene: Doch nimmer zu viel!“