Hochverehrtester Freund
Es bietet sich die angenehme Veranlassung durch einen Reisenden dar Sie freundlichst zu begrüßen, dessen sehnlichster Wunsch und Glück es zugleich seyn wird, den allgemeinen hochfeyerten Künstler dadurch persönlich sich vorstellen zu dürffen, und dieß um so mehr da Ihre Liebe zur Musik ihm bekannt ist, die sein Lebensziel ist, und Rom besucht um in der Composition und der älteren Musik sich umzuthun. Der junge Mann heißt Otto Nicolai. sein schönes Klavierspiel, so wie der Vortrag seiner eignen Kompositionen, macht es überflüssig, näheres zu seinem Lobe zu sagen, daß ich glaube er wird auch im übrigen Ihrem guten Geschmack zusagen.
Die Meinigen von drei lieben gesunden Enkelchen umgeben tragen mir die freundlichsten Grüße an Sie theurer Freund auf, so auch Humbolds alle, welche nur den Wunsch haben, Sie möchten das Glück haben Ihre Statue der Spes, auf der schönen Granitsäule am Tegeler See, gegen die grünen Bäume, oder den blauen Himmel mit eigenem Auge zu sehen, wenn Sie die projektirte Reise nach Copenhagen unternehmen. Der Herr Minister ist sehr schwach geworden, alle Glieder zittern, das Gehör und Gesicht ist sehr schwach, ist dabei aber sehr fleissig indem er eben iezt ein intereßantes philologisches Werk drucken läßt. Gabrielchen Frau v. Bülow ist mit fünf schönen gesunden Töchtern aus London zum Besuch hier, und ist selbst so unverändert wie Sie konnten, dabei aber die geistreich gebildete Frau des Ministers. Frau und Herr v. Hedemann Frl. Caroline alles grüßt Sie herzlichst. Auch Tieck und Wach, wie alle die Sie kennen.
Ihre liebe Tochter, Casa Buti allen bitte ich meine herzlichsten Grüße zu bestellen.
Leben Sie wohl und erhalten Sie mir Ihre Liebe und freundschafftliches Andenken.
Berlin 5. Decembr. 1833. |
unveränderlich Ihr ergebenster Freund Rauch |