Hochwohlgeborner
Insonders hochverehrter Herr und Freund!
Ich kann nicht umhin dieße Gelegenheit zu benutzen, mich durch den Überbringer dießes, den jungen Pichler, Sohn meines Freundes der Hr: Profeß:, nochmahls mich Ihren Gedächtniße zu erinnern, und für so manche mir unvergeßlichen Tage und Stunden die ich durch Ihre Güte, in Ihrer mir so verehrten Gesellschaft zubrachte schriftlich zu danken. Ferner Ihnen zu sagen, wie sehr wir uns hier mit der Hoffnung schmeichelten, gelegentlich Ihrer lezten Anweßenheit in München, wo Sie abermahls so viel Ruhm und Ehre eingewendet, Sie auf der Rückreise nach Rom, hierdurch wenigstens sehen und umarmen zu können allein Sie sind uns leider, und begreiflich ausgeweihen, welches welches aber, ich vor allen, am meisten bedauert habe;
Wäre der Überbringer nicht seines Vaters Sohn, und Ihr und Ihr eigner ehmaliger Schüler, so würde ich mir die Freyheit nehmen, ihn recht sehr zu empfehlen, indem er, als ein sehr liebenswürdiger Junger Künstler, sich ohne Zweyfel Ihres Wohlwollens und Schutzes würdig machen wird, allein als meines Freundes Sohn ist er schon durch seine Geburth und Ihr eigene Verhältniß zu dem Vater beßer empfehlen, als es durch mich ja geschehen könnte.
Indem ich mich immer mit dem schönen Gedanken freue, Sie mein Hochver[e]h[r]ter Freund noch einmahl auf dießem Erdball wieder zu sehen, schließe ich mit wiederholtem Dank für alle mir erzeugte Freundschaft, und zu jedem mir möglichen Gegen-Dienste bereit, habe ich die Ehre mit den Empfindungen der ausgezeichnesten Verehrung mich zu nennen, meines
Insonders Höchstgeachtesten Freundes
| Wien den 10ten Juny | gehorsamster Diener |
| 1830 | und Freund C Sales. |