No. 5125 of 10319
Sender Date Recipient
I. Blunk [+]

Sender’s Location

München

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Rødt laksegl med utydeligt præg.
Adresssen er angivet nederst i brevet: Frühlingsstrasse No 288 bei Glaser Denk.

27.2.1830 [+]

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Bertel Thorvaldsen [+]

Recipient’s Location

München

Information on recipient

Udskrift: Sr. Hochedelgebor[n] / Der Hr[?]. Ritter Thorwaldsen / aus / Rom. / derselbst

Abstract

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München d. 27 Febr. 1830.

Hochedelgeborn,
Verehrtester Herr Ritter!

O seyn Sie so gütig und verzeihen Sie mich, daß ich mir die Freiheit nehme, an Sie eine grosse Bitte vorzutragen, da ich Sie als einen sehr edlen liebenswürdigen Menschenfreund verehre, wie der grosse Raphael sich gegen arme Künstler gütig u. menschenfreundlich erwies. O haben Sie Mitleiden mit mir als leider armen Künstler ich schäme mich sehr, meine Bitte zu thun, Gotte weiß es! allein meine bittere Lage zwingt mich so, daß ich eine Bitte thun wage! aber ich vertraue innigst auf Ihre rühmliche Güte u. Wohlthätigkeitsinn, ich bin ohne meine Schuld in so bittere Geldnoth gerathen, da ich hier kein Brod als Fremdling finden kann u. dabei auch keine Gönner habe. Und auch habe ich nie von meinem Vater auch bekommen, denn er ist nicht wohlhabend und hat viele Kinder, ich mag ihm nicht zu Last fallen. Ich lebe vom Malen u. trieb es in Hamburg. Die Gräfin von Kielmannsegge war gegen mich sehr gütig u. hatte mir Unterstützung versprochen, zum Unglück hatte ich ihre Wohnungs Adresse vergessen, daher bekam ich noch nie von ihr Geld, welches ich sehr bedarf. Vor 4 Wochen wurde ich von kaltem Fieber überfallen u. lag 5 Wochen lang, diese Krankheit hatte mich so arm gemacht, daß ich entschlossen bin, nach meiner Heimath abzureisen, ach ich habe kaum 25 F. u. soll eine so weite Reise machen. Dieses kostet 20 Louisdor, die fehlen mir ach! Mein Gott! ich weiß nicht, woher ich Geld nehmen soll. Hier bin ich fremd u. halb unbekannt. O Gott helfe mir! In 3 Wochen reise ich ab; ich kann hier nicht bleiben, o verehrtester Ritter! seyn Sie so gütig und erbarmen Sie sich meines!
Ich gestehe aufrichtig, daß ich nicht leicht verdienen kann, als Taubstummer, doch hoffe ich einst mit Gottes Hülfe glücklicher zu werden, da ich in Hamburg mich etabliren entschlossen bin. Es war eine grosse Thorheit von mir, daß ich so eilig von Hamburg, wo ich gut Verdienst hatte, nach München kam, um besserer zu verdienen, das schlug mir gänzlich fehl; ich malte für spottfeilen Preis, wovon ich nicht leben kann. O seyn Sie so gütig, und leihen Sie mir 20 Louisdor gütigst u. dadurch retten Sie mich aus meiner Noth und machen Sie mich glücklich, daß ich bald beim lieben Vater seyn möchte, den ich seit 5½ Jahre nicht gesehen hatte. Er ist 69 Jahre alt; o verehrtester Ritter, seyn Sie so großmüthig u. erfüllen Sie meine Bitte, ich werde mich benühen, Ihre Güte nie zu mißbrauchen, Gott bewahre mich vor Unehrlichkeit und Undankbarkeit! Zwar kann ich nicht leicht bezahlen, aber sobald ich im Stande, so Gott mir gnädig sey, bin, zu bezahlen, ist meine erste That, Ihnen meine Schuld abzutragen. Ich mag nicht von andern Herren Geld haben, denn sie fordern mehr dafür und werden grob u. furchtbarer, wenn ich nicht gleich bezahle, aber ich sehe in Ihnen einen sanftmüthigen gutmüthigen Engel, daher habe ich Muth, von Ihnen als größtem Künstler etwas zu bitte. Ich werde wohnen bei I.P. Blunk am Kohlmarkte in Braunschweig, o verehrtester Ritter, ich flehe Sie innigst an, daß Sie sich meiner Bitte annehmen u. mein Engel seyn möchten. Gott möchte mich glücklich durch Ihre Güte u. Großmuth machen! o Gotte segne Sie u. verleihe Ihnen langes Leben u. glückliche stete Gesundheit, das

wünscht
Ihr

Wenn es Ihnen gefällt, Sie mit größter Hochachtung
sich meiner Noth anzunehmen, verehrender I. Blunk
bin ich zu finden auf pittore.
der Frühlingsstrasse  
No 288 bei Glaser Denk.  
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Archival Reference
m15 1830, nr. 33
Last updated 10.05.2011 Print