Ew. Hochwohlgeb.
empfangen zunächst meine dringende Bitte um Entschuldigung, daß ich längere Zeit Ihnen nicht geschrieben und lange stillgeschweigen habe, allein die Fertigung der Büsten des Königs Anton, des Prinzen Friedrichs, des verstorbenen Königs August und der verstorbenen Königin, Maria Theresia, welche ich nun beendet, haben mir allerdings viel Zeit geraubt, auch habe ich inmittelst 3. Skitzen zu den Monument des verstorbenen Königs August gefertigt und eingegeben, allein bis jetzt noch keine Resolution darauf erhalten, Die Anschläge zu Fertigung der Büsten in Marmor habe ich dem Director der Akademien Grafen Vitzthum auf Verlangen überreicht.
Sehr wünsche ich die Zeit herbei wieder mich in Ihre Nähe versetzt zu sehen und freue mich auf den Augenblick Sie zu sehen, welches mich am sichersten von aller mich öfters überfallender übler Laune befreien und gesund machen wird, da ich hier nie ganz gesund war und darüber, daß ich hier soviel Geld und Zeit unnütz verwenden müßen, öfters sehr mißlaunig geworden, da hier alles so schreckbar langsam geht und zu wenig Sinn für Kunst herrscht, mithin die Zeit eines Künstlers nicht beurtheilt und berücksichtigt wird.
Da ich nun in 3. Wochen von hier abreisen werde, mithin bald das Glück habe, Ihnen mündlich über alles recht viel mittheilen zu können, der Prinz Friedrich von hier ebenfalls nach Rom reisen und noch eher als ich dort ankommen wird, so bitte ich um Ihre gnädige Empfehlung meiner Person bey dem Prinzen Friedrich.
Noch melde ich Ihnen daß der mir unvergeßliche Cammerherr v. Berg dessen Portrait ich wegen seiner Krankheit zu fertigen abgehalten wurde, heute den 8. März verstorben ist, und ich nunmehro im Todte ihm nach seine Maske abgenommen habe.
Indem ich mich Ihres ferneren gütigen Wohlwollens empfehle, verharre ich mit größter Anhänglichkeit und Hochachtung
Ew. Hochwohlgeb.
Dresden am 8. März 1828. |
ergebenster Schüler Joseph Herrmann |