No. 4043 of 10319
Sender Date Recipient
Gottlieb Götze [+]

Sender’s Location

Berlin

13.10.1826 [+]

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Bertel Thorvaldsen [+]

Recipient’s Location

Rom

Information on recipient

Ingen udskrift.

Abstract

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Ew Hochwohlgeboren

wollen gütigst verzeihen, wenn ich mir nach vergangenen geraumer Zeit einmal wieder die Freiheit nehme, mich mit Ihnen zu unterhalten. Die Rückerinnerung an die glückliche Zeit meines Aufenthaltes in Rom, wo ich so nahe um Sie war, ist mir noch so klar, und ich beschäftige mich damit so gerne, daß ich nicht umhin kann, dies einmal auszusprechen, und dazu findet sich nun gerade jetzt Gelegenheit. Ich übersende Ihnen nemlich beigehend einige Abdrücke einer auf Sie gefertigten Medaille, von welcher ich von Herzen wünsche daß Sie einigermassen Ihren Beifall erhalten möge. Es ist dieselbe zwar keinesweges nach meinem Wunsch ausgefallen, besonders ist der Kopf en face und die Rückseite hinter meinem Willen zurückgeblieben. Was den Kopf betrifft, so war wohl voraus zu sehen, daß wenn er nicht ganz in natürlicher Höhe heraus gehoben werden könnte (was doch wegen des Ausprägens unmöglich war) auch nichts vollkommend zu erlangen sei. Wie Sie mit der Idee zur Rückseite zufrieden sind, steht nun noch zu erwarten. Mit den Grazien die den Genius auf der Hand trägt, will ich nicht die Gruppe der Grazien, die Sie verfertigt haben allein, sondern überhaupt alle Ihre Werke verstanden haben. Was nun die Arbeit besonders an dem Genius betrifft, so sehe ich recht wohl selbst, daß fürs Erste die Stellung, bei der es mir besonders darauf ankam, den Kranz möglichst auszufüllen, eben nicht sehr edel ist, und denn ist ferner auch besonders an den Beinen die Ausführung schlecht, die Fersen sind zu lang die Beine u Arme hie und da zu dünn u.s.w., aber – das ist nun einmal so. Doch liese sich wohl in der Folge wenn Sie es wünschen sollten, ein anderer Stempel machen, an welchem diese Übelstände verhütet würden. Es läßt sich auch selbst in dem vorhandenen schon gehärteten Stempel mittelst der Steinschneidemaschine noch manches verbessern, und ist auch schon auf solche Weise daran gearbeitet, eben diese Art nachzuhelfen ist immer unvollkommen, so wie Sie auch an den Beinen welche dadurch zu rundlich geworden, und im dem linken Knie welches dadurch ganz verderben ist, sehen können.

Die Medaille war schon von unser vor Monaten fertig, ich hoffte nur immer auf Gelegenheit, Sie Ihnen schicken zu können. Mit der Post wollte ich nicht, weil man hier nicht das porto bis Rom bezahlen kann, und ich doch nicht wollte, daß Ihnen die Sache auf irgend eine Weise Kosten verursachte, zu mal ich ohnedies noch wegen der mir geschenkten schönen Kupferstiche sehr in Ihrer Schuld stehe. Die Medaillen, welche Sie hier erhalten, sind blos in Zinn und Kupfer ausgeprägt, ich unterlies geflissentlich, Ihnen solche zu schicken, die in Silber oder anderem werthvollem Metall ausgeprägt sind, weil Sie vielleicht sonst hätten von mir glauben können, ich suchte dadurch ein Gegengeschenk zu erlangen, und ob es mir schon äuserst angenehm seien würde, wenn ich irgend eine kleine Handzeichnung von Ihrer eignen Hand erhalten könnte um ein Andenken an Sie zu besitzen, so würde ich doch ein Geschenk von materiellem Werthe auf keinen Fall annehmen. Verzeihen Sie mir diese voreilige Erklärung, ich hielt sie aber für nöthig, denn es würde mich sehr geschmerzt haben, wenn Sie mir eine unlautere Absicht zugetraut hätten.

Gerne hätte ich mehrere Abdrücke die Medaillen überschickt, allein mit dieser Gelegenheit ging es nicht an, ich dürfte doch die Gefälligkeit, welche mir den Hr Hofrath Kiesewetter anbot nicht zu sehr mißbrauchen. Für die Herren Girometti, Gerbara, und Wolf will ich mit nächster Gelegenheit auch Exemplare schicken, und wenn Sie noch mehrere derselben wünschen so bitte ich Sie, mir es nur wissen zu laßen. Von Herrn Wolf muß ich jetzt annehmen, daß er ein schlechter Worthalter sei, er versprach mir recht oft zu schreiben, hat mir aber bis jetzt noch immer nicht den vorm Jahre an ihn geschriebenen Brief beantwortet; ich habe ihn freilich das versprochnen Petschaft auch noch nicht geschickt, hab es aber bis jetzt auch noch nicht machen können. Lassen Sie ihm dies doch gefälligst wissen, und grüssen Sie ihn von mir, so wie auch das ganze Budische Haus, Herrn Freund, Herrn Senf, und wer sich sonst noch meiner erinnern sollte.

Auf jeden Fall, auch wenn Ihnen die überschickte Medaille gar nicht gefallen sollte, bitte ich Sie doch ganz gehorsamst, mir Ihr aufrichtiges Urtheil darüber recht bald zu schreiben, es ist mir daran, wie es auch ausfallen möge, sehr gelegen.

Schließlich bitte ich Sie nun noch mit der überschickten schlechten Arbeit so einstweilen verlieb, und den guten Willen für die That zu nehmen. Hätte ich die Arbeit in Rom vollenden können, so würden die Bildnisse wohl auch ähnlicher geworden sein. Noch bitte ich wegen meiner eiligen Schreiberei um Verzeihung die Zeit war zu kurz bis zum Abgang der Sachen.

Mit ausgezeichnester Hochachtung bin ich stets

Ew Hochwohlgeboren

Berlin den 13 Octob[e]r
1826.
gehorsamster Diener
Götze.


N.S.)
Es thut mir sehr leid, daß ich von ein paar andere Medaille welche ich vor einiger Zeit gefertigt habe, nur ein paar alte schon sehr beschmutzte Exemplare schicken kann, ich habe aber keine andere mehr. Die gröstere diesen Medaillen, nemlich die für den Gewerbeverein ist zwar von mir gravirt, das Modell zu dem Genius auf der Hauptseite ist aber vom Herrn Professor Rauch. Der Kranz auf der Rückseite ist etwas schwerfällig geworden, woran die Angabe des Hr Hofrath Bussler, den ich folgen mußte, und die darin bestand, daß die innere und äusere Linnie des Kranzes eine runde Zirkellinnie ohne Einkerbungen bilden sollte, schuld ist.
Die 2te Medaille welche beiliegt, mußte wegen eines Jubileums sehr schnell fertig gemacht werden, und hat daher manche Mängel in der Ausführung; ich kenne den Mann nicht persönlich den darauf abgebildet ist, sondern habe dies Bildniß nach einem Perschischen Modell anfertigen müssen.
Den Stempel der Rückseite Ihrer Medaille, ist zwischen den Beinen, und unten dem Arme etwas weniges ausgesprungen, welches man auf den Medaillen, weil ich es weggeschnitten habe, nicht sehen kann; es hat diesen Stempel beim Einsenken viel im Feuer zu leiden gehabt, u. ist nun etwas spröde, doch springt nun weiter nichts aus, es war dies nur an den Stellen, welche beim Prägen am Ersten heraus kommen und also am meisten zu leiden hatten.
Das Ausprägen, besonders das en face Kopfes u. das Rewerses, ist mühsamer, und muß mit mehr Vorsicht als bei andere Modellen nöthig ist, geschehen. Wenn daher in Rom Sammler oder andere Personen solche Medaillen in Bronce zu haben wünschten, und Sie um den Preis fragen sollten, so bitte ich denselben auf 9 Paoli bis 1 Scudo für das Stück anzugeben; es wäre wohl möglich, daß ich den Preis für die Folge vermindern könnte, was mir aber bis jetzt nicht wahrscheinlich ist, weil die Münze mir wohl starke Prägenkosten ansetzen wird.

Archival Reference
m11 1826, nr. 67
Persons
Hermann Ernst Freund · Adolf Senff
Works
Last updated 10.05.2011 Print