Römische Leben
von
Friedrike Brun,
geborene Münter.
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Zweiter Theil
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Außer unsern Freunden Humboldt, Zoega, Fernow u. s. w. leben wir diesen Winter viel im Umgange mit den ausgezeichnetsten Mitgliedern der in Rom allein gedeihenden Künstlerrepublik. Das schnelle Auffassen des Schönen in allen seinen Erscheinungen, das immer rege poetische Leben, welches diesen Söhnen des Genius und der Muse beiwohnt, ein froher leichter Sinn, eine so geistvolle als lehrreiche Unterhaltung machten den Umgang mit den Besten unter ihnen leicht und erquickend. Auch sie lieben uns, weil sie offenen Sinn und warmes Herz bei uns finden. Wenn ich u n s sage, bist Du immer mit gemeint, meine Ida. Du warst ihnen Allen lieb wie eine jüngere Schwester oder ein eignes Kind, und dies schöne gesellige Verhältniß ging ungetrübt auf unsern zweiten gemeinschaftlichen Aufenthalt in Rom über. Als ich im Frühling 1807 Dich beinahe hoffnunglos erkrankt nach Rom brachte, was haben nicht Keller, Reinhardt, Thorwaldsen, Rauch für treue Liebe Dir bewiesen! Nie wäre es mir ohne die heitre Mitwirkung dieser treuen Freunde gelungen, den Dämon Trübsinn, der aus Deiner fieberkranken Milz aufstieg, zu bannen, da ich zu tief in Dir mitleidend war, um Dich erheitern zu können.
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