Einladung.
Der Kunstwerth des dänischen Bildhauers Thorvaldsen ist so allgemein erkannt und geschätzt, dasz hier in unsrem Norden ein jeder Mann von Bildung wenigstens diesen Nahmen kennen, und sich des Ruhmes erfreuen musz, welcher dem nordischcn Künstler zu Theil geworden ist. Jedoch, indem Italien, Deutschland und Engelland wett- eifern, sich seine Arbeiten zu verschaffen, besitzt Dänemark sehr wenige davon, und die Residentzstadt des Reichs keine einzige, die von dem Geburtsort des Künstlers zeugen, und seiner Nation sein ausgezeichnetes Talent anschaulich machen kann.
Das Werk, worinn am deutlichsten der reiche schaffende Genius des Künstlers, sein tiefes Studium, und seine Verwandtschaft mit den Antiken ausgedruckt ist, und welches ihn zugleich an die Spitze der neueren Kunst hingestellt hat, ist sein berühmter Fregio di Monte Cavallo; Alexanders Triumfzug nach Babylon in einem Friese von ungefehr 1¼ Ellen in der Höhe und beynahe hundert Ellen in der Länge*), mit mehr als hundert Figuren, darstellend; schon den Kunstliebhabern in Umriszen von Ferdinando Mori bekannt, wird dieses Werk gestochen recht bald in Kupfer nach vollständigeren Zeichnungen in Frankfurt am Mayn erscheinen; der Fries selbst ist, wiewohl in dem vorher napoleonischen jetzt päbstlichen Saale auf Qvirinale aufgestellt, doch nur im Gips vorhanden; und der liebste Wunsch des Künstlers, so wie der seiner Freunde, geht dahin, dies Werk im Marmor ausgeführt zu sehen, und in diesem dauerhaften Steine sich der Welt mit all der Vollendung, welche die Skizze verspricht, darstellen zu können; auch ist schon bey mehreren Gelegenheiten die Rede davon gewesen, dasz dies herrliche Kunstwerk wohl einmal nach England bestellt werden dürfte, wo es wohl geschätzt seyn würde, zugleich aber, nach den bekannten Sitten dieses Landes, sowohl für Künstler als Dilettanten verloren ginge; daher die blosze Vermuthung solcher Bestellung ihrc Furcht erregt hat.
Indem diese Furcht auch mich beschäftigte, fiel mir eine Idee bey, welche ich wage meinen Mitunterthanen des dänischen Scepters mitzutheilen, in der Hoffnung, dass sie dieser ihren Beyfall nicht versagen werden, um so mehr als dadurch ein dreyfacher schöner und guter Zweck erreicht werden kann. Das abgebrannte Schloss Christiansburg nähert sich unter den Händen eines geschätzten und berühmten Künstlers bald der Vollendung. Die Königsburg, die sich schon aus ihren Ruinen wieder erhebt, und dazu bestimmt ist, die höchsten Gegenstände der Liebe und der frommen Wünsche eines ganzen Königsreichs zu umfaszen, kann gewisz nicht würdiger geschmückt werden, als durch deszen Hand, der nicht allein als einer der ersten Künstler des Jahrhunderts erkannt, sondern auch darauf stolz ist, ein Unterthan unsers verehrten Königs zu seyn, und der selbst das Auge der Künstler auf Norden gezogen hat; auch würde der obengenannte Fries mit zwei herrlichen schon längst modellirten Caryatiden, die einen Baldachin tragen können, sich als ein höchst schicklicher Zierat für einen Thronsahl zeigen *). Der Künstler, dem ich diese Idee mitgetheilt habe, und den es eine doppelte Freude macht, nicht allein sein berühmtestes Werk in seinem Vaterlande, sondern dieses sogar in dem Schlosze des geliebten Königs aufgestellt zu sehen, deszen frühere Unterstützung ihm Anlasz gab ein so geachteter Bürger in dem eigentlichen Vaterlande der Künste zu werden, will um auch selbst zur Erreichung dieses Zwecks beytragen zu können, auf den ganzen Lohn, den er sich als Künstler berechnen konnte, verzichten, und indem er nur die Zeit, den Marmor, und dessen Ausarbeitung in Anschlag bringt, erbietet er sich in obengenanntem Falle den ganzen Fries nebst den beyden Caryatiden für die Summa von 15000 Skudi, zu liefern; eine in deren Auge, die den Werth und die Kostbarkeit solcher Arbeiten kennen, sehr geringe Summa, die beynahe nur einen Fünftheil von dem ausmacht, was ein anderer ebenso berühmter Künstler fordern würde.
Daher lade ich alle meine Mitunterthanen unsers verehrten Königs ein, so wie ich es schon in seinen dänischen Provinzen gethan habe, so auch jetzt in seinen deutschen; ich lade alle ein, die Liebe für die schönen Künste, und Vermögen solche zu fordern besitzen, nach eigenem Triebe zu dem schönen Zweck beyzutragen: dem Saale in der Burg unsers Königs, der am deutlichsten seine eigne Würde, so wie die der Nation aussprechen soll, einen seltenen, reichen und mit der Natur der Sache übereinsstimmenden Schmuck zu geben; einen Schmuck gleich ehrenvoll für den König, den Künstler und die Unterthanen, wodurch diese sowohl ihre Liebe für die Ehre des Staats als ihre Ergebenheit gegen den König, und Interesse für den ausgezeichneten Künstler an den Tag legen. Die Liebe und Ergebenheit, womit unsere biedern deutschen Brüder unserem geliebten Könige bey seinem neulichen Besuche entgegen gekommen sind, läszt mich hoffen, dasz diese mit ihren dänischen Mitunterthanen wetteifern werden, der schönen Anerkennung seines väterlichen Gemüths ein dauerhaftes Denkmal zu stiften, in welchem beides: ihre kindlichen Gefühle und ihr Kunstsinn, durch den Meisel des berühmtesten Künstlers unsers Norden, sich verewigen werden.
Es wird jedem gänzlich überlaszen, den Belauf seines Beytrags zu bestimmen, so wie auch die Termine, in welchen es ihm beliebt solchen zu bezahlen. Für den Augenblick wird nur eine Subskription eröffnet, wodurch die nöthige Summa gesichert werden kann. Fördert nun das Glück, Liebe für die Kunst und das Königshaus, nebst einer wirksamen Anerkennung von dem Werthe des Künstlers, diese Einladung so reichlich, dasz man zur Ausführung dieses Unternehmens schreiten kann, werden die zurückgeschickten Listen seiner Majestät mit der Bitte vorgelegt, eine Commission zu ernennen um, der Bestimmung nach, die Beyträge einzusammeln, wovon, nach allgemeiner Sitte, die Hälfte sogleich dem Künstler zugestellt, und die andere bis zur Vollendung des Werks aufbewahrt wird. Möge nun das Streben dem Königshause nützlich und angenehm zu seyn, Liebe für die Kunst und Anerkennung des Künstlers diesen wohlgemeinten Plan in Erfüllung bringen.