Rom, den 30. April.
Seit Rom dem friedlichen Fortschreiten der Kunst wiedergegeben ist, hat sich die Anzahl der deutschen Künstler hier sehr vermehrt. Die Anwesenheit Sr. Maj. des Kaisers von Oestreich gab die Veranlassung, für die mannigfaltigen Hervorbringungen dieser aufstrebenden Talente einen gemeinschaftlichen Vereinigungspunkt zu bilden, indem alle deutsche Künstler zusammentraten, um zu Ehren des Kaisers eine allgemeine deutsche Kunstausstellung zu Stande zu bringen.
Das Local dazu ward im Palaste Caffarelli auf dem Capitol, auf Veranlassung der königl. preuß. Gesandtschaft, sehr zweckmäßig eingerichtet. Die Gemälde und andern Kunstwerke wurden schon seit dem Anfange dieses Monats aufgestellt und geordnet, für das Publikum aber ward die Sammlung erst geöffnet, seitdem der Kaiser und die Kaiserin dieselbe mit ihrem Besuche beehrten, welches am 16. d. M. geschah. Der kaiserl. östr. Botschafter, Fürst von Kaunitz, und der königl. preuß. Gesandte von Niebuhr begleiteten II. MM. Allerhöchstdieselben verweilten beinahe anderthalb Stunden in den Sälen, betrachteten alle irgend bemerkenswerthe Stücke mit Aufmerksamkeit und Theilnahme, und unterhielten sich auf das herablassendste mit mehrern der anwesenden Künstler, unter denen sich auch verschiedene Oestreicher aus den deutschen Erbstaaten befanden. Es waren auf dieser Ausstellung die Werke von 47 deutschen Künstlern zu sehen, denen sich noch 14 andere aus der deutschen Schweiz, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Rußland angeschlossen hatten, nebst einem Italiener (Peter Tenerani) aus dem östr. Italien, Schüler von Thorwaldsen. Die Zahl der aufgestellten Kunstwerke belief sich auf 156, oder vielmehr, da einige Nummern mehrere Artikel umfaßten, auf 178, zu denen späterhin noch einige kamen. Unter dieser Anzahl waren achtzehn Nummern von Werken der Sculptur befindlich; einige sechzig Nummern enthielten die großen Cartons, an denen diese Sammlung einen besondern Reichthum darbot, Zeichnungen, Skizzen und Kupferstiche; in Bronze war nur eine, aber sehr ausgezeichnete Arbeit vorhanden; alle andern Nummern umfaßten größere und kleinere Oelgemälde, historische Portraits und Landschaften. Wenn der neue Aufschwung, welchen die Bildhauerkunst seit Canova und Thorwaldsen genommen hat, überhaupt unter die erfreulichsten Erscheinungen der neusten Kunstepoche gehört, so bot auch die gegenwärtige deutsche Ausstellung mehrere vorzüglich gelungene Werke der Sculptur dar.