Innigst verehrter Herr Meister
Gesund und wohlbehalten bin ich mit meiner Familie in Livorno am Corpus Domini Tag angelangt, meine Frau wie die Kinder haben die erste kleine Seefahrt in der vollkomnesten Gesundheit bestanden, es hat keinen auch nur 5 Minuten Unwohl gemacht, möchte der Himmel mir weiter gnädig seyn, das ich nun erst auf der weit größeren Fahrt mit dem meinigen gesund bleibe.
Der Capitän Majoreli hat auch noch in Fiummiccino mit dem Einpacken so wir hi[e]r im Auspacken Ihrer Sachen in meinen Beyseyn mit der besten vorsichtm verfahren, so daß ich Sie die Familie für fernenre Dienste gewissenhaft anempfehlen kann, der Uberbringer dieses Briefes ist der alte Vater Majoreli, er und seyne 2 Söhne Carlo e Reimondo machen fortwährend diese kleinen Seefrachtend. Da ich mich billiger und guter Behandlung des Capitans zu erfreuen habe, so empfehle ich dieselben Ihnen nochmals an.
Montag als den 29t. Juny reißen wir mit einem sehr guten und wohlversehenen Brigantine Amerikana mit dem Sohn des Herrn Consuls nach Philadelfie. Das Schiff heist der Vollant.
Freytag oder Sonnabend soll ich mit meiner Familie auf die Dänische Freggate kommen, da wird meine Frau wohl die Augen aufreißen: Der alte Dänische Consul Ulrick ist in der Nacht des Corpus Domini gestorben. Khelermann ist hi[e]r, Pötcher aber ist noch nicht angekommen. Das Dänische Schiff geht bis zum 3 July von hi[e]r ab.
Sonnst bin ich wohl auf, nur an Rom dencke ich oft, und ins besondre geht die Vergangenheit meiner 4 Lezten Monate in Rom, jezt wo ich hi[e]r ruhig darüber nachdencken kann, anhörent vor mir vorbey. Es wird Herrn Wagner nie wohl gehen können, wenn er so fort handelt, die Nemißis wird sich an ihm rechen.
Herzlos, Gemein, Feig, und wahrhaft undankbar hat er an mir gehandelt, und ich hab es nicht um ihn verdient. Und seinen König muß ich völlig verachten, denn da er Schurkenstreiche genehmigt, fingt er vom König selbst zum Schurken herab. Diese feste Uberzeugung nehme ich mit mir in jennen fernenre Welttheil, und werde stetz dieser Meinung aus eigner Erfahrung treu bleiben, schauen Sie sich nicht meinen lezte Meinung jeder meinen Freunde mitzutheilen, Auch der König bang[e]rt mir nicht wenn er erfährt wie ich von ihm dencke als armer Teufel, er ist und bleibt doch ein Windbeudel, auf seinem Minzen laßt er wohl schreiben. Gerecht u. beharlich, es bleibt aber beym Worde, seyne handlungen sind das gegentheil.
Nun also erwürdicher liebevoller Freund, leben Sie wohl, Gottes Allg[n]ädige hand erhalte Sie uns allen noch lange gesund und Wohl und seegne Sie mit einem frohen Alter.
Schencken Sie mir auch nun, da mich mein Scicksaal von Sie losgerißen hat Ihr Liebe und Freundschaft fort und ich werde Sie stetz treu und lieb in meinem Herrzen behalten bis wir uns einmal wiedersehen. Allen meinen lieben Freunden von Herrn Reinhart anzufangen berichten Sie mein leztes Lebewohl von Italiens u. Europas Erde, der Himmel möchte geben, das ich Sie alle noch einmal wieder sehen möchten.
Also guter Meister, dank herrzlichen Dank für jede Wohlthat die Sie mir erwiesen haben, Gottes Lohn und Seegen begleide jeder Ihrer Tage, ich bleibe
Ihr
treuer Schüler und Freund
Ferdinand Pettrich.