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Thorwaldsen.
Viel und ruhmvoll war der Nachklang, den Thorwaldsens Wesen und Wirken an allen den Orten in Deutschland erregte, die er auf seiner Rükreise nach Rom auf einige Tage besucht hatte. In Berlin konnte man sich während der ganzen, vom September an dort geöfneten Kunstausstellung an zwei möglichst treuen Gypsmodellen nach Thorwaldsens Merkur und Amor nicht satt genug sehn. Es war von der Direktion, die ihre weise ordnende Fürsorge bei dieser nah an 600 Arbeiten und Kunstwerke umfassenden Ausstellung aufs schönste beurkundet, gewiß sehr verständig, gerade jezt, wo bei der Vollendung des prächtigen neuen Odeons ‒ Komödienhaus nur sehr uneigentlich genannt, da die Bühne davon den klei[n]sten Theil des Ganzen ausmacht und ausmachen soll ‒ die Sculptur einheimischer Künstler ihren Triumph feiert, und die Namen Schadow, Rauh, Tiek, Wichmann, ja auch E. Wolf u. s. w. so hoch stehen, von dem größten jezt schaffenden Bildhauer wenigstens zwei gute Modelle ausstellen zu lassen. Es ist in öffentlichen Blättern (besonders in der Parallele zwischen der Berliner und Dresdner Ausstellung, in mehreren Nummern des nun in Konversationsblätter umgetauften litterarischen Wochenblattes) von diesen zwei herrlichen Bildwerken ausführlicher Bericht gegeben worden.
Zu den gelungensten Werken gehört gewiß sein dem eingeschläferten Argus auflauernder Merkur in der lebendigsten Ruhe, wie er zu dem verstekten Schwerdt greift, aber den Syrinx eben vom Munde abgesezt hat. Im prägnantesten Moment, so daß man sieht, was der Gott eben gethan hat, und noch thun wird. Der unvergleichliche Gegensaz der Arme und Füße, der Ausdruk des gespanntesten Sehens selbst in der etwas krausen Stirne, die hohe Natur in den verkürzten und bewegten Theilen des Leibes, alles erregte gerechte Bewunderung, und war das zweite Bild, ein auf der Lyra spielender Amorin, auch nicht gerade das höchste Ideal des alles bändigenden Eros: so herrscht doch auch in dieser Figur, die in Verbindung mit der tanzenden Grazie gedacht werden muß, ganz der Charakter des Meisters, reine Grazie mit edler Wahrheit. Der auch hier nicht ganz schweigende Momus konnte sich doch nur an Kritteleien über das Antik-Uebliche und an Kleinigkeiten halten.
‒ In Dresden erneuerte sich Thorwaldsens Andenken theils durch einen wohlgerathenen Erstlingsversuch eines seiner Schüler in Rom, des hofnungsvollen Sohnes des dortigen Hofbildhauers und Professors Pettrich, der seit zwei Jahren mit einer Unterstüzung des Königs von Sachsen in Rom unter Thorwaldsen sich zum Bildhauer bildet. Bald nachdem Thorwaldsen von Dresden abgereiset war, kam ein Christusbild auf dem Kreuze schlummernd aus carrarischem Marmor vom jungen Pettrich gearbeitet in Dresden an, und erwarb sich durch die reine Naivetät des Ausdruks und die zarte Behandlung des Marmors den Beifall des Hofs und aller Kunstfreunde. Man besang es in der beliebten Abendzeitung in Sonnetten, und ein böhmischer Kunstfreund kaufte es sogleich für eine bedeutende Summe, welches dem rastlos strebenden Kunstlehrling gewiß zur Aufmunterung gereicht. Daß dabei des großen Lehrers stets mit Dank und Achtung gedacht wurde, versteht sich von selbst. Aber auch als Prophet erwarb Thorwaldsen in Dresden seinen Voraussagungen Ehre. Einer seiner ältesten Freunde daselbst, Professor Hartmann aus Stuttgart, hatte fast alle Hofnung aufgegeben, von Neapel einen Auftrag zu erhalten, der ihm schon früher angekündigt worden war. Die Stürme der Zeit schienen ihn verwehr zu haben. Da tröstete Thorwaldsen den zweifelnden Freund. Zwar habe Canova, der wegen der bekannten Reiterstatüe nach Neapel reisen mußte, nicht eben günstig von den Nachäffungen deutscher Maler, so die ältere Florentinische und deutsche Kunst über alle zu erheben strebten, gesprochen, und’ gegen Aufträge, die man nach Deutschland geben wollen, Mißtrauen erregt, allein er solle sich nur gedulden, der Glaube aus Bessere werde doch durchdringen. Diese prophetische Trostsprache ist jezt glorreich in Erfüllung gegangen. Hartmann empfing vor wenigen Tagen den vom Duca d’ Ascoli ausgefertigten unmittelbaren königl. Auftrag das vierte große Bild zur neuen Rotonda des S. Francesco di Paola, die vor dem königl. Pallast prachtvoll erbauet die erste Zierde Neapels seyn wird, in Neapel selbst zu malen, wozu ihm vorläufig alle Reisekosten vergütet werden sollen. Dieser Auftrag ist um so ehrenvoller, als er ohne alle Anmuthung einer zu liefernden Skizze oder andern Konkurrenz, blos dem wohlbegründeten Ruhm des deutschen Meisters huldigt, von welchem eine frühere Skizze seines Aeneas, und ein aller Dings meisterhaftes Portrait des Barons und Staatsraths bet der Giunta Winspear ausgenommen, fast kein Bild weiter in Neapel vorhanden ist. Für die drei andern Hauptbilder ist Camuccini in Rom, Benvenuti in Florenz und Celestini in Neapel beauftragt, und so ists rühmlich, mit solchen Meistern zugleich gewählt worden zu seyn.
‒ In Warschau, wohin Thorwaldsen über Breslau schnell reisete, um dort die Reichsstände und den Kaiser Alexander noch zu finden, war allerdigs die Subscription für die Reiterstatüe Poniatowskis, welche Thorwaldsen in Erzguß auszuführen beauftragt worden ist, noch nicht geschlossen. Doch ist der früher von vielen Patrioten gemachte Einwurf, daß Kosziusko noch weit nähere Rechte auf ein Nationalmonument habe, durch den am 16 Okt. auf dem Berge Branislaw (dem eigentlichen Wandahügel über der Weichsel), nach Abhaltung eines Hochamts unter freiem Himmel, und nach einer Rede des Generals Pazkowski, durch den Präsidenten Wodzicki geweiheten Grabhügel Kosziuskos, woran alle Anwesenden ohne Unterschied des Geschlechts und Standes Hand legten, und zu dessen Besten selbst die Catalani sang, hinlänglich beseitigt. Krakau ist ja der einzige Freistaat, der von der polnischen Republik übrig blieb. Die Wahl des Plazes in Warschau für die Bildsäule Poniatowskis hatte ihre eigene Schwierigkeit. Endlich fand man den, noch so mancher Erweiterung und Verschönerung fähigen Plaz in der Krakauer Vorstadt für den schiklichsten. Dort wird die Reiterstatüe ihr Gesicht gegen das Bild Sigismund Augusts richten, das auf einer Säule steht, und diesen Plaz schon seit mehr als einem Jahrhunderte auszeichnete. Es machte Thorwaldsen große Freude daß der Vorschlag, seinen Helden in polnischer Nationaltracht darzustellen, keinen Widerspruch fand. Hier kan das kleidsamste von der Trajanischen und Antoninianischen Säule gewählt werden.
Malinski, ein Böhme von Geburt, und in Dresden gebildet, wo er lange in Pettrichs Kunstwerkstätte arbeitete, jezt Professor der Sculptur an der neugestifteten Akademie der Kunst in Warschau, erhielt vorzüglich durch die thätige Vermittelung des Grafen Stanislas Potocki, des Meisters der Schulen und Kunst, dem Polen eine wohlgerathene, mit vielem Eigenen ausgerüstete Bearbeitung von Winckelmans Geschichte der Kunst in 3 Bänden verdankt, die Erlaubniß, mit Beibehaltung seines ganzen Gehalts, zwei Jahre sich unter Thorwaldsen in Rom zu vollenden, und 120 Dukaten Reisegeld. Er wurde folglich der Begleiter seines Meisters auf der weiten Reise. In ihm erblüht den Polen eine schöne Hofnung für die Zukunft.
Mit welcher Huld der Meister bei seiner Durchreise in Troppau von den zwei damals schon dort anwesenden Monarchen ausgezeichnet worden, haben öffentliche Blätter nicht verschwiegen. Sie haben es verkündigt, wie er, vom Kaiser Alexander selbst an den Kaiser Franz empfohlen, von diesem sogleich mit dem ehrenvollen Auftrag erfreut wurde, dem Feldmarschall Schwarzenberg in Wien, in welcher Kirche er es am schiklichsten finden würde, ein, des alles klug leitenden und vermögenden Oberfeld-Herrn, und des Monarchen, der bis ohne alle finanzielle Beschränkung groß ausgeführt wissen will, gleich würdiges Monument zu errichten. Auch über die östreichische Kunstschule in Rom, über Venedigs und Mailands unberechenbare, vielleicht nur zu wenig ermunterte Kunstmittel hatte Thorwaldsen mit dem östreichischen Kaiser sowol als mit dem kunstliebenden und schäzenden Staatskanzler, Fürsten Metternich, mehrere sehr fruchtbare Besprechungen. So durch den Beifall der Höchsten gestärkt, mit frohem Muth, trat der Meister auf dem kürzesten Weg seine Reise in die Kaiserstadt selbst an, wo er schon lange mit Ungeduld erwartet worden war. Wien bewirthete zu gleicher Zeit den größten plastischen Künstler, und die anmuthigste dramatische Künstlerin. Wer kan zweifeln, ob die Schauspielerin Stich aus Berlin durch ihre Julia und Maria, oder der unvergleichliche Bildhauer aus Rom durch seine freimüthige Offenheit, wobei er selbst über die Kunstschöpfung eines Canova und Zauner sein eigenes, wohlbegründetes Urtheil nicht zurükhielt, sich bleibende Achtung erworben hat, nur mit dem Unterschied, daß man hier blos glauben, dort aber auch schauen konnte. Zu dem Schwarzenbergischen Denkmal hatte der Kaiser selbst nur zwei Kirchen in Wien für ganz geeignet gehalten, die schöne, aus der Ferne schon freundlich einladende Karlskirche außer den Linken, wo schon einigen gefeierten Namen ein Denkmal errichtet wurde, und die Augustinerkirche am Hof, durch Canovas Denkmal auf die Erzherzogin Christine ausgezeichnet. In der Karlskirche fand der Künstler nach genauerer Prüfung das Licht sehr ungünstig, auch da, wo die Seitenaltäre sind, die man dort aber nicht abbrechen kan. Den Plaz in der Hofkirche rechts vor dem großen Hauptaltar hielt er für weit angemessener. Die Idee vom Monument ist nicht bekannt, wahrscheinlich auch dem Künstler selbst noch nicht ganz klar. Nur darin scheint er bestimmt, daß eine Büste Schwarzenbergs darauf angebracht werden könne.
Es schien dem Künstler in Wien außerordentlich zu gefallen, und darum gab er einen Tag und eine Woche nach der andern zu, um so mehr, als er in Abwesenheit eines großen Gönners, des großen Beschüzers der Kunst, des Kronprinzen von Baiern, den er nun in Rom zu treffen hoffen darf, für jezt die Reise nach Baierns Hauptstadt ganz aufgab, und auf dem kürzesten Wege über die Alpen zu gehen entschlossen war. Er reiste den 27 Nov. von WienI direkt nach Rom ab, wird aber schon die Straßen sehr Winterhaft finden. Er erhielt zwei Tage vor seiner Abreise die unangenehme Nachricht durch den Fürsten Esterhazy, den ein Korrespondent aus Rom davon in Kenntniß gesezt hatte, daß seine ganze Werkstätte auf Trinità di monti plözlich zusammengesunken sey, und daß dadurch mehrere seiner eigenen Statüen und Sculpturen unter, den Schutt begraben und beschädigt wurden. Die Sache ist nun auch schon in öffentlichen Blättern berichtet worden. Thorwaldsen selbst hatte vor seiner Abreise aus Wien keinen unmittelbaren Brief über diesen Unfall, weil man ihn in Rom seinem lezten Briefe nach schon auf der Reise glaubte. Welche und wie viele seiner Arbeiten in dieser Werkstätte beim Zusammenstürzen derselben ausgestellt gewesen, konnte er selbst nicht wissen, da er bekanntlich außer seiner großen Werkstätte noch eine kleine in seiner eigenen Wohnung hat, und die aus dem Gröbsten gearbeiteten Bildwerke zu ihrer lezten Vollendung oft in seine Wohnung bringen, überhaupt aber aus einem Lokal in das andere oft Verpflanzungen vornehmen läßt. Die Größe seines Verlusts wird er erst an Ort und Stelle beurtheilen können. Er bewies aber dabei einen festen, männlichen Sinn. Wenn nur menschliche Verworfenheit nicht im Spiel ist, sagte er, mit den Elementen und den leblosen Stoffen läßt sich nicht kämpfen.
Denne artikel blev trykt i Beilage zur Allgemeine Zeitung, Nr. 182, søndag 17.12.1820.
Monument over Józef Poniatowski, Ultimo 1826, inv.nr. A123 | |
Merkur som Argusdræber, Senest 17. oktober 1818, inv.nr. A5 |
Sidst opdateret 11.06.2020
Afrejsen fra Wien fandt faktisk sted 26.11.1820, se også rejseruten med datoer i Rejsen til Rom, august-december 1820.