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Thorwaldsen’s Werke.
Es gibt in der plastischen Kunst kaum einen gefeiertern Namen, als den von Bartel [sic!] Thorvaldsen (wie er dänisch geschrieben wird) in Rom. Sein Leben und Wirken hat im Einzelnen allerdings sehr viele Federn in Bewegung gesetzt, viele Griffel und Grabstichel beschäftigt. Allen aber fehlt es an Vollständigkeit und hinlänglicher Bürgschaft. Wie oft ist z.B. sein berühmtestes Werk, Alexanders Einzug in Babylon in Kupfer gestochen worden, von Mori, von Bettellini und Marchetti, auch Amsler hat daran sich versuchen wollen und Pistrini hat Nachformungen in Scagliola verfertigt, wovon das Exemplar in Rom 1000 Scudi kostet. Allein immer fehlten die späteren Zusätze, die vom Künstler selbst ausgingen. Es war also gewiß ein sehr verdienstliches Werk, wenn einer der wärmsten Verehrer und Freunde der Kunst, J.M. Thiele, Professor und Secretair der K. Akademie der Künste in Copenhagen, seit 6 Jahren, als ihn Thorwaldsen in der Abschiedstunde in seinem Studio selbst dazu aufgefordert hatte, ohne Zeit und Kosten zu sparen, ein Werk unternahm, wovon der erste Band etwas früher in dänischer Sprache in Copenhagen, nun aber gleichfalls von ihm bearbeitet auch in deutscher Sprache erschien, Leben und Werke des dänischen Bildhauers B. Thorwaldsen, dargestellt von J.M. Thiele, 1ster Theil (mit 80 Kupfertafeln und einem Fac Simile, in breitem gr. Folio, XVI. und 103 S., Leipzig, bei Brockhaus). Was die beredte Gräfin Isabella Albrizzi vor 10 Jahren in ihrer Erklärung und biographischen Nachricht über den Ritter Canova (Opere di scultura e di Ant. Canova Pisa bei Capurro in 36 Distribuzioni in gr. 8.) zu sagen sich bestrebte, unternahm hier den noch lebenden Ritter Thorwaldsen, seinen Freund, zu ehren ein geistesverwandter Landsmann in Copenhagen, nur mit dem Unterschiede, daß dort eine bloß lobpreisende Dame uns über die Entstehung und Geschichte der Erzeugnisse des berühmten Meisters von Passagno sast immer in Unwissenheit läßt, hier aber alles, was Th. nur über die früheste Bildunggeschichte und die immer mächtiger sich entwickelnde Wirksamkeit des großen Dänen, von seinem Eintritts in Rom, den 8. März 1797 an (den er dann stets als seinen wahren Geburtstag beging) erforschen konnte, chronologisch geordnet und in sein bürgerliches Leben verflochten ist, mit Thieles eigenthümlicher Kunstansicht uns vorgeführt und in correcten Umrissen auf den den Text begleitenden Kupfertafeln (eine Welt voll Kunstvermögen und Genialität) uns vors Auge gebracht wird. Das Ganze wird mit der gleichfalls schon ganz fertigen zweiten Abtheilung vollendet und so eine bisher vergeblich gewünschte vollkommene Uebersicht des Meisters gewonnen werden können, der unter dem Ehrentitel il gran Danese an unsrer Elbe eben so sehr gekannt und verehrt wirdI als an der Tiber. ‒
Man muß in der lehrreichen Vorrede selbst lesen, wie der von seinem Helden begeisterte Kunstbiograph es anfing, um über die früheste Lebens- und Bildunggeschichte des Anfangs mühsam ankämpfenden Lehrlings das (fast allen Nachrichten über Thorwaldsen zum Grunde liegende) Etwas über Thorwaldsen von der unermüdeten Forscherin, Friederike Brun im Morgenblatte von 1812 zu ergänzen und aus den Archiven der Academie, der Admiralität und durch einzelne Zeitgenossen und Freunde fast alle Dunkelheiten aufzuhellen (selbst ein Stammbaum konnte gegeben werden), aber auch die Entstehung und Geburtsstunde jedes einzelnen Werkes in der strengen Zeitfolge auszumitteln, was ihm auch fast überal geglückt ist. Durch den trefflichen Architekten Fries konnte er schon 1827 das, was er bis dahin gesammelt und geschrieben hatte, dem Meister selbst vorlegen und erhielt dadurch alles, was erwünschte, da es bei einem Manne, der lieber 2 Büsten modellirt als eine Brief schreibt, durchaus solcher Hebammenhülfe bedurfte. Auch getreue und gute Umrisse (hier in der ersten Hälfte 80 Tafeln) durch Künstler in Rom und Kopenhagen, so viel es möglich, nach den Originalen zeichnen und stechen zu lassen, war keine leichte Aufgabe, auch wohl kostbar. Obgleich Thiele selbst sich sehr bescheiden über den Werth dieser Umrisse ausdrückt, springt es doch sogleich in die Augen, daß hier alles mit Liebe gepflegt, mit Gewissenhaftigkeit gebildet wurde, weil ja allen diesen keine erwerblustige Spekulation zum Grunde lag. Auch bearbeitete der Verfasser die deutsche Uebertragung nach der dänischen Urschrift selbst für das Volk, „in welchem Thorwaldsen seine mehrsten Freunde, die einsichtvollsten Kenner seiner Leistungen, seine ihm so nahe verwandten Kunstbrüder und auch die größte Zahl seiner Werke zählt.”
In den hinten angefügten zahlreichen 216 Anmerkungen zum Texte sind alle Nachweisungen und hier und dort ausgesprochenen Urtheile über einzelne Werke enthalten, und so erst die hier so wünschenwerthe Gründlichkeit mit einem geschmackvollen lichten Vortrage in vollen Einklang gebracht. Es würde freilich sehr willkommen gewesen seyn, wenn bei vielen Arbeiten z.B. aus dem Psyche- und Eroscyclus die Orte genau hätten angegeben werden können, wohin sie verkauft wurden und wo sie jetzt aufgestellt sind. Allein wenn man bedenkt, daß Thorw. dasselbe Werk öfters zu verschiedenen Zeiten wiederholt und an Liebhaber gegeben hat, deren er sich selbst kaum mehr erinnert, und daß bei vielen bereits gedruckten Kunstnachrichten es ungewiß bleibt, ob von Gypsmodellen oder vom Marmor selbst die Rede ist; wenn man hinzunimmt, daß mehre frühere Werke durch Erbschaft, Schenkung oder den Hammer ihre Besitzer schon mehrmals geändert haben: so wird man das Unangemessene, ja selbst das Unerreichbare dieser Anforderung leicht selbst ermessen. Doch ist dieß allemal geschehen, wo es mit Gewißheit geschehen konnte. Auch über die nicht immer unbestrittene Originalität der Idee, nach welcher des Meisters Fantasie sein Thongebilde formte, so wie über einzelne Motiven, die ihm oft ein glücklicher Zufall bot, möchte mancher, der nie aufhört zu fragen, noch mehr unterrichtet seyn. Allein es fehlt auch darüber da, wo sie mit Sicherheit gegeben werden konnte, nicht an Aufklärung. Besonders merkwürdig sind die Stellen über Zoega’s Einfluß auf Thorwaldsen’s Eigenthümlichkeit (S. 24 und so), den man viel zu hoch angeschlagen hat. Sehr ausführlich ist die Geschichte von Th. Jason erzählt und wie zu ihm der edle Britte Sir Thomas Hope eintrat, welches Thiele mit Recht seine Wiedergeburt in der Kunst nennt. Schade nur, daß sowohl bei dieser Statue, als bei vielen andern Compositionen nicht durch besondere Umrisse die Abänderungen, die der sich selten ganz gnügende Künstler später damit vornahm, angegeben werden konnten. Sagt man, daß dieß zu viel Tafeln gefordert haben und zu kostbar geworden seyn würde: so möchte wohl in Frage zu stellen seyn, ob dieß nicht zur Seite des Hauptumrisses nur im verjüngten Maßstabe leicht angedeutet werden konnte. Freilich hätte dieß der Eleganz und Reinheit der Vorstellung, die nur Eine Figur zu gestalten schien, einigen Eintrag gethan. Aber lehrreich wäre es gewiß gewesen. Thorwaldsen herrscht unübertroffen im Relief. Möge im 2ten Theile keines wegbleiben, wenn es auch nur als unausgeführtes Gypsmodell in seinem Studio oder bei seinen Freunden vorhanden wäre. Einen Wunsch dürfte man uns hierbei wohl gestalten. Alexanders Triumphzug wird stets auch der Triumph des größten Kunstvermögens unter den jetzt lebenden Marmorbildnern bleiben. Man muß es hier ausgeführt lesen, wie der Künstler in den 4 Bearbeitungen von dem Quirinal-Exemplare herab bis zu dem in derselben Hohe mit diesem, aber mit einem Zusätze bearbeiteten Friese für das Schloß Christiansburg (1829-30) vieles neu motivirt und ergänzt hat. Sehr erwünscht ist es daher auch, daß 3 unter den diesem Einzüge in Babylon gewidmeten 24 Tafeln (Tafel LXV. und LXVI. den Triumphator selbst auf seinem Wagen in der frühern und spätern Gestaltung, da die frühere ihm mit Recht zu theatralisch schien, und die Schlußgruppe Taf. LXXV.) die Abbildungen selbst uns versinnlichen. Allein wünschenswert wäre es gewiß auch gewesen, den ganzen Fries in seiner vollen Lange, wenn auch sehr verkleinert, in einer Doppeltafel auf einen Blick überschauen und die dreifach gegliederte, würdevolle Composition würdigen zu können. Es fehlt zwar auch jetzt schon nicht an dergleichen Kupfertafeln in und außer Italien. Aber sie lassen viel zu wünschen übrig, sind nicht alle nach dem Relief von der letzten Hand gezeichnet und lassen über vieles in Ungewißheit. Wer vermöchte es echter und zuverlässiger zu geben, als der Mit diesem Gegenstande so innig vertraute, ihn so geistreich exponirende Mann in diesem Werke, welches unsere Kunstlitteratur so schön bereichert. Auch würde wohl vielleicht am Ende des Ganzen eine möglichst vollständige Aufzählung von einigen hundert Büsten, die nach und nach von Thorwaldsen oder doch unter seiner Direction gemacht worden sind, viel Freude machen. Denn was jetzt auf einzelne Veranlassungen im Texte angeführt worden ist, kann doch auf Vollständigkeit keinen Anspruch machen. Die Gräfin Albrizzi hat in ihrer Sammlung von Canova’s Werken auch alle seine Büsten mit aufgenommen. Uebrigens mag es an seiner Stelle seyn, hier noch das Urtheil eines britischen Kunstrichters nicht ohne den Ausdruck britischer Nationalität am Schlüsse anzuführen: „Zum Schluß und zum Frommen solcher unglücklichen Wichte, wie sich dergleichen in dieser reiselustigen Zeit finden, welche nicht Gelegenheit hätten, die großen Meister des Südens und Nordens mit einander zu vergleichen, sei folgendes erinnert. Der Däne wird allgemein für einen wahrhaften Nachahmer der Natur gehalten, und für viel keuscher in seinem Meißel als der Italiener (Canova), der einen kleinen Anflug von gallischem Manirirten hatte, während Thorwaldsen ganz rein und einfach mit tiefem Sinn für Schönheit zuweilen bis zum Pathetischen dasteht. Andererseits stellt man Canova’s Technik in der Behandlung des Marmors höher. Thorwaldsen’s Fleisch ist nicht so vollkommenes Fleisch. Hätte der nun schon hinübergegangene Stolz Italiens hierin einen Nebenbuhler gehabt, so wäre es unser Chantrey. Das Basrelief hält man gewöhnlich für die höchste Virtuosität Thorwaldsen’s. Indeß besitzt Baring bei uns einen Merkur als Werk seines Meißels, welches an Vortrefflichkeit mit den vortrefflichsten in der Friese wetteifert und es ungewiß läßt, in welcher Gattung der Plastik er der größere Meister ist.”II
Denne tekst blev trykt i Artistisches Notizenblatt, No. 19.
Jason med det gyldne skind, 28. januar 1803 - Senest 19. marts 1803, inv.nr. A52 |
Sidst opdateret 04.05.2022
[I teksten markeret som note med følgende indhold:] Wir sind so glücklich, in kleiner Entfernung von Dresden auf der das reizende Elbthal beherrschenden Villa des Hrn. Generalkonsuls von Krause in Weistropp, in dessen reichen Kunstsälen nicht nur drei köstliche Originalarbeiten Th. in Marmor, worunter sich der berühmte Hirtenknabe mit dem Hunde befindet, sondern auch mehre Gyps-Modelle von den gelungensten Leistungen des unsterblichen Meisters beschauen zu können, da der hochherzige Besitzer keinem Fremden sein gastfreundliches Haus verschließt und zu seinen Gemälden und plastischen Kunstwerken jedem, der wahre Empfänglichkeit für so etwas hat, freien Zutritt gestattet. Dort ist auch das in seiner Art einzige Porträt Thorwaldsen’s von Vogel’s Meisterpinsel in Rom selbst gemalt. Möge nie der Tag kommen, wo diese wahren Perlen im Schilfkranze unsers so viel Schönes umständen Elbgottes abgenommen und in fremde Gegenden vereinzelt würden!
[I teksten markeret som note med følgende indhold:] Foreign Quarterly Review. N. XIX. in der Recension des ersten Theiles des Thieleschen Werkes S. 207-13.