Mein werther Herr Thorwaldson
Ueberbringer dieses ist der H. Joh. Leeb, ein junger Mann welcher sich der Bildhauer-Kunst widmen will, und von Sr Majestät dem Könige eine Pension erhalten hat um in Rom seine Studien mit Ernst zu beginnen und fortzusetzen. Ich leugne ihnen nicht daß mehr die offenbarne Anlagen und der unüberwindliche Eifer anlehne H. Leeb zur Bildhauer-Kunst hinzieht, als sein schon ausgebildetes Talent ihm den Gnaden und Begünstigung des Hofes ausgewirkt haben. Sie werden sich bald selbst überzeugen daß H. Leeb noch ein sehr ernstes und gründliches Studium nöthig hat um wür[k]liches Talent zu erwerben, aber es ist zu hoffen daß sein Eiffer von Thorwaldson’s Kenntnißen und Genie geleitet keine ganz vergebliche Hoffnungen einer schnellen und glücklichen Entwicklung schöpfen läßt. Ich bitte sie also im Namen der Kunst selbst sich des H. Leeb anzunehmen und womöglich ihm durch Beschäftigung in ihrer eigenen Studium und unter ihren Augen, die beste Gelegenheit sich Talente zu erwerben darzubieten.
Wen der Gewährung dieser Bitte und den Zeugnißen welche ich Sie bitte mir von Zeit zu Zeit über das Betragen und die Fortschritte des H. Leeb’s geben zu wollen hängt es hauptsächlich ab, ob daßelben Aufenthaltszeit und Pension in Rom verlängert wird oder nicht, und ich bitte Sie inständigst in dieser Hinsicht offenherzig zu sein.
Über die Verfertigung des bewußten großen Bassoreliefs werden sie jetzt Gelegenheit haben mit Sr Königliche Hoheit den Kronprinzen selbst zu sprechen und zu unterhandeln, welches wie ich hoffe die Ausführung noch beschleunigen soll.
Mit der Wiederholung meines Vorworts für H. Leeb und die Versicherungen der größten Hochachtung, habe ich die Ehre zu sein
Ihr
ergebener Diener und Freund
LvKlenze
München d 6 Dec 1817