Carrara 8 Aug. 1816.
Verzeihen Sie geliebtester Freund, daß ich Ihnen seit unserer Trennung nie schrieb, als da ich nun wieder in Ihrer Nähe bin, und im October in Rom wieder einzutreffen gedenke.
Herr Ritter ein Bekannter von Ihnen mit welchem ich vor meiner Abreise in Berlin Gesellschafft war und deßen Bekanntschaft machte, sandte mir diesen Brief für Sie. Da aber die Oesterreich: Dogana bei Roveredo die Taschen visitirte, so war ich genötigt alle Briefe (wohl 30 St.) zu öffnen um nicht in große Strafe zu fallen. Gelesen ist er aber deswegen nicht, und Sie werden es nachsichtlich verzeihen.
Ekersberg läßt Sie schönstens grüßen er war gesund und wohl in Berlin angekommen, und wollte noch einige Tage dortverweilen.
Wie freue ich mich alle Ihre schönen Arbeiten zu sehen, wovon ich seither so viel gutes und schönes hörte, ich bin überglücklich wieder in Italien zu seyn, und an die Ausführung meiner Arbeiten denken zu können.
S. M. der König hat mir die beiden Monumente der Generale v. Bülow und v. Scharnhorst in Marmor auszuführen übertragen, ich schiffe gegenwärtig die Marmor dazu ein, da solche in Berlin ausgeführt werden sollen. Die Statue Alexander werde ich in Rom machen. Zwei Candelaber und eine liegend schlafende Grabstatue lege ich hier an. Das Modell zu lezterer ist schon seit zwei Jahren als Modell fertig, und kann also noch vor October angelegt seyn in Marmor.
Byström besuchte mich hier, wie sehr bedaure ich daß Sie niemahls eine Reise nach Deutschland und Dännemark machen, alle Welt sehnt sich danach Sie kennen zu lernen, und Ihre Arbeiten zu besitzen. Wie wenige Menschen können nach Rom kommen!
Ich wünsche recht wohl zu leben, und hoffe Sie bald zu umarmen.
Ihr
aufrichtiger Freund Chr. Rauch.