Emden d. 7. Nov: 1812.
Hochwolgebohrner Herr,
Hochzuverehrender Herr Professor
So hat sich dann das düstere Verhängniß über uns entfaltet. – Unser lieben ältesten Sohn – unser hofnungsvollen Sohn. – das Kind unser Erwartung – dessen endlichen Rükkehr in seiner Vaterstadt wir so sehnlichst wünschten, und mit so vielen seiner guten Freunde so freudig entgegen sahen – ist todt!!! – ist schon lange todt!!! Ach! welche zwey sehr harte Schläge musten wir auf einmahl dieser Tagen erleiden! Es war gerade acht Tagen daß wir aus Amsterdam die unerwartete Nachricht von dem dorten erfolgten Ableben unseres lieben vierten Sohnes, einen allerliebsten Jüngling von 20 Jahren, welcher in Geschäften seines Principalen, des Herrn General Empfangers dieses Departements, kaum drey Wochen vorher dahin verreiset war, erst hatten erhalten, als Ihr Brief vom 30. September ankam. Der Verlust dieser beyden lieben hofnungsvollen Söhne ist uns über alles schmerzlich; unsere frohe Hofnungen die wir von ihnen hatten, sind also unwiederbringlich dahin – Gottes Gnade muß uns trösten, ihnen ist wohl, daß dürfen wir durch die göttlichen Verheissungen hoffen.
Euer Hochwolgebohrnen aber müssen wir noch um eins bitten. wir bitten, geben Sie uns etwas volständiger Nachricht von der letzten Tage unseres unvergeßlichen Sohnes, von seiner Krankheit, von seinen letzten Tagen, von seiner Beredigung und woselbst, sodann von seinen nachgelassenen Sachen. Wahrscheinlich hat er doch Sachen von Werth hinterlassen. Gemälde, Zeichnungen, Manuscripte, Kupferstiche und Bücher, vielleicht auch Prätiosen &c. Ihnen bitten wir also, als seine Eltern, um unsere Gerechtsame bey dem Nachlasse unseres verewigten Sohnes, des Historienmalers Tjarko Meyer Cramer deshalb wahrzunehmen, wir geben Ihnen hierdurch die ausgedehnteste Volmacht; lassen Sie sich Verantwortung und Rechnung geben, und lassen Sie sich die Sachen vorerst ausantworten, dann können wir näher darüber beschikken; sollte noch eine Notarial Volmacht erforderlich seyn, so belieben Sie sich vorbehalten um solche nachzufügen.
Vielleicht wird der Kaufmann, Herr Ruga in Rom, oder andere Kaufleute, Gelegenheit wissen, die Sachen ohne grosse Kosten nach Amsterdam übersenden könen, von dorten könen selbige mit Schifsgelegenheit hieher kommen.
Es ist unbegreiflich, wie von Mairie wegen in Absicht der Liste vom Bürgerstande keine Nachricht hieher gekommen ist; daß von dem Herrn Friedens-Richter keine Maasregeln wegen des Nachlasses genommen werden; doch Ihre nähere des fällige Nachricht, wird darüber Erleuterung geben.
Der Herr Maire dieser Stadt hat der Gewogenheit gehabt beygelegtes Schreiben an den Herrn Maire von Rom zu erlassen, welches Sie, wenn Sie es zu Ihrer Hülfe und Beystand nötig halten zu übergeben belieben, sonst belieben Sie es zurükzuhalten.
Sehr inständigst bitten wir um Gewährung unser Bitte und um eine baldige Antwort
Mit aller Hochachtung
P.S. Der Brief an den Herrn Maire zu Rom ist unversiegelt geblieben, damit Sie dessen Inhalt einsehen können. |
Euer Hochwolgebohrnen D.W. Diener der receveur municipal Albert D. Cramer und Frau Ida K. Meyer |