Ich habe vernommen, daß sie sich in dem Studium des Hr. [xx]c[x]rlis über die anticke Heldenfigur, welche sich die Schu[h]e anbindet, die unter den Nahmen Cincinatus bekannt ist, auf eine für ihre eigne Ehre sowohl als auch die meinige unanständig ausgelaßen haben, indem sie behauptet, daß an solcher, Kopf, Arme und Beine neu restaurirt, daher im ganzen genommen, sie nur ein Kunstwerck von geringem Werthe sey. Hätte ich diesen Kunst für mich unternommen, so würde mir das was sie und andere, bey solchen Anlaße sagen wollen und sagen können, völlig gleichgültig seyn; allein da nothwendig ich hier Rücksicht auf den hohen Künsten-Freund, welcher mit seinem aufträgen damal mich beehret, und zu gleich auf die geschäzte Person, mit denen Beyfall ich diese Verhandlung besiegelt nehmen muß, so nöthigt solches mich meinen Ansehen vor beyden zu rechtfertigen und die Falschheit dieses meiner Ehre rechtfärdigen Fürgebens auf zu decken und zu entkräften. Ich nehme mir also die Freiheit, ihnen zu sagen daß in Hinsicht der ersten Behauptung sie sich, als einer der völlig sich in Nebel befindet zeigen, bey dem die Einsicht noch nicht so weit ausgereift ist, antickes und modernes mit gehöriger Sicherheit zu unterscheiden. Die oben benannte Theile sind, wie jedes Kind beym ersten Blicke auch leicht einsehen kann, allerdings neu angesetzt, weil diese Figur da sie gefunden worden, zertrümmert war, allein alle sind anticke und gehören der Figur eigen zu. Kleine Absplitterungen hier und da ausgenommen, die durch die Nachlässigkeit davon welche sie herausgegraben, verlohren gegangen, welche bey der Herstellung nothwendig neu mußten ersetzt werden. Es befinden sich daher nur einige anticke Figuren in Rom die in Hinsicht ihrer Ächtheit mehr zu schätzen wären als diese. Die autentische Geschichte, wie und wo diese Figur gefunden worden, kann meiner Aussage nun so mehr nur bekräftigen, welche auf zu stellen Männer bereit sind, die kein Interesse bey dieser Sache bindet, deren Redlichkeit allgemein hier bekannt ist. Was den zweiten Punkt betrift, das heißt den artistischen Werth von dieser Figur, so zweifle ich keineswegs, daß das Urtheil, aller unparthei[i]scher Kenner solcher den Rang anweißet, daß sie unter die Zahl davon gehöret, welche jede Galerie worinn sie aufgestellt werden, schmücken.
Dieses Betragen von ihrer Seite, welches mich in die Nothwendigkeit setzt, Ihnen beschwerlich fallen zu müßen, schmerzt mich nur so mehr, da ich mir bey jeder Gelegenheit eine Freude daraus machte, ihren Talente als Künstler, die gebührende Gerechtigkeit wiederfahren zu laßen, ja wie aus respecktabele Zeugnißen erhellen könnte, mit bey zu tragen um solche durch erkleckliche Bestellungen, immer mehr auf zu muntern und zu fördern. Ich bitte sie daher, wenn Ihnen ferner an unserem guten Vornehmen etwas liegt, mir eine genugthuende Erklärung hierüber zu ertheilen, die mich in jeder Hinnsicht zu beruhigen fähig ist. Werden sie mir diese billige Foderung versagen, so sehe ich mich zu meiner Selbstvertheidigung gezwungen, dieser Umstand, zugleich mit der geschichte von dem Kunste der logia des Medusen-Kopfs in Pallast Rondanini samt allen Documenten zu publiziren, um damit nicht allein ihrer bösen absicht meiner Credit zu untergraben vor zu baue, sondern auch die Absichten, schlechterer Menschen, denen ihr Urtheil zur Waffe dient mich mörderisch an zu fallen, hiebey zu hintertreiben.
Rom d. 8ten Aug. 1811 |
Fried. Müller. |