No. 9227 of 10318
Sender Date Recipient
J.C.H. Schlüter [+]

Sender’s Location

Lauenburg/Elbe

12.11.1842 [+]

Dating based on

Dateringen fremgår af brevet.

Bertel Thorvaldsen [+]

Recipient’s Location

København

Information on recipient

Ingen udskrift.

Abstract

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Vater Thorwaldsen!

Als ich erfuhr wie Ew: Hochwohlgebornen zu erst in Copenhagen angekommen waren, freuete ich mich; als ich aber in den Zeitungen las, daß Ew: Hochwohlgebornen wieder nach Italien abgereiset waren, betrübte mich, indem ich glaubte daß es Ew: Hochwohlgebornen in Copenhagen nicht gefallen. – Jetzt nun wie ich im vorigen Monat die glückliche Wiederkunft über Altona nach Copenhagen erfuhr, wurde ich recht froh und erfreuet, indem ich hoffe, Ew: Hochwohlgebornen die letzten Jahren (die mit Gottes Hülfe noch recht Viele werden mögen) Ihrer Lebens in Copenhagen beschliessen werden, um so mehr, da unser aller gnädigster König, Künste und Wissenschafften im höchsten Sinne ehren und lieben.
Im nächsten Sommer hoffe ich mit Gotteshülfe Copenhagen mal wieder zu besuchen, um dann so glücklich zu sein, Ew: Hochwohlgebornen persönlich nebst die vielen von Ihren Händen verfertigten Kunstsachen kennen zu lernen, wovon ich bisher mit Vergnügen in öffentlichen Blättern von Ew Hochwohlgebornen von Gott verliehenen schätzbahren Talenten gelesen. Dieß giebt mir Veranlassung Ew Hochwohlgebornen bekannte edelmüthige Gesinnungen freundlichst in Anspruch zu nehmen. Da Copenhagen mit so vielen schätzbaren Arbeiten von Ew. Hochwohlgebornen geschmückt wird, so hätte ich wohl die große Kühnheit Ew: Hochwohlgebornen zu bitten, hier am Ende des Königsreich an der Elbe unsere arme Kirche mit einen Altar Stück von Ew Hochwohlgebornen beglückt zu werden.
Was mich besonders dazu Veranlassung giebt ist folgendes
Vor 18 Jahren hat man sich gefallen lassen, die eine Seite der Kirche wo der Altar sich befindet, alle denkwürdigen Figuren von unsere verstorbenen in Gott ruhenden Hertzögen, besonders aber, was sehr interessant war, die vielen Wappen unserer alten Hertzögen Zeiten von sehr vielen Jahrhundert her, wegzubrechen und zu zernichten; dagegen uns Kahle kalk Wänden wieder hinzubauen, so für jeden Lauenburger schmerzliche Erinnerung bleibt. Wer davon besonders Schuld ist, will ich hier nicht erwähnen.
Man findet in keiner Stadt ein so nacktes Altar wie in Lauenburg. “Wenn beim Genuß des heiligen Abendmal, das Menschliche Herz durch Göttliches Anblick kann erfreuet werden, thut doch dem Herzen recht wohl und erhöhet seine Andacht”.
Meine unterthänigste Bitte ergeht daher, wenn also Ew Hochwohlgebornen unsere Kirche für das Altar mit ein Ihrer schätzbahren Kunstwerken erfreuen wollten, darüber würde gewiß ganz Lauenburg selbst die späte Nachwelt hoch erfreuet und unser Stolz sein, von so hohen geschätzten Händen hier in unsere Kirche geschmückt zu sehen.
Viele fremde die hier von Deutschland durch paßiren würden sich davon loben und Vater Thorvaldsen sich am Ende des Königreiches an der Elbe mit vereinigen.
Kosten sollen Ew Hochwohlgebornen davon nicht im geringsten bis hierher haben; nur Ew Hochwohlgebornen es nach Werth zu bezahlen, dazu ist die Kirche leider durch den vielljährigen Druck des Krieges von 1802 bis 1813 zu arm geworden; weshalb ich hoffe Ew Hochwohlgeb. werden meine unterthänigstes Gesuch nicht als eine Ausverschämtheit auslegen. Die Liebe und Hochachtung zu Ew Hochwohlgebornen hat mein Herz dazu vermacht diese Bitte zu wagen und diesen kühnen Schritt für hiesige Kirche zu thun – . Indem

ich verharre mit Kindlicher Liebe
verbleibe

Lauenburg a/d
Elbe d 12 November
1842
Ew: Hochwohlgebornen
ganz ergebener
JCH Schlüter
Amt. Bürgermeister der
Vorstadt
Archival Reference
m24 1842, nr. 44
Last updated 10.05.2011 Print