Hamburg d. 12 Februar 1841.
Indem ich nach einer Reise von Jahren mich Ihnen, Hochgeschätzter Freund, in der Erinnerung zurückrufe, kann ich keinen anderen Grund der Entschuldigung anführen, als Ihre mir zutheilgewordene freundschaftliche Aufnahme. Dennoch habe ich Grund zu glauben, daß nach so langer Zeit und bei nur flüchtiger Berührung, in der ich zu Ihnen stand, mein Andenken bei Ihnen erloschen sey. Denn als mich 1825 unser Freund zu Ihnen führte, traf es sich leider, daß ich alsbald nicht umhin konnte einen Jugendfreund auf der Reise nach Neapel zu begleiten und erst wieder nach Rom zurückzukehren, als zur Zeit der villeggiatura ich Sie nicht antraf. Dennoch gehörte dieses obgleich kurze Beisammenseyn zu den glücklichen Momenten welche den angehenden Künstler in einem Grade erwärmen und anfeuern wie es nur der schaffende Künstler, umgeben von seinen Werken vermag. Besonders erinnere ich mich des damals in Ihrer Werkstatt vollendet aufgestellten kleinern Alexander Zuges, an welchem ich Herrmann bei’m Abformen beschäftigt fand und da einige Parthien bedeckt waren denselben erst später bei’m Dr. Abendroth hier gänzlich vollendet zu sehen bekam.
Nach dieser Erinnerung an eine glücklichere Zeit, erlaube ich mir Sie mit einem Gesuch zu beschweren, durch dessen Erfüllung Sie mich nochmals zum innigsten und warmsten Dank verpflichten würden. Der Magistrat und den Kammerherrn unserer Nachbarstadt Altona nämlich, haben an sämmtliche Architecte eine Aufforderung ergehen lassen sich zur Wiederbesetzung der StadtBaumeister Stelle zu melden. Indem ich mein desfaltiges Gesuch dem Magistrat schriftlich überreichte, habe ich zugleich demselben über die in den Jahren meiner Praxis ausgeführten Bauwerke betreffenden Zeugnisse beigelegt. Weit entfernt selbst urtheilen zu wollen, darf ich es der Freundschaft wohl anvertrauen, daß Letztere von den Behörden mit Beyfall aufgenommen werden sind.
Indessen die Bestätigung dieser Wahl geschicht höheren Orts; hinzu nun fehlt mir die Bekanntschaft Ihrer geschätzten Conferenz- und Bau-Räthe, namentlich aber die Gunst Ihres allverehrten König’s selbst; denn schwerlich wird sich Ihro Majestät des Erbauers des Kirchthurmes und anderer Bauwerke zu Wandsbeck erinnern, welche daselbst im Herbst des vorigen Jahres bei einem kurzen Aufenthalt von Sr. Majestät besichtiget wurden.
Indem mir solchergestalt jede Empfehlung höheren Ort’s abgeht, wünschte ich Sie mögten es mir zu Gute halten, wenn ich mir in dieser Angelegenheit Ihre gütige Fürsprache erbitte. Ich weiß sehr wohl wie oft Ihre allbekannte Güte in Anspruch genommen wird, zumal seit Sie in der Residenz leben, und ich würde es nicht wagen Sie zu belästigen, wenn nicht die Bezeugung wahrer Freundschaft mir Muth dazu geben. Ich fühle mich Ihnen schon zu so herzlichen Dank verpflichtet, daß ich meinen Wunsch für höchst unbescheiden halten muß. Betrachten Sie indeß die Gewährung desselben, als die Beförderung eines Glückes welches mich zur unversiegbaren Dankbarkeit verpflichten würde und genehmigen Sie die Versicherung meiner größesten Hochachtung und
aufrichtiger Freundschaft
H.W. Burmester
Architect
in Hamburg