Hamburg d 23ten Juny 1837
Lieber Herr Thorwaldsen.
Ich weiß nicht ob nach einem Zeitraum von drei Jahren Sie sich noch einer Familie Sloman aus Hamburg erinnern die Sie damals im Hause des Mayor Serre kennen lernten, die, während ihres Aufenthaltes in Rom, auf der Piazza di Spagna logirte oftmals die Freude hatte Sie bei sich zu sehen und der es vergönnt war manche schöne Stunde in Ihrem Attelier und in Ihren Zimmern, mit Ihnen und Ihren herrlichen Werken zu verleben; wenn, unter der Menge von Fremden die sich täglich um Sie drängen, das Andenken an diese Familie noch eine Spur in Ihrem Gedächtniß zurückgelassen, so darf ich diese Zeilen mit freundlicher Zuversicht, im Namen meiner Aeltern an Sie richten um Ihnen Herrn Cattley aus London, einen Freund unsers Hauses, vorzustellen. Sie werden in ihm einen Mann von seltenem Talent und schönen Geistesgaben finden, einen Mann der der Bekanntschaft und des Wohlwollens eines Thorvaldsen würdig. Da Herr Cattley sich mit vielem Eifer dem Studium der Malerkunst widmet und seiner Ausbildung wegen in Rom ist, so würde ein Rath, ein aufmunterndes oder lenkendes Wort von Ihnen, von unendlichem Werthe für ihn sein. Wir wagen mit Zuversicht Sie um Ihr Wohlwollen für diesen unsern Freund zu bitten da Ihr Eifer für die Beförderung jedes künstlerischen Strebens weltbekannt, und Thorwaldsens Herz eben so groß ist wie sein Genie.
Die Zeitungen sprechen von Ihrer Reise nach Coppenhagen, ich erinnere mich, wie lebhaft Sie von der Zuneigung zu Italien, Ihrem zweiten Vaterlande, sprachen; wenn Sie es verlassen möge es ohne Nachtheil, für Ihre Gesundheit geschen, und möge auch uns die Freude werden Sie in Hamburg zu begrüßen!
Meine Aeltern lassen sich Ihnen achtungsvoll und herzlich empfehlen.
Daß der Himmel Sie noch lange dieser Erde in voller Kraft und Heiterkeit des Gemüthes lassen möge, ist der aufrichtige Wunsch Ihrer herlich ergebenen
Eliza Sloman