Neapel den 17. May 1837.
Werthester Herr Staatsrath!
Entschuldigen Sie die Freiheit die ich mir nehme Ihnen volgendes zu schreiben. Das Unternehmen mit Ihre Basrelieven kann ich unmöglich mehr durchsezten, denn ich habe genug für mein Unterhalt zu kämpfen. Ich konnte auch nicht voraussehen, daß man gar nichts verkaufen würde. Früher also ihn ganz aufzugeben, (denn es wäre würklich Schaade um de schöne Sachen) ma[c]he ich mir die Erlaubniß volgendes vorzuschlagen.
Mir kostet die ganze Einrichtung, mit samt dem Gelde was ich Ihnen ausbezahlt, 1100 [Z?]. Wollten Sie Jemanden auf Ihre Kosten hineinsezten, oder wenn Sie Jemand wüßten der dazu geneigt wäre, so wollte ich die ganze Geschichte geben für das blose Geld, was Sie von mir bekommen haben, nähmlich für 365 [Z?]. Wenn Sie es thäten, würde Ihnen die ganze Sache nichts kosten, denn genanntes Geld haben Sie von mir schon erhalten, auch nichts reelles würden Sie verliehren, denn Positifes habe ich von Ihnen nichts bekommen, und den Contract, den sowohl ich, als Brandenburg mit Ihnen haben, würde ich Ihnen wieder zurückgeben. Und ich würde es keinem Menschen sagen, wie wir einig geworden wären, und mir würden Sie einen großen Gefallen thun, indem ich in Neapel krank bin, seitdem ich angekommen, und Geld brauche. Mann kann mir sagen warum ich die Sache angefangen habe, wenn ich jezt so spreche. – Meine ganze Hoffnung war in Ihnen, denn Sie versprachen mir alle die Fremden Ihrer Bekanntschaft zu empfehlen; Ihrer Seite aber hat sich keine Seele gezeigt.
Entschuldigen Sie mich, wenn ich Ihnen so schreibe, nun ist aber noch die Hälfte der Mi[e]the noch zu zahlen, und keine rechte Aussichten habe ich dazu, w[enn] [papiret mangler] also der Hauspatron, die gerichtliche Schritte gegen den Brandenburg gethan und natürlicher Weise sein Auskommen nicht findet, so wird er auf den Laden gehen, und so viel von den Basrelieven auf auzione publica auf Spottpreißen verkaufen, bis er zu den Seinigem kömmt.
Ich dachte es war meine Pflicht es Ihnen zu schreiben denn ich kann nicht wißen, ob es Ihnen unangenehm wäre, daß das Geschäft so auf eine Weise auf einmal zu Grunde gieng.
Wenn ich denke, daß ich vor dies noch Geld hatte einige Jahre studieren zu können, und vielleicht aus mir noch was werden konnte, und keine rechte Hoffnung vor mir sehe in meine besten Jahren, so weiß ich mich nicht wie zu trösten.
Mann kann mir auch sagen, wie kommt’s daß ich in Neapel bin. – Für mich ist Rom eine Freunde Stadt, so gut wie Neapel, und mein Unterhalt eben so gut in der eine als in der andere zu bestreiten habe. Wenn Sie darauf eingehen in dem Vorschlag den ich Ihnen gemacht, so wäre es weiter nicht’s als eine Zurücktretung des Contract’s, mit dem Unterschied, daß ich Ihnen dabey die Einrichtung laße, und ich gebe Ihnen mein Wort, ich blieb Ihnen ewig verbunden, denn ich hätte Ruhe über die Sache. Wenn Sie mein Zustand fühlen würden, würden Sie’s gewiß thun, gehen Sie darauf nicht ein, so bitte ich Sie es verschwiegen zu halten.
Was die Formen angehen, die können Sie sich von Brandenburg zeigen laßen, denn Sie sind noch in gutem Zustande. Wenn Sie mich beehren wollten mit einer Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar, es müßte aber bald geschehen, den[n xxxß] [papiret mangler] schon ein Monat, daß die Miethe verfallen ist, und der Hauspatron wird bald seine Rechte in Erfüllung sezten.
Ich bitte von neuem um Entschuldigen meiner Freiheit, wenn mir aber mein Zustand nicht dazu genöthigt hätte, so würde es nicht geschen sein.
Ihr unterthänigster Diener
Georg Gmelin