Hochzuverehrendster Herr von Thorwaldsen!
Verzeihn Sie meine Belästigung. Ich hoffe, Sie werden sich recht wohl befinden, und bin nun so frey Ihnen über einen Punkt Auskunft zu geben, den ich schon längst berühren wollte. – Ich sagte es nämlich dem Könige, daß ich in Rom einigemal gehört habe, Sie würden dereinst Ihre Gyps Modelle größtentheils ihm verehren. Er war hierüber ungemein freudig überrascht, und äußerte lebhaft, was dieß für ein Schatz nicht allein für München sondern für ganz Teutschland sey, diese Sachen hier zu besitzen, und verwunderte sich nur, bey seinem Aufenthalte in Rom nichts davon gehört zu haben, und brach nun wieder neuerdings in Aeußerungen großen Freude aus. Ich wollte natürlich unserer Abrede gemäß, nicht sagen, daß ich es von Ihnen selbst vernommen, und sagte nur, ich hätte sogar von einem Testamentchen gehört. – Nun wurde er sehr theilnehmend, äußerte sich lebhaft, wie viele Liebe und Verehrung er für Sie hege, es thue ihm weh dran zu denken, er glaube es nicht, bis er es von Ihnen selbst höre, er freue sich über Ihre Rüstigkeit und hoffe sicherlich, Sie würden lange nochan beim Testament denken. – In somma ich habe gesehn, daß er ungeheure Freude an diesen Modell-Sachen hat. – So weit bin ich nun gegangen, und es steht Ihnen frey hierin weiter zu verfügen, was Sie wollen. – Den Glyptothek gegenüber wird ein Museum für Kunstausstellungen etc gebaut, das wär’ so ein Plätzchen für Ihre Modelle –
In diesen Tagen war Launitz hier, und hat, wie ich höre, beym Könige erwähnt, daß Sie sich in Hinsicht des Rüstzeuges Ihrer Reiterstatue in einiger Verlegenheit befänden, da Sie in Rom keine Rüstung etc. vorfänden. – In Folge deßen trug mir Klenze im Namen des Königs auf, genaue schattirte Zeichnungen von einer vollständigen Rüstung, Pferdegeschirr, etc. fertigen zu laßen – Da ich nun Ihre Statue genau kenne, auch in Schleißheim ein lebensgroßes Bild von Max, zu Roß in voller Rüstung und gleichzeitig gemalt, vorhanden ist, auch in der königlichen Sattelkamer, und dem Zeughause noch schöne Rüstungen vorhanden sind so hoff ich gute Ausbeute, und werde Ihnen auf jeden Fall auch eine kleine Pause des Schleißheimer Bildes senden – Binnen 8 Tagen werden diese Sachen h[i]er abgehn. Uebrigens erinnere ich mich, in Rom den commandierenden Schweitzeroffizier in der Sistina in einer schönen alten damatzierten Rüstung gesehn zu haben, sie geht aber nur bis Häffte Schenkel, indeß die Arme u der Brustharnisch waren sehr schön, und ich glaube, sie würde auf jeden Falle nützen. – Ich bin froh daß Sie diese Statue angefangen haben der König hat sich wirklich erst jüngsthin ungetuldig ausgesprochen. Und nun verzeihn Sie meinen langen Brief. Ich aber geharre hochachtungsvolls[t]
Ihr
den 22ten Aprill 835
ergebenster L Schwanthaler.