Hochverehrter Herr.
Mit größtem Vergnügen ergreife ich eine so günstige Gelegenheit Ihnen einige Grüße aus der ferne zu überschicken.
Herr von St. George aus Frankfurt ist nämlich so gefällig diesen Brief an Sie mitzunehmen und freut sich schon im voraus den Mann, von welchem ich ihm so viel erzählten persönlich kennen zu lernen. Zwar habe ich schon in einem früheren Brief, welchen ich in einem Schreiben an Bissen eingeschlagen hatte, Ihnen meinen Dank für die mir in Rom erwiesene Güte und Theilnahme an den Tag gelegt, allein ich kann nicht umhin dieses auch in diesen Zeilen mit ewig gleichem Gefühl wieder zu thun, da ich mich jeden Tag, jenes Einflußes, den Sie in Rom auf mich ausübten, mehr erfreuen darf. – Wie oft habe ich mich schon in der Zeit u[n]d dem Gedenken gelebt, Sie bald wieder zu sehen, aber wahrscheinlich wird dieses noch etwas hinausgeschoben, da ich über und über in Arbeiten stecke, von welchen Ihnen Hr. v. St George manches erzählen kann, deßen eigenes Portrait und die seiner Töchter ich gemalt habe. –
Welche große Freude ich der Stadt Mainz mit Ihrem Portrait gemacht kann ich Ihnen nicht beschreiben, auch hatte mein Fürst der GroßHerzog von Heßen daßelbe einige Tage in seinen Zimmer stehen, und mir sein größtes Wohlgefallen darüber geäußert. Man ist jezt nur allgemein darauf gespannt das Monument Gutenbergs meistens fertig zu sehen, und hat sich an Stichelmayer in München wegen deß Gußes gewendet, so viel ich weis (da ich mich die ganze Zeit in Frankfurt u Darmstadt aufhielt) hat man Sie deshalb schriftlich befragt. –
Doch will ich jwzt nicht mehr länger Ihre kostbare Zeit in Anspruch nehmen, muß aber doch noch eine Besorgniß äußern wegen eines Briefes den ich an Bissen schickt[e] worin auch der an Sie enthalten war; ich habe nämlich keine Nachricht mehr von Bissen darüber erhalten, und er erhielt doch in demselben einen Wechsel von 50 Louisd’or welche ihm eins[t]weilen die Gutenberg’sche Commission schickte durch mich.
Dürfte ich Sie nicht vielleicht bitten mit Dre Boettger einmal darüber zu sprechen, der gewiß etwas Näheres davon weis.
Letzteren bitte ich so wie die Familie Butti recht herzlich zu grüßen und empfehle mich
Frankfurt den 12t. Nov. 1834. |
Ihre ewig dankbaren Heuss. |