Werthester Herr Thorwaldsen!
Durch einen Brief Herrn Wagners ward ich in Kenntniß gesetzt, daß Sie die Güte hatten ihn für mich Abdrücke Ihrer herrlichen Basreliefs, der Nacht und der Morgenröthe zu geben.
Ich kann mich nicht länger zurückhalten Ihnen sogleich meinen innigen herzlichen Dank für dieses Geschenk dar zu bringen, einen Dank der um so aufrichtiger ist, als ich mich zu den vielen bekenne, den in Ihnen den größten Bildhauer unserer Zeit verehren. Ohne Ihnen lieber Herr Thorwaldsen auf irgend eine Art schmeicheln zu wollen, freuet es mich innig Ihnen bey dieser Gelegenheit meine Denkungsart frey und offen zu bekennen. Das stette ruhmende seine Beschreiben Ihres Werke hat diese Ueberzeugung lebendig in mir hervorgebracht. Es gehört unter meine[n] größten Freuden sie meinen Gedächtniße gegenwärtig zu machen – Denken Sie daher mit welchem Vergnügen ich den Abgüßen entgegen sehe, die mir zwey der herrlichsten Produkte Ihres schöpferischen Geistes wo die Sonne zaubern, die mich stets an den liebenswürdigen Künstler erinnern sollen, dem sie ihn daseyn verdanken.
Und nun nur noch die Bitte sich zuweilen eines Menschen zuerinnern der wenn auch fern, sich stets mit Sehnsucht in Ihre Nähe versetzen und immer sich nennen wird
Ihren
München den 8ten September. | dankbaren Freund |
Karl Graf v. Seinsheim |
Mein Bruder August, der indeßen eine Frau genommen, und in dem Seeligkeiten des beginnenden Ehestandes schwelgt, sagt Ihnen alles erdenkliche Schöne. Ihn und mich bitte ich Sie unseren übrigen Freunden zu empfehlen. Sollte Frau von Humbold noch in Rom seyn bitte ich mich bey Ihr und ihrer liebenswürdigen Töchtern nicht zu vergeßen.