Mein Hochgeehrter Herr Torwaldsen!
Herr Blechen ein ausgezeigneter Landschaftmaler, der zur weiteren künstlerischen Ausbildung sich nach Rom begeben hat, ist so glücklich Ihnen dieses Schreiben überreichen zu dürfen, und möchte ich, der ich es ihm einhändige wohl an deßen Stelle seyn und die Freude genießen, dem treflichen Manne und Großen Künstler meine Vollste Verehrung noch einmahl an den Tag legen zu können so wie demselben noch einmahl herzlich für so viele mir erzeigte Theilnahme und Freundschaft danken zu können. Was in diesen Jahren neues und treffliches in Ihren Werkstätten entstanden ist, davon ist der Ruf längst schon bis zu uns gedrungen doch bleibt der Gedanke stets betrübend, daß man das Herrliche so in der Zeit geschaffen wird, unbenutzt und ungenoßen vorübergehen laßen muß, da man ja nicht allerorten sein kan. Was mein eigenes Treiben anbelangt so bin ich also ein verheirateter Mann und nun auch als Vater meines dritten Knaben, so glücklich wie nur immer möglich, und dieß allerdings weil die Kunst mitten einliegt, auch ist die Tätigkeit im ganzen groß hier. Junge Leute von Talent bilden sich zu sehens empor und überraschende Leistungen, ma[n]chen glauben, daß die Kunst den Norden liebgewonnen habe, wenn ich nun auch von mir selbst reden soll, so darf ich mich meines Fleißes, während meinen hiesigen Aufenthalt wohl rühmen, ich habe vieles gearbeitet, mitunter einiges, was Ihres Beyfals vieleicht nicht unwürdig gewesen wäre, in diesem Augenblick beschäftigt mich eine größe Arbeit für eine hiesige neue Kirche, ein Altarbild nähmlich, die Auferstehung Christi vorstellend 19. Fuß hoch 11. breit. Der Stoff ist aufmunternd genug, so wie der Auftrag ehrenvoll, an Fleiß und Ausdauer soll’s nicht fehlen, damit das Werk gelinge.
Zum Schluß empfehle ich Ihnen bestens den braven und wie Sie gewiß beurtheilen werden auch geschickten Herrn Blechen. Das originelle seiner Arbeiten in der Auffaßung und im Stiehl werden Sie gewiß mit einigem Beyfall belohnen.
Ferner bitte ich im Falle Sie Herrn Mazzaroni sehen sollten um die Gefälligkeit, demselben zu sagen, daß ich ein für ihn bestimmtes kleines Bildchen in Bereitschaft habe, welcher nur noch um abgeschickt zu werden, kopiert werden soll.
Der theueren Signora Buti sigr: Helena und Vittoria Cesare und allen so mich noch im Andenken behalten haben bitte ich meine verbindlichsten Grüße zu ertheilen, und ich grüße und küße den großen Meister und Freund von ganzem Herzen, und behalte mir vor, wie eigentlich verabredet war, zum Andenken etwas von meiner Hand recht bald Ihnen einzuhändigen.
Der ich mit der größten Verehrung und herzlicher Liebe verharre
Ihr ganz ergebenster
Diener und Freund
Begas.
Berlin d. 1ten Octbr: 1828.