Hochwohlgeborner Hochgeehrender Herr!
Die Überraschung welche mir das Schreiben des Herrn Wolff von 5 May d.J. bereitete, war um so größer und angenehmer, als ich, weil ich so lange Zeit gar nichts aus Rom vernommen, schon gewiß glaubte, es müße Ew Hochwohlgeboren meine geringe Arbeit an der auf Sie gefertigten Medaille ganz und gar mißfallen haben. Es wäre dies auch gerade kein Wunder gewesen, denn ich fühle sehr wohl, meine Unvermögenheit etwas zu leisten, womit ich ohne Erröthen u Furcht vor den Richterstuhl eines Mannes hintreten könnte, der in der Kunst das Höchste geleistet hat, und dem folglich das Geringe nicht anders einiges Interesse abgewinnen kann, als wenn er sich geneigt findet dasselbe nachsichtsvoll mit der geringen Fähigkeit des Verfertigers zu meßen.
Wenn ich nun auch Ihren der Medaille geschenkten Beifall, woran Sie mich geneichtest versichern laßen nur in diesem Sinn verstehe und annehme, so ist er für mich doch unendlich beglückend, und schon die nunmehr erhaltene Gewißheit, daß von Ihnen mein guter Wille wenn derselbe auch nur unvollkommen von mir ausgeführt werden konnte, nicht verkannt worden, muß sehr ermunderend auf mich wirken.
Was nun die mir gewordene grosse Ehre der Ernennung zum Mitgliede der Academie Sant Luca betrifft, welche ich Ihrer Empfehlung zu danken habe, so fühle ich wohl, daß es von mir das größten Fleißes und eifrichsten Strebens bedarf um durch zukünftige Leistungen mich derselben würdiger zu machen, und die erhaltene Auszeichnung soll mich fortan mächtig bestürken, und ermundern, meine ganze, geringe Kraft zur Vervollkommnung anzustrengen.
Indem ich nun Ew Hochwohlgeboren meinen tief gefühlten ehrerbietigsten Dank an den Tag lege, ermangele ich zugleich nicht, ein Gleiches an die hohe Academie in dem beigelegten Schreiben zu thun. Meiner geringen Übung in der italienischen Sprache wegen, habe ich dasselbe nur ganz kurz und einfach einrichten müßten; und hoffe daß mich Ew Hochwohlgeboren, welche ich um gefällige Einreichung dasselben gehorsamst bitte, wegen der unvollkommnen Schreibart diesen simplen Zeilen möglichst entschuldigen werden. Sollte es aber nöthig und schicklich sein, ein besser abgefaßtes Dankschreiben einzuschicken, so haben wohl Ew Hochwohlgeboren die Güte, mir es anzeigen zu lassen, damit ich sogleich ein anderes abschicken kann. Versiegelt habe ich das beiliegende deshalb nicht weil es den Brief sonst zu dick macht.
Die 50 Exemplare der Medaille, welche Ew Hochwohlgeboren zu haben wünschen, sollen bald und gerne, wie Sie mir haben andeuten laßen, mit der Kupferplatte des Herrn Casper hier abgehen, sie wären schon zum Abgehen fertig, wenn nicht den Stempel der Rückseite als die Ausprägung schon beinahe vollendet war, Schaden genommen hätte. Der neue wird jetzt eingesenkt, und so wie er fertig ist, soll die weitere Prägung vor sich gehen. Es wäre dieser Unfall wohl auch nicht vorgekommen, wenn wir nicht so schlechtes altes Prägewerk zu den Medaillen jetzt hätten, was noch einige Monate benutzt werden muß, bis der neue fertig ist. Mit dem neuen Stempel werde ich mich aber versehen, und die Ausprägung lieber auf einem unseren anderen kleineren Prägewerke vollenden laßen. Der gesprungene Stempel war übrigens schon beim Härten etwas zu sehr angegriffen, und dadurch morsch geworden, dennoch verachtet hat er eben schon mehr als 100 Abdrücke ausgehalten.
Vor einiger Zeit las ich in der hiesiger Zeitung, daß Ew Hochwohlgeboren nach Vollendung des Denkmales für Poniatowski eine Reise nach Warschau unternehmen würden. Wenn dem so ist, so dürften wir vielleicht auch die Hoffnung hegen, Sie in Berlin zu sehen, worauf ich mich schon, wenn ich auch eben noch nichts gewißes darüber weis, sehr freue.
Den Genuß die schönen neueren Werke Ew Hochwohlgeboren, namentlich das Denkmal des Papstes, u mehrere andere, wovon die Zeitung schon viel geschrieben, zu sehen, werde ich wohl in meinem Leben nicht mehr haben. Zwar ist es immer noch mein heiser Wunsch und Wille noch einmal nach Italien zu reisen, aber noch sehe ich mich nicht der Ausführung nahe, je älter man wird, desto mehr Hinterniße kommen einen in den Weg.
Indem ich nun Ew Hochwohlgeboren meinen ehrerbietigsten Dank für die mir ertheilte hohe Gunstbezeigung und Beifall wiederhole, gebe ich mir die Ehre mich denenselben hochachtungs und Ehrerbietungsvoll zu fernerem geneichten Wohlwollen zu empfehlen, und zu verharren
Ew Hochwohlgeboren
Berlin den 10 Juni | ganz gehorsamster Diener |
1827 | Götze |