Trieste d. 31. Merz 1827 — ..
Wohlgebohrner
Ihrem großen Kunst-Renomee verdanke ich die Ehre Ihrer Adresse, und bin so frey Ihnen eine Anerbietung zu machen, die, wenn Sie Gebrauch davon machen wollen für Sie sehr nüzlich ausfallen dürfte,
Nach inliegendem Catalogue habe in einem Seehafen in Dalmazien ein Museum von Marmor u Kunstsachen zu verkaufen, wo allein 300. Marmor Stüke worunter ca. 8 Collosalische Statuen von griechischen Marmor Salino, u griechischem Scalpello seyn sollen; Umständehalber wird dies alles zu sehr niedrigen Preißen verkauft werden, weil keine Liebhaber, Kenner, und Geld so was zu kaufen da sind, so dachte ich, es könten Ihnen diese Statuen als rohe Marmor Klöze betrachtet conveniren, ich habe sie nicht gesehen, blos in Bley Zeichnung mit verjüngtem Maas Stabe die ich Ihnen auch zur Einsicht zuschiken könte, glaube aber doch, daß was gutes darunter seyn könte daß, Sie mit wenigem Meißel Ihrer Leute auf hohen Werth bringen könten.
Diese 300. u mehr Stüke nur als rohen Marmor betrachtet dürften vieleicht mehr werth seyn, als man das ganze kaufen kan, u das dan leicht nach Ancona transportirt werden könte —
Jedoch müsten Sie alles zu untersuchen einen Kenner von Marmor und alter Kunst schiken, zu sehen ob für Sie Nuzen daraus zu ziehen wäre oder nicht, die Reiße Spesen könten über Ancona dan zu See nicht bedeutend seyn, eine art plaisir Reiße zu machen —
Sie kennen vieleicht Speculanten die so was kaufen in Rom bearbeiten laßen könten, und Auswege zum Verkauf wißen —
Meiner einzige Absicht ist Ihnen nüzlich zu werden und Sie von meiner unbegränzten Hochachtung überzeugen zu können mit welcher die Ehre habe zu seyn —
E. Wohlgebohren ergebenster Dr.
I.I. Braig.
Die mehrsten Statuen sollen
von dem alten Nona her seyn
u. das Museum schon Anno 1650
zu samlen angefangen worden seyn.