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Du schreibst von Gabrielles Brief an Dich, ich habe ihn gelesen, und er hat mir ungemein gefallen. Er war auch wirklich sie selbst. Sie hat eine tiefe Innerlichkeit, und die frühe Liebe müβte unter diesem Verhältnis der Trennung und Sehnsucht viel in ihr entwickeln. Menschen, die durchaus nichts wissen und nichts wissen können, sehen Gabriellen die Liebe und die stille Sehnsucht an. Auf ihrem Bild *) sitzt sie doch, wie ich schon geschreiben zu haben glaube, und läβt eine Turteltaube in einem Gefäβ von Giallo antico trinken, auf dessen Rand die zweite Taube sitzt. Ihr Blick schweift darüber weg. Ich sagte es einmal Schadow als einem kleinem Tadel, daβ sie die Taube nicht ansähe. “Nein”, antwortete er mir, “es ist dieser Blick charakteristisch in Fräulein Gabrielle, ihr Blick schweift immer so über die Gegenstände und sucht etwas, was sie wohl nur in sich sieht. Thorwaldsen ist auch der Meinung gewesen, daβ ich dem Bilde sehr schaden würde, wenn ich den Blick auf die Taube fixierte, und hat es so empfunden wie ich.”
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