Rauch an Rietschel.
Liebster Freund
Ich sage Ihnen meinen allerherzlichsten Dank für Ihr sehr angenehmes Schreiben vom 26 Xbr und alle die erwünschten Mittheilungen, wodurch die meisten Anfragen meines lezten Briefes erledigt sind, welches alles mich so sehr interessirte. Aus Berlin habe ich fortwährend gute Nachrichten von den Meinigen, welche auch Nachrichten von Ihnen hatten. Edw. ist denn wirklich mit seiner Arbeit für P[aris]. fertig geworden, * aber mit großer Anstrengung, welchem Sie auch die Dersäumniß gegen Sie zuschreiben müßen, wird nun auch wohl nachholen und sich damit entschuldigen.
Thorw. ist gestern früh mit der Familie Graf Voß mit Veturin Pferden nach München abgereist und hofft den 10. Febr. ein zu treffen. Adreßen an Sie und den Herrn Gesandten v Küster habe ich ihm mitgegeben, und sorgen Sie nur daß er ordentlich diese lieben Freunde besucht. Thorw. bedarf keiner andern Bewirthung wenn er bei mir abtreten sollte, als die Wohnung, Bedienung und Frühstück, am meisten aber Ihre Hülfe die Künstler und guten Freunde nicht zu versäumen. Meine Modelle stellen Sie schicklich im Atelier zur Ansicht, das große der Königsstatue aber laßen Sie wie es ist, es kann ihn wenig daran intereßiren.
1. Nicht zu viel laßen Sie die Zierathenarbeiter an den Sachen des Thrones und Statue machen, nur daß es leidlich in der Maße da ist, ja nicht ausführen, sonst wirds leicht trocken unter deren händen.
2. Daß die Trotteln im Guße unrein geblieben, macht die Ergänzung sehr schwierig. Warum hat Bianconi in den einzelnen Schaalstücken wie es üblich ist diese Winkel [nicht] ausgegoßen vor dem Zusammensetzen?
3. Beeilen Sie doch j a das Absenden Eines Büstchens – auch 2 Stück des Thronfolgers wenigstens nach Berlin für den König per addr. M. Friedläender für den K. G. Kämmerier Ritter p. Herr Timm zu Berlin. Ebenfalls zwei in 2 Kisten an den K. Hof-Staats-Sekretair Herr Schiller durch Friedlaender für St. Petersburg an die Kaiserin. Die Briefe unterzeichnen Sie: Rietschel im Nahmen des Prof. Rauch in deßen Abwesenheit etc. Man beschuldigt mich sonst der größten Nachläßigkeit ohne den wahren Grund der Versäumniß ein-zuholen.
Ich denke mit Wolf[f] und Franz Montag früh nach Neapel abzureisen, und gegen den 20ten hier wieder einzutreffen denn daselbst finde ich viel zu thun. Bis zum 18ten senden Sie also fortwährend Ihre Nachrichten hierher: Via Sistina 51.
4. Am besten ists wohl Sie und Consorten laßen sich zum Punktiren einen Carraraher Bildhauer kommen, denn sonst dauert die Arbeit gar zu lange.
5. was Sie mir von allem des Ateliers und gutem Fortgange der Arbeiten schreiben macht mich sehr glücklich und beruhigt mich, obwohl mein hiesiges Glück nur halb ist, weil ich selbst nichts arbeiten kann. Ich hoffe aber alles nachzuholen und in Berlin sehr fleißig zu seyn. Denn besser sehe ichs ein was ich eigentlich thun soll.
6. Wredows Statue des Ganimedes in Marmor ist eine der schönsten und fleißigst gearbeiteten in Rom, er ist allem recht aufs leben gegangen. Wolff restaurirt eine schöne Juno für das Berliner Museum und hat sehr tüchtig einen Schäfer in Marmor vollendet. Kommt im Sptbr. zum Besuch nach München und Berlin: Von Thorw: laßen Sie sich von Magnus herrlichen Bildnißen erzählen, das schönste was ich lange nicht sah, liefert dieser Künstler.
7. Thäter meinen schönsten Gruß und Dank für seinen Fleiß und Aufmerksamkeit. Zeigen Sie Thorw. deßen Zeichnungen etc.
8. Herrn v. Knobelsdorf sagen Sie doch daß ich Hoffnung hätte für seine Medaillen-Sammlung ihm nützlich zu seyn; auch in Neapel würde ich nun thätig seyn.
9. Jacob schenken Sie allerdings etwas zu Neujahr, auch Fräulein Pauline meine schönsten Grüße bitte gelegentlich zu bestellen. Sehen Sie sie wohl? was Sie mir vom Unterricht des Fräulein v. Küster sagen freut mich sehr, und daß sie nun auch Fortschritte machen wird.
10. Prof. Rehberg bitte grüßend zu sagen, daß S. D. der Fürst von Wittgenstein mir geschrieben daß er alles empfangen und seiner Majestät vor[ge]legt habe, auch alles dafür thun wolle, was er könne: geben Sie dem armen Manne diese Beruhigung.
Entschuldigen Sie die Eile und Verwirrung dieser Zeilen, aber ich bin schon in der Abreise und diesen pflichten begriffen; alles bestes erzähle ich Ihnen mündlich, auch schreibe ich wohl aus Neapel. Von Ihnen erwarte ich aber ungesäumt einige Nachrichten, wie alles ist, und auch wann Thorw: angekommen. Hermann grüßen Sie bestens so alle Freunde. Stiglmaier, Bianconi, Rettinger, den guten Waagen etc. Hübner und die Eltern alle erinnern sich Ihrer öfter und grüßen Sie herzlichst.
Nun leben Sie wohl und behalten mich lieb
Ihr
ergebenster Freund Rauch.
Rom 23. Jan. 1850.
P. S. Fanden Sie vielleicht unter meinem Papiere einen Folio Bogen auf welchem deutsche und italienische Künstler verzeichnet sind Mitglieder der Berliner Akademie, so senden Sie mir die Namen der lezteren.*