Jetzt wird Deine gewiss sehr Interessante Reise durch die Schweiz, den wohl geendigt sein, und Du Dich an der Seite Deines lieben Trinchens befinden, wozu ich Dir meinen herzlichen Glückwünsch hiermit bringe. Mein Brief von Bologna, vermuthe ich wirst Du in Zürich erhalten haben. Ich bin nun gewiss dass Deine Portefeuille in der Schweiz eine reiche ausbeute gemacht haben wird, den gewiss vermuthe ich wird die Schweiz nicht weniger reich an Schönheiten gewesen sein, wie das über alles schöne Savoyen. Von Bologna nach Florenz und Rom gings immer Berg auf und Berg ab durch die allerschlechtesten Wege, die es in der Welt geben kan, von der Gegend bis nach Rom læsst sich nicht viel rühmliches sagen, den es waren mehrentheils wahre Wüsteneien, wo man oft Spuren von Erdbeben erblickte, nur die ganze Gegend um Lago de Bolsena war eine der Schönsten die ich je gesehen habe. Florenz ist eine sehr schöne grosse Stadt, die ist mir sehr grossen Quadersteinen gepflastert, ich habe daselbst nicht viel gesehen, weil wir nur einen halben Tag zugebracht haben. Hier sieht man nichts wie Oelbaume Maulbeerbaume Orangen Feigen und dergleichen Sachen. Auf diese ganze Reise hørte man in den Wirthshausern von nichts wie Raubereien sprechen, die Landstrasse ist auch dazu geschikt den die Dörfer und Fleken, liegen weit davon entfernt auf den Anhöhen, wir sahen mehrere todgeschossene Pferde, und wir begegneten nichts, wie einzelen Viturins, Banden von Gaudiebe gefesselt von Gensdarmen begleitet und zuweilen Haufen von Bauren die nach ihre Felder gingen und wie wahre Teufel aussahen, es sollten oft reisende selbst mitten am Tage angehalten und ausgeplündert werden. Endlich kamen wir den in Rom an den 3. July um 2 Uhr Nachmittags, die Reise hatte grade 4 Wochen gedauert. Rom hat eine sehr schöne Lage de grosse Mænge von Kunstschätzen die sich hier befinden, geht über alle Vorstellung. Die grosse Mänge Lustschlösser Villas in und um Rom sind von Kunstsachen ganz angefüllt, das Vatikan mit dem Museum Clementinum die Logen and Stazen Raphaels, die Peterskirche ist das grösste, schönste, reichste, und Interessanteste was man sich denken kan, aber noch ist mir nichts lieber wie die Antiken Ruinen, wie das Koliseum, die Tempel und Triumpfbögen. Wer das Museum in Paris gesehen hat das doch die ersten Meister der Bildhauerei und Mahlerei enthalt wird wohl schwerlich etwas schöneres finden Es ist mehr dass man in Rom fast bey jedem Trit etwas mahlerisches findet, es hat tausenderley schöne Sachen!
Die Luft hat imer eine schöne Dunkelblaue Farbe, selten sieht man schöne Wolken. Ein Landschaftsmahler wurde hiergenug für sein Studium finden, O was für schöne Vordergründe giebt, es hat hier eine sehr schöne Baumart die man auf deutsch imergrime Eiche nent, es ist die die Verstapen in seine Landschaften imer gemacht hat, die Pinien sind hier gros und schön, besonders in der Villa Borghese wo es auch noch viele hübsche Eichen giebt, von Norden nach Osten und Süden in der Entlernung von einigen Meilen hat man die sehr schöne Berge von Tivoli, Albani u.s.w. die eine sehr Dunkelblaue farbe zuweilen haben, aber das Clima in Rom ist sonderbar, die Hize ist oft ganz unerträglich, von 11 Uhr, bis 5 Nachmittags, man kan sich nie recht wohl befinden, ich habe jetzt seit 14 Tagen, sehr stark an diarhée gelitten. Ich habe hier schon mehre deutsche Künstler besucht, die viel Talent gehabt haben, in Komposition auch wohl in der Zeichnung aber mahlen und coloriren können sie durchaus nicht, sie sind auch nicht Willens sich von ihren altdeutschen Slendrian abbringen zu lassen. Ich wohne auf der Trinita de Monti im selben Hause wo der Hr. Thorwaldsen Hr. Malling die Gebrüder Rippenhausen und mehre Künstler wohnen, Thorwaldsen ist gewiss der grösste Bildhauer unserer Zeit, was der herliche Sachen gemacht hat. Unser Malling ist ein Ganz vortrefflicher Architect. Wir werden uns den gewis oft ans alte Paris erinnern, wo wir doch so manche glyckliche Stunde genossen, man wach doch sagen was man will Paris hat sehr viel angenehmes und anziehendes, es hat ein Museum, und die grössten Mahler jeziger Zeit, die man nicht in Rom findet O wie würde es mich jezt freuen wenn ich bald wieder von dir, mein lieber Müller, der Du mir doch Ewig bleiben wirst, erhalten konte, erzähle mir ganz kurz von Deine Reise von Paris, durch die Schweiz und nach Dannemark und wie es den jezt in Kopenhagen geht. Grüsse recht hertzlich Deine geliebtes Trinchen, Clemens und Bagge, und alle, gute freunde. Dein Eckersberg.
Noch muss ich Dir erzählen, dass ich hier in der Galerie Doria, die 2 allerschönsten Cloudes gesehen habe, die vielleicht existieren es ist die Mühle, und dazu der schöne Morgen mit dem grossen Gebaude rechts, im Mittelgrunde in der ferne das Meer. Du wirst sie beyde schon von den Kupferstichen oder Kopien kennen, ich habe nie was schöneres gesehen die beiden Sachen verdienen allein eine reise nach Rom.