Potsdam, 6. November 1836.
Die flüchtigen Zeilen, mein theurer, hochverehrter Freund, überbringt Ihnen der Sohn des trefflichen Geheimen Regierungsraths Meyer aus Potsdam, ein Architekt, der sehr jung den löblichen Entschluß gefaßt hat, aller Aristokratie seiner Familie entsagend, mit Bewilligung verständiger Eltern, das Maurerhandwerk vom Lehrling an bis zum Maurermeister zu erlernen. Vor einer so tüchtigen Handlung habe ich, nach meiner Weltansicht, viele Achtung, und da ich sie Ihnen nicht erst einzuflößen brauche, so bedarf es nicht mehr, als Sie dringendst in des Prinzen Wilhelm (Sohn des Königs) und in meinem Namen zu bitten, dem braven und sehr talentvollen jungen Architekten, der später ein ausgezeichneter Schüler des Beuthischen Gewerb-Instituts war, Ihren Schutz und Ihren Rath zu schenken. Für unseren Lepsius haben wir erlangt, was Sie, mein Theurer, wünschten, und was er in so hohem Grade verdient: bei der Academie und zur Herausgabe beider Abhandlungen, zu denen ich einen Buchhändler geschafft habe.
Eine schöne Copie in Bronze der Thorwaldsenschen Büste meines verewigten Bruders will ich Ihrem Institut archéologique für den Sitzungssaal verehren. Die Büste ist im Atelier von Tieck deponirt, und Sie können darüber, wenn Sie wollen, disponiren. Mit alter Liebe und Anhänglichkeit
Ihr
Al. Humboldt.