Hochverehrtester Meister!
Durch gegenwärtiges Schreiben, wo zu ich veranlaßt bin von dem Director des Gräflich Einsiedelschen Eisenwerks Lauchhammer, Herrn Oberhüttenmstr. Alex ergreife ich gern die Gelegenheit, mich dadurch Ihrem Gedächtniß zurückzurufen, u Ihren gütigen Wohlwollen, das Sie mir immer schenkten, aufs neue zu empfehlen.
Hr. Alex hatte gelesen, daß Sie einen Auftrag erhalten hatten 4 mythologische Figuren zu verfertigen, welche in Bronce gegoßen werden sollten, u er strebt als tüchtiger u thätiger Geschäftsmann nach der Auszeichnung, den Guß dieser Statuen, wenn eine Möglichkeit vorhanden, für die durch seiner Geist u seine Thätigkeit erst seit einigen Jahren ins Leben gerufene sich so ausgezeichnet bewährte Broncegießerei im Auftrage zu erhalten, nun derselben dadurch neuen Glanz zu bereiten.
Dieses Erstreben werden Sie natürlich, u es auch nicht auffallend finden, wenn dadurch die Möglichkeit angenommen ist, daß es vielleicht in Kopenhagen an einen Gießer fehlen könnte, der Ihren Anspruchen ganz zu gnügen vermag, da allerdings tüchtige Broncegießer nicht heufig sind.
Die Broncegießerei in Lauchhammer hat mit Auszeichnung Guß u Ciselirung der beiden von Rauch verfertigten Polenkönige, welche jetzt in Posen stehn, so wie einer kolossalen Vintorin auch von Rauch für den Belle Aliance Platz in Berlin hergestellt, so, daß beide Güße nach Abnahme der Nähte u der unumgänglich nöthigen Ausputzung als Rohgüße aufgestellt werden konnten. Hr. Professor Rauch wünschte aber im Voraus, daß sie ciselirt werden möchten, u so ist auch in dieser Hinsicht durch einen ausgezeichneten Ciseleur gesorgt, der seine Befähigung hier zu aufs Glänzen daß an dem in jeder Beziehung [x]in[x]lungnen hier in Dresden gemachten Güße meiner kolossalen Königsstatue bewährt hat. I[c]h kann in Wahrheit sagen, daß [x]chs nur dem Geschick dieses Gies[se]reipersonales u der aufopfrender Thätigkeit ihrer Administration verdanke, daß das Monument nächsten 7. Juni als ein für das Auge wohlgelungenen Guß enthällt werden kann.
Die jetzige Arbeit Lauchhammers ist eine kolossale Hygäa als Brunnenstatue für Posen, von Wolf, einen Schüler Rauchs.
Sehr glücklich könnte es mich machen, wenn die Gießerei in Lauchhammer, an deren Administration u Arbeitern, welche nur einen ehrenvollen Ruf im Auge haben, ich den wärmsten Antheil nehme, wenn diese Gießerei durch Ihre Aufträge beehrt werden könnte. In diesem Antheile suchen Sie den Grund, warum ich dem Wunsche des Herrn Alex so gern entsprechen, die Stellung, welche diese Gießerei eingenommen, der Wahrheit gemäß zu empfehlen. Ein Gleiches wird auch Hr Professor Rauch thun können.
Nach Enthüllung des Königs monuments, u da auch meine Theaterarbeiten sämmtlich vollendet sind, will ich eine 2 monathliche Reise nach Frankreich machen, wurde aber schmerzlich bedauern, wenn ich Sie verehrtester Meister deshalb nicht wieder sehn sollte, da mir vor kurzen gesagt wurde, daß Hr. Major Serre einen Brief von Ihnen erhalten, welche Ihre Durchreise durch Dresden u einige Tage Aufenthalt im Voraus angekündigt habe. Bestätigte sich dies, so würde allerdings von der Fertigung jenen 4 Statuen in Kopenhagen, wenigstens von Ihrer Hand, nicht die Rede seyn können. Welches Gerecht auf mehr seyn möge, jedenfalls zeigt es von Ihrer Rüstigkeit, die der Himmel noch lange erhalten möge.
Mit den ehrerbiethigsten u verehrendsten Gesinnungen verharre ich als
Ihr
Dresden | ewig dankbar ergebener |
d. 16. Mai 1843. | E Rietschel |